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Das Quagga-Exemplar des Museums für Naturkunde Berlin verendete 1867 im Berliner Zoologischen Garten.

© Carola Radke/MfN

Weltnaturkonferenz – Vielfalt erhalten: Quagga, eine Chimäre aus Pferd und Zebra

Anlässlich der Weltnaturschutzkonferenz in Montréal beschreiben wir täglich eine bedrohte, ausgerottete oder gerettete Spezies aus dem Museum für Naturkunde Berlin.

Von Gesine Steiner

Anlässlich der Weltnaturschutzkonferenz in Montréal vom 7. bis 19. Dezember beschreiben wir in Zusammenarbeit mit dem Museum für Naturkunde Berlin (MfN) täglich eine bedrohte, ausgerottete oder gerettete Spezies aus dessen Sammlung. Ziel der Konferenz ist ein neues Weltnaturabkommen, in dem sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, das Arten- und Lebensraumsterben bis 2030 zu stoppen. Mit den Einblicken in die Berliner Sammlung wollen wir exemplarisch zeigen, was auf dem Spiel steht. Autorin der Artikelfolge ist Gesine Steiner, Sprecherin des MfN. Heute: das Quagga.

Noch im 18. Jahrhundert durchzogen riesige Herden des Quaggas (Equus quagga quagga) die weiten Steppengebiete des südlichen Afrikas. 1785 wurde die Art erstmals wissenschaftlich beschrieben. Vorderleib, Brust, Hals und Kopf gestreift wie ein Zebra, Hinterteil einfarbig und die Beine weiß – erinnerte das Quagga an eine kuriose Chimäre aus Pferd und Zebra.

Ihren Namen sollen sie ihren Lauten, einem bellenden Wiehern, verdanken, mit denen sie sich verständigten. Überprüfen lässt sich das nicht mehr, war doch das Quagga kaum hundert Jahre nach seiner Entdeckung ausgerottet. Die Art überlebte den Kolonialismus nicht. Die europäischen Siedler machten gnadenlos Jagd auf die Tiere, die Land- und Minenarbeiter verzehrten deren Fleisch, aus ihren Häuten wurden Getreidesäcke gefertigt.

Tod eines Zootiers und einer ganzen Art

Die scheinbar unerschöpflichen Bestände schrumpften auf wenige Tiere zusammen. Eine Dürre 1877 tat ihr Übriges. Ein Jahr später erlegten Großwildjäger die letzten Tiere. Kurz darauf, im August 1883, starb im Zoo von Amsterdam das letzte in Gefangenschaft gehalten Quagga und mit ihm eine ganze Art. 

Doch die Quaggas verschwanden nicht spurlos von der Erde. Übrig blieben Fotos und 23 vollständige Quagga-Felle sowie wenige Skelette und Schädel, die in den Museen in aller Welt zu den wertvollsten Objekten zählen. Eines davon ist das im Museum für Naturkunde Berlin im Saal „Evolution in Aktion“ gezeigte Tier, das 1863 bis 1867 im Berliner Zoologischen Garten lebte.

Forschenden gelang es in den 1980er Jahren, das genetische Material des Quaggas zu extrahieren. Die dafür benutzen Gewebereste stammten von den nicht gegerbten alten Häuten in den Museumssammlungen. Das ist ein wunderbares Beispiel dafür, welche Relevanz Museumssammlungen haben, auch wenn zu dem Zeitpunkt, in dem das Objekt in die Sammlung kommt, noch gar nicht abgeschätzt werden kann, welche Forschungsfragen spätere Generationen daran lösen können.

Mit dem genetischen Material und gezielten Kreuzungen mit Zebras wurden dann Ende der 1980er Jahre quaggaähnliche Tiere gezüchtet. Ideengeber dieses Zuchtprojekts in Südafrika war der aus Deutschland stammende Zoologe Reinhold Rau, daher werden diese Tiere Rau-Quagga genannt. Etwa 200 Tiere gibt es bereits. Gesine Steiner/MfN

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