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Das kürzlich aufgelegte Programm der KfW, das Paaren mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von bis zu 60.000 Euro zinsverbilligte Kredite anbietet, geht weitgehend am Bedarf vorbei.

© GMS/Jens Schierenbeck

Trotz steigender Baukosten: Baufinanzierungsplattform verzeichnet erste Anzeichen für Entspannung

Die Immobilienpreise in Berlin stabilisieren sich. Darlehenssummen, Tilgungsraten und Belastungen des Nettoeinkommens der Haushalte sind dagegen rückläufig.

Die Bauzinsen steigen mit den Leitzinsen der Europäischen Zentralbank, während in fast allen Segmenten des Immobilienangebotes Preisrückgänge verzeichnet werden: Es sind nicht die besten Zeiten für Baufinanzierungsplattformen – heißen sie nun Europace, Baufi24 oder Interhyp. Zumal sich die potenzielle Kundschaft zurückhält. Nur bei Neubauhäusern lässt sich aktuell ein leichter Preisanstieg feststellen. Trotz steigender Baukosten sind sie für Käufer attraktiver als die – möglicherweise unüberschaubar aufwendig – zu sanierenden Bestandsimmobilien.

Steigende Kreditkosten und hohe Inflation haben die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im zweiten Quartal in Rekordtempo fallen lassen. Sie sanken von April bis Juni um durchschnittlich 9,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Der durchschnittliche Kaufpreis einer Immobilie lag im noch nicht ganz abgeschlossenen dritten Quartal dieses Jahres nach Angaben der Interhyp Gruppe vom Mittwoch bei 456.000 Euro. Im vergangenen Jahr betrug er im Vergleichszeitraum noch 511.000 Euro. Das entspricht einem Minus von elf Prozent. Das Minus von elf Prozent hat die Interhyp auch bei den Darlehenssummen beobachtet: Wurden 2022 noch 350.000 Euro finanziert, so sind es jetzt durchschnittlich 309.000 Euro.

Der durchschnittliche Kaufpreis inklusive Nebenkosten in Berlin liegt im dritten Quartal bei 527.000 Euro liegt (im dritten Quartal 2022 wurden 590.000 Euro ermittelt). Die durchschnittliche Darlehenssumme beträgt in Berlin bei Interhyp 352.000 Euro (vgl. Q3 2022: 391.000 Euro).

Die Eigenkapitalmittel gingen laut Interhyp-Vorständin Mirjam Mohr ebenfalls zurück – auf jetzt noch knapp 150.000 Euro. Im Durchschnitt wurden in Berlin im dritten Jahresviertel 175.000 Euro Eigenkapital in die Finanzierung eingebracht (Q3 2022: 199.000 Euro).

Die Tilgungsraten sind rückläufig. Waren sie im Privatkundengeschäft von Interhyp vor einigen Jahren bei drei und im vergangenen Jahr bei 2,6 Prozent, so liegt die durchschnittliche Tilgungsrate nun bei 2,4 Prozent.

Die Menschen, die finanzieren, haben im Mittel immer noch grundsolide Finanzierungsstrukturen

Mirjam Mohr, Vorständin der Interhyp Gruppe

Zur Finanzierung des Darlehens wurden 2022 Jahr noch 28 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens aufgewandt; nun sind es nach Angaben von Mohr 27 Prozent im Durchschnitt. „Die Menschen, die finanzieren, haben im Mittel immer noch grundsolide Finanzierungsstrukturen“, sagt Mohr, die für das Privatkundengeschäft zuständig ist. In Berlin ist das allerdings etwas anders: Der Anteil der monatlichen Rate am Haushaltsnettoeinkommen liegt im dritten Quartal 2023 bei 30,3 Prozent (Q3 2022: 29,7 Prozent).

Da sich das Wachstum der Hypothekendarlehen seit Mitte 2022 nach Angaben der Schweizer Großbank UBS halbiert hat, ist die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum Einkommen geschrumpft, insbesondere in Europa. Zu dieser Einschätzung kam UBS am Mittwoch im „Global Real Estate Bubble Index 2023“.

Seit Jahresbeginn stagnieren im mittleren Kaufpreise in Deutschland, regional aber deutlich. Während in München, Hamburg und Frankfurt noch einmal Rückgänge von rund drei Prozent gesehen wurden, war es in Berlin und Köln rund ein Prozent. Die Preise sind vor allem mit den steigenden Finanzierungskosten ins Stocken geraten. 

Große Preisrückgänge im Vergleich zum Vorjahresquartal gab es laut Statistischem Bundesamt in den Top-7-Metropolen (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf). Hier gingen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 12,6 Prozent zurück, für Wohnungen musste 9,8 Prozent weniger gezahlt werden als ein Jahr zuvor. Verglichen mit den ersten drei Monaten des Jahres gaben die Preise für Eigentumswohnungen um 2,1 Prozent nach, die für Ein- und Zweifamilienhäuser um 2,4 Prozent.

Mit der Interhyp Gruppe sehen auch die deutschen Sparkassen erste Anzeichen für ein Ende des Abwärtstrends bei der Baufinanzierung. Im ersten Halbjahr sei das Immobiliengeschäft im Jahresvergleich zwar noch um über 50 Prozent zurückgegangen, sagte Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis dem „Handelsblatt“. „Es mehren sich aber die Signale, dass der Boden erreicht ist.“ Das Regierungsziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, bleibe sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr in weiter Ferne.

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