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Die Hochschule für Wirtschaft und Recht. Wissenschaft habe mit Kultur die größte Strahlkraft für Berlin, sagt HWR-Präsident Zaby.

© Promo / Christoph Eckelt

Was sich Hochschulen von der Berliner Politik wünschen: „Wissenschaft als Wanderpokal – bitte nicht!“

Die Wissenschaft ist eine der größten Stärken Berlins, betont Andreas Zaby, Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Recht im Interview. Das solle sich auch in der Ressortvergabe des Landes widerspiegeln.

Herr Zaby, die Präsidenten der Berliner Hochschulen haben den Parteien Wahlprüfsteine für die Wissenschaft gegeben. Was hat Sie am meisten überrascht?
Wir sind mit den Parteien ständig im Dialog, insofern gab es keine echte Überraschung. Das ist ja auch gut so. Ich spüre eine breite Unterstützung für mehr Autonomie der Hochschulen. Das finde ich sehr erfreulich, dass es durch die Bank so gesehen wird, Detailsteuerungen vermeiden zu wollen und den Hochschulen mehr Freiheiten zu geben. Ich hoffe, dass das auch in der Exekutive ankommt.

Was darf nach der Wahl auf keinen Fall passieren?
Dass wir bei einem Aufwuchs der Landesmittel in Höhe von 3,5 Prozent bleiben. Das war eine echte Errungenschaft vor dem Krieg und der Energiekrise, aber aus heutiger Sicht ist das nicht mehr diskutabel. Das würde zu deutlichen Leistungskürzungen bei den Hochschulen führen. Hier hätte ich mir doch bei der einen oder anderen Partei mehr Deutlichkeit gewünscht, dass es mehr sein muss, um die Inflation auszugleichen – auch bei den jetzigen Koalitionspartnern. Die besondere Bedeutung der Berliner Hochschulen, die ja ohnehin im Ländervergleich nicht besonders üppig ausgestattet sind, ist so hoch, dass wir uns reale Kürzungen nicht erlauben können.

Was wünschen Sie sich von einem neuen Senat?
Eine robuste Hochschulfinanzierung. Wir brauchen einen signifikanten Inflationsausgleich. Das Votum des Vorstandes der Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten lautet: Inflationsausgleich plus 1,5 Prozent. In der Summe wären das mehr als 3,5 Prozent Aufwuchs, aber es ist auch realistisch und nicht vermessen, weil wir wissen, dass die Bäume in Berlin nicht in den Himmel wachsen. Wir brauchen an einem zweiten Punkt Verlässlichkeit.

Und der wäre?
Verlässlichkeit beim Ressortzuschnitt. Meine Sorge ist, dass es durch die Neuwahlen und eine mögliche Umbildung der Koalition wieder zu neuen Konstellationen bei den Senatsressorts kommt. Um es deutlich zu sagen: Das Wissenschaftsressort ist zu einem Wanderpokal geworden. Das ist bei der Bedeutung der Wissenschaft nicht akzeptabel. Diese ist enorm für Berlin, Wissenschaft und Kultur haben die größte Strahlkraft für die Stadt.

Die Wissenschaft war in den vergangenen 20 Jahren erst mit Kultur in einem Ressort, dann mit Bildung, dann in der Senatskanzlei, jetzt mit Gesundheit. Welche Folgen haben diese Wechsel aus Ihrer Sicht?
Immer wieder gehen Schnittstellen verloren, es gibt durch die neuen Zuschnitte Reibungs- und Zeitverluste. Die Teams müssen sich neu einfinden, die jeweiligen zentralen Abteilungen neu reagieren und insgesamt ist die Wissenschaftsverwaltung dabei zu sehr ausgedünnt worden. Es ist natürlich auch eine Frage, wie viel Aufmerksamkeit der Wissenschaft in solchen Kombinationen überhaupt geschenkt wird. Ich beneide Frau Gote wirklich nicht mit dem Zuschnitt Gesundheit und Wissenschaft. Die Gesundheit ist ein Riesenthema, das ist schon irre viel. Idealerweise würde das Wissenschaftsressort ein eigenständiges Ressort.

Die Zahl der Ressorts ist verfassungsmäßig in Berlin begrenzt. Was sollte stattdessen zusammengelegt werden?
Es steht mir nicht zu der Politik zu sagen, wie sie Ressorts zuschneiden soll. Ich verstehe auch die Logik hinter den verschiedenen Kombinationen. Natürlich gibt es mit der Gesundheit eine Überlappung. Die Hochschulen stellen für die Gesundheitsberufe Fachkräfte zur Verfügung, Medizin- und Gesundheitsforschung in Berlin ist groß. Mit der Wirtschaft gibt es ebenso Überschneidungen, ebenfalls mit anderen Bereichen. Aber: Man könnte auch fragen, warum es in Berlin kein klassisches Kultusministerium gibt, in dem Bildung und Kultur zusammengespannt sind. Es gibt letztlich mehrere begründbare Ressortkombinationen. Wie gesagt: Das Wichtigste ist, dass Kontinuität reinkommt.

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