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Die Finnen achten offenbar sehr auf Qualität aus dem Hahn.

© Montage: TSP

Berlin-Tipps aus... Finnland: Toilettenwasser, Krapfen und befremdet von Berlins Saunakultur

Finnische Reiseblogs klären wichtige Fragen. Zum Beispiel, ob man Berlins Toilettenwasse trinken darf - und woraus die Berliner Grundnahrung besteht.

Eine Kolumne von Inga Hofmann

Man kennt es: Vor einer Reise sucht man im Internet nach authentischen Orten. Nach Adressen in der fremden Destination, die vor allem von Locals aufgesucht werden. Man will nicht Tourist sein, sondern Weltbürger. Man will das authentische Künstler-Viertel finden, den undergroundigsten Plattenladen, die billigste Streetfood-Bude und das hippste Café. Viele Menschen, die nach Berlin reisen, wollen das hier auch. Doch wie leicht ist es, den Touri-Hotspots zu entfliehen? Der Tagesspiegel durchforstet Reiseblogs aus der ganzen Welt und wertet aus, was empfohlen und wie die Hauptstadt auf ihnen dargestellt wird.

Wenn man finnische Reiseblogs nach Berlin (Berliini) durchforstet, ist nur schwer zu glauben, dass es sich um eine der schwersten Sprachen der Welt handelt. Ku’dammiksi, Potsdamer Platzin und Brandeburgin Portti – genügt es womöglich, an jedes deutsche Wort einfach ein „i“ zu hängen?

Nicht ganz, denn schon bei der Suche nach „Nähtävyydet“, also Sehenswürdigkeiten, wird es schwieriger. Trotzdem verraten die Tipps der angeblich glücklichsten Nation der Welt so einiges über ihre eigene Kultur. Zum Beispiel, dass Essen ein elementarer Bestandteil ist. Entsprechend groß ist das Bedauern von Jaana Helminen, Autorin auf auf der Internetseite „Skyscanner“, darüber, dass von ursprünglich dreizehn Berliner Markthallen nur noch zwei in Betrieb sind.

Eine davon ist „die schöne Markthalle Nummer neun“ in Kreuzberg. Wichtig in diesem Zusammenhang: Gleich in der Nähe gibt es eine Brauerei, die ihre Biere an Markttagen günstiger verkauft. Bier gibt es in Finnland nämlich fast ausschließlich in Dosen, umso größer ist die Freude, wenn es mal richtig gutes „Olut“ gibt.

Wenn man einem Freund etwas zu sagen hat, muss man das ganz leise tun.

Bloggerin von „Lily.fi“ über die Berliner Saunakultur

Die Website „Pieni Matkaopas“ verrät, woraus „die Berliner Grundnahrung“ besteht: Kartoffeln, Fleisch und Sauerkraut – und dann gibt es da noch diese rosagefärbten Muffins mit Geleeaugen. Auf einen Streit, ob die nun Pfannkuchen oder Berliner heißen, lassen die Finnen sich aber gar nicht erst ein. Im Finnischen heißen sie „Berliinimunkki“, also „Berliner Krapfen“.

Googelt man Sehenswürdigkeiten in Berlin, wird sogleich die Frage vorgeschlagen: „Kann man WC-Wasser trinken?“ Gemeint ist damit wohl Leitungswasser. Und obwohl die Frage für Einheimische völlig absurd klingt, ist sie auch ein bisschen verständlich, denn Finnland besitzt laut UN World Water Report das sauberste Leitungswasser der Welt.

Auf der Suche nach dem richtigen Flug (der einzige Landweg führt übers Baltikum und dauert über 24 Stunden) schwingt bei den sonst eher zurückhaltenden Finnen eine tüchtige Portion Melancholie mit: So liegt der BER, der seit 2020 von Finnair angeflogen wird, viel weiter weg vom Stadtzentrum als „der gute alte Tegel“, wie der Blog „Kerranelamassa“ schreibt.

Noch kritischer wird es, wenn es um „Berlins Saunakultur“ geht. In Finnland ist es üblich, dass Männer und Frauen getrennt in die Sauna gehen. Entsprechend „seltsam und befremdlich“ fand eine Bloggerin von „Lily.fi“ die ersten Minuten in der Saunalandschaft Vabali, wo es nur Unisex Saunen gibt. „Wir gingen deshalb nach 19 Uhr, als die meisten Leute schon weg waren.“

Zusätzlich schockiert die Bloggerin, dass Sauna-Besucher*innen still sein müssen („wenn man einem Freund etwas zu sagen hat, muss man das ganz leise tun“) und unter keinen Umständen selbst den Aufguss machen dürfen. Dafür gibt es den „eigenen künstlerischen Beruf“ des Saunameisters, der daraus eine eigene „Zeremonie“ macht.

Und was ist nun der absolute Wohlfühlort? Brandenburg natürlich. Dieser Meinung ist zumindest Finnair, denn: „Trotz des hektischen Stadtlebens ist ein ruhiger Rückzugsort immer in der Nähe.“ Das dürfte die Finnen, die mit 5,5, Millionen Einwohner:innen eine Fläche bewohnen, die fast so groß ist wie Deutschland ein wenig an Zuhause erinnern. 

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