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AhA: Warum werden Goldzähne rar?

Ach, hätte man sich vor sechs, sieben Jahren ein paar Nuggets gekauft: australische Goldmünzen oder den Krügerrand! Zwar wirft Edelmetall keine Zinsen ab, aber der Preis je Unze – das sind 31,1 Gramm – hat sich seither verdreifacht.

Ach, hätte man sich vor sechs, sieben Jahren ein paar Nuggets gekauft: australische Goldmünzen oder den Krügerrand! Zwar wirft Edelmetall keine Zinsen ab, aber der Preis je Unze – das sind 31,1 Gramm – hat sich seither verdreifacht. Er liegt bei mehr als 1000 Euro. Gold gilt bei privaten Anlegern und Staaten als globale Krisenwährung.

Nur im Mund wollen es immer weniger Menschen haben. Die Morgenstund’ hat heute Kunststoff im Mund. Oder Keramik. Da stellt sich die Frage: War der Einsatz von Gold in der Zahnmedizin nur eine Brückentechnologie?

Das lässt sich eher von Amalgam sagen. Seine Oberfläche wird mit der Zeit schwarz. Es ist außerdem quecksilberhaltig. Wenn Plomben später herausgebohrt werden müssen, entstehen Quecksilberdämpfe, die speziell für Zahnärzte und ihre Helfer auf Dauer zur gesundheitlichen Belastung werden können.

Gold ist beständiger. Auch im Mund verändert es sich nicht. „Als Plombe, Inlay oder Krone hält Gold extrem lange“, sagt Christoph Bourauel, Leiter der Oralmedizinischen Technologie an der Uni Bonn. Gold lasse sich außerdem gut verarbeiten. Man könne es problemlos erhitzen und in die gewünschte Form gießen. „Wenn eine solche Goldfüllung gut angepasst wird, hat sie einen idealen Randschluss.“

Kunststofffüllungen lösen sich leichter ab. Plastik ist zwar flexibel, wird aber mit der Zeit spröde. Das Material kann schrumpfen. Und wenn am Rand der Plombe feine Spalten entstehen, dringen Bakterien ein. Man benutzt solche Kunststoffe daher eher für kleine Defekte. Ihr Vorteil: Sie sind preiswert.

Für den Zahnersatz besser geeignet sind Keramiken. Sie werden auf ein metallisches Legierungsgerüst gebrannt oder als Brücke oder Krone aus einem Block gefräst. Brennen, Abkühlen und Fräsen sind mehrstufige Prozesse. Die Fertigung ist kompliziert, da Keramik beim Brennen schrumpft und sich Wärmespannungen im Material aufbauen. Keramiken sind deshalb teurer als Kunststoffe. „Patienten, die sich Keramik einsetzen lassen, machen das aus ästhetischen Gründen“, sagt Bourauel. Keramik sieht dem Zahnschmelz ähnlich. Anders als Gold. Aus eben diesem Grund ist das Edelmetall für den Zahnersatz nicht mehr so beliebt, obwohl es nach wie vor geeignet ist.

Wer Goldzähne hat, sollte jedoch wissen: Sie überstehen auch die Einäscherung. Ist der Sarg verbrannt, bleiben die Plomben übrig. Was dann mit ihnen passieren soll, beschäftigt Krematorien und so manchen Rechtsanwalt. Thomas de Padova

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