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Die Berliner Sparkasse schaut zufrieden auf das Jahr 2022. „Verhalten optimistisch“, sagt Johannes Evers, blickt das Kreditinstitut auch auf 2023.

© picture alliance / dpa/Marc Tirl

Folgen eines BGH-Urteils: Berliner Sparkasse musste tonnenweise Papier verschicken

Nach einem Gerichtsurteil musste die Berliner Sparkasse ihre AGBs vielen Kund:innen in Papierform schicken. Das kostete die Bank einen Millionenbetrag. Auf das Jahresergebnis von 2022 hatte das nur einen kleinen Einfluss.

Johannes Evers ist ein optimistischer Mensch. „Darf ich manchmal lachen?“, fragt der Vorsitzende der Berliner Sparkasse, um dann zu antworten: „Ja, weil Lachen entspannt.“ Der Krieg in der Ukraine, die anhaltend hohe Teuerungsrate und die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) haben der Konjunktur im vergangenen Jahr zugesetzt. Trotzdem konnte die Berliner Sparkasse, das größte Kreditinstitut in der Hauptstadt, sein Ergebnis 2022 auf rund 132 Millionen Euro steigern. Im Jahr zuvor hatte dieses rund 42 Millionen Euro betragen.

Aufgrund einer „umsichtigen Steuerung zinsgesicherter Wertpapiere“ hat die Berliner Sparkasse den Kursverlust trotz des gestiegenen Zinsniveaus gering gehalten. Dieser betrug 2022 rund 17 Millionen Euro. Dass „es nicht nur ums Geldverdienen“ gehe, sondern „um die Menschen“, wiederholt Evers am Donnerstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2022 mehrfach. Seine Bank sei ein „Hort der Stabilität“. „Wir wissen, wo das Geld hingeht.“

Johannes Evers ist der Vorsitzende der Berliner Sparkasse.

© Thomas Meyer

Wohin ein anderer Teil des Geldes geflossen ist, weiß Ebers ebenfalls. Ein Betrag in „niedriger bis mittlerer einstelliger Millionenhöhe“ gab die Bank für Druck-, Papier- und Transportkosten aus. Die Sparkasse musste nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes (BHG) ihre gesamten Kund:innen fragen, ob diese mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) und einer Erhöhung der Preise ihrer Privatgirokonten um etwa zwei Euro pro Monat einverstanden sind. Die Einstimmung hatte das Kreditinstitut vorher stillschweigend eingeholt.

„Wir haben allen die AGBs geschickt.“ Viele bekamen mit der Post 60 Seiten Papier – „eine kleine Bibel“, sagt Evers. „Mein altes Büro wäre mit Paletten bis zur Decke gefüllt gewesen.“ Die Berliner Sparkasse hat ihre Kund:innen zudem über ihre Online-Banking-Konten und Geldautomaten versucht zu erreichen. „Wir haben manchen Kunden einen Cent überwiesen, damit sie sehen, dass wir mit ihnen in Kontakt kommen wollen“, erzählt Evers. Bei 17.000 Kund:innen scheiterten die Kontaktversuche. Ende Februar verschickte die Bank an diese Personen Kündigungsschreiben.

Baufinanzierungen von Privatleuten zurückgegangen

Mittlerweile haben 3500 dieser Kund:innen den AGBs nachträglich zugestimmt. Insgesamt hat die Berliner Sparkasse 2022 aber fast 32.000 Privatgirokonten netto dazugewonnen. Die Zahl der Kund:innen ist auf 1,4 Millionen gestiegen. Der Kreditbestand hat um sieben Prozent auf 27,6 Milliarden Euro zugelegt. Die Einlagen der Kund:innen betrugen 2022 rund 33 Milliarden Euro.

Mein altes Büro wäre mit Paletten bis zur Decke gefüllt gewesen.

Johannes Evers, Vorsitzender der Berliner Sparkasse

Eines, das den Optimisten Evers bedrücke, seien die langwierigen Genehmigungsverfahren bei Bauprojekten. „Am Material mangelt es nicht, die Profis haben Baukapazität. Die Firmen stehen bereit“, sagt er. Im vergangenen Jahr sanken die Baufinanzierungen bei Privatkund:innen auf rund 954 Millionen Euro, im Jahr zuvor betrug das Volumen rund 1,16 Milliarden Euro. Das Kreditgeschäft mit gewerblichen Kund:innen legte dagegen zu. Das Neugeschäft lag bei 2,55 Milliarden Euro, ein Zuwachs von rund 550 Millionen Euro im Vergleich zu 2021.

Die Bank geht davon aus, dass sie dieses Jahr an den Erfolg von 2022 anschließen kann. „Wir sind verhalten optimistisch, was die wirtschaftliche Entwicklung anbelangt.“ Da die Negativzinsen infolge der Zinswende weggefallen sind, erwartet Evers auf der Passivseite ein Ergebnis, „das für das laufende Jahr durchaus auf der Höhe des vergangenen Jahres sein kann“. Schließungen der rund 80 Filialen und der über 800 SB-Geräte in der Stadt stünden 2023 nicht an.

Mit „Stabilität“ und „Sicherheit“ begründet Evers auch den verhaltenen Anstieg der Zinsen auf Tagesgeldkonten. Diese wird die Berliner Sparkasse ab dem 1. April auf 0,5 Prozent erhöhen. Im bundesweiten Vergleich ist das eher wenig, manche Kreditinstitute wie die Suresse Direkt Bank verzinsen die Spareinlagen aktuell mit bis zu drei Prozent – allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum.

„Wer länger anlegen möchte, der kriegt auch mehr Zins“, sagt Evers. Von einem Tagesgeldkonto könne man das Geld immer abziehen. „Verfügbarkeit hat einen Preis.“ Die Berliner Sparkasse hat im März eine repräsentative Studie in Auftrag gegeben: Zwar werden Aktienanlagen beliebter, die meisten Befragten sparen aber nach wie vor mit einem Tagesgeldkonto.

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