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Vielschichtiges Gedenken an einen fast vergessenen Philosophen. Daniel Kehlmann hielt den Eröffnungsvortrag.

© Annette Hornischer/American Academy in Berlin

25. Geburtstag der American Academy: Daniel Kehlmann, Amy Gutmann und die neuen Stipendiaten feiern in Berlin

Große Stipendiaten wie Arthur Miller machten die Academy zu einer angesehenen Institution. Zum Jubiläum kamen viele berühmte Gäste an den Wannsee.

Als der Kalte Krieg ein glückliches Ende nahm, wurden neue Traditionen gesucht, um die besondere Freundschaft zwischen den USA und Berlin auch künftig zu vertiefen und leuchten zu lassen.

Dazu gehörte die Gründung der American Academy. Welch eine Erfolgsgeschichte im Hans-Arnhold-Center am Wannsee ihren Ausgang nahm, war bei der feierlichen Eröffnung vor 25 Jahren bereits zu erahnen.

Arthur Miller war vor 25 Jahren Ehrengast

Immerhin war der große Dramatiker Arthur Miller damals Stipendiat und Ehrengast. Kaum vorstellbar war in jener Zeit des Aufbruchs, welche Themen bei der Feier des silbernen Jubiläums aktuell sein würden.

Bei der Vorstellung der neuen Stipendiaten am Dienstagabend spielten Themen wie Krieg und Frieden, die Zukunft der Demokratie und das Unrecht, das an Soldaten geschieht, eine wichtige Rolle.

Was fortgeschrittene Demokratien ausmacht

Michael Doyle etwa befasst sich mit der Aktualisierung seines Lehrbuchs „Ways of War & Peace: Liberalism, Realism & Socialism“, in dem es darum geht, dass die Werkzeuge, mit denen aktuelle Herausforderungen bewältigt werden könnten, in der Theorie schon von großen historischen Vorbildern entwickelt worden sind.

Es geht um einen kalten Frieden, aber auch um die zwölf fortgeschrittenen freiheitlichen Demokratien und ihre Werte. „Wenn Sie wissen wollen, ob Ihre Demokratie dabei ist, kommen Sie zu meinem Vortrag“, warb er.

Die Menschenrechte von Soldaten

Über das Unrecht, das an Soldaten geschieht, forscht Jura-Professorin Saira Mohamed von der University of California in Berkeley.

Es geht um die Menschenrechte von Soldaten, die von ihren Regierungen als Kanonenfutter im Shakespearschen Sinn in den Tod geschickt werden, was aktuell auch russische Soldaten betrifft.

Erzwungene Grausamkeiten

Aber auch die Grausamkeiten spielen eine Rolle, zu denen Soldaten von ihren Vorgesetzten beispielsweise in den Kriegen in Vietnam oder im Irak gezwungen wurden. Traditionell sind die Themen hier breit gefächert.

500
Stipendiaten und mehr haben bereits am Wannsee residiert.

Der Klimawandel spielt ebenso eine Rolle, wie die Heilung durch Klanginstallationen. Die Historikerin Mariana Candido befasst sich mit dem transatlantischen Sklavenhandel, setzt dabei einen Schwerpunkt auf Angola und betrachtet die besondere Rolle einflussreicher Frauen.

Architektur und Rassismus

Über die Schwierigkeiten, in einer kontaminierten Welt sich eine bessere Zukunft vorzustellen, arbeitet Holly Case, die als Professorin für Europäische Geschichte an der Brown University lehrt.

Mabel Wilson zitierte Michelle Obama, als sie noch First Lady der USA war und sagte, dass sie jeden Tag in einem Haus aufwacht, das von Sklaven erbaut wurde.

Moses Mendelssohn und seine Verdienste

Bei ihren Forschungen geht es um Architektur und die rassistischen Fundamente großer Gebäude. David Price von der Vanderbilt University befasst sich mit Moses Mendelssohn und der Frage, wie er die kulturelle Modernisierung jüdischen Lebens vorangetrieben hat und so eine bedeutsame historische Figur werden konnte.

Leichtigkeit darf man sich vom Beitrag der Holtzbrinck-Stipendiatin Liana Finck versprechen, die auch als Cartoonistin für den „New Yorker“ wirkt.

Cartoonistin für den New Yorker

Unter anderem hat sie aus dem biblischen Buch Genesis eine Graphic Novel mit Gott als Schöpferin kreiert. Ihr Projekt befasst sich mit Fragen unter dem Titel „Was, wenn …“. Es geht um nicht ganz ernst gemeinte Fragen, wie die, wie viel Abstand man am Strand von anderen Menschen halten sollte.

Die nächsten 25 Jahre werden noch besser.

Daniel Benjamin

Möglicherweise reift sie am Wannsee zu einer ironisierten Version von Miss Manners, einer amerikanischen Institution, die man mit „Fräulein Manieren“ übersetzen könnte.

Daniel Kehlmann über das Leben des Philosophen Schubart

Die Eröffnungsrede hielt diesmal der vielfach ausgezeichnete Bestseller-Autor Daniel Kehlmann. Es ging um die tragische Geschichte des Philosophen und Sozialkritikers Christian Friedrich Daniel Schubart, eine Berühmtheit des 18. Jahrhunderts.

Amy Gutmann und Gary Smith feierten mit

Seine Moral von der Geschicht‘ war, dass schlechte Kunst keine Wirkung haben wird, da nützten auch die besten Absichten nichts.

Zur Feier des Jubiläums waren US-Botschafterin Amy Gutmann, der Gründungsdirektor der American Academy, Gary Smith, und Botschafter a.D. Bernhard von der Planitz gekommen.

Daniel Benjamin fühlt sich dem Optimismus verpflichtet

Als die American Academy eröffnet wurde, war deren Präsident Daniel Benjamin in der Clinton-Regierung mit der Terrorismus-Bekämpfung befasst.

Die war auch sein Thema, als er 2004 selbst als Stipendiat an die Academy gerufen wurde. Während die Schatten über der Welt sich mehrten seit der Eröffnung, wurde die American Academy mehr und mehr zu einem international strahlenden Leuchtturm.

Als Amerikaner sieht Daniel Benjamin sich dem Optimismus verpflichtet und ist überzeugt: „Die nächsten 25 Jahre werden noch besser.“

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