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Das Kaufhauses des Westens (KaDeWe) in der Tauentzienstraße am Wittenbergplatz in Berlin Schöneberg.

© dpa/Jens Kalaene

Geschichtsvergessene Linke?: Auch die NSDAP wollte Warenhäuser „kommunalisieren“

Der Vorschlag der Berliner Linken-Abgeordneten Katalin Gennburg, Kaufhäuser der Signa-Gruppe zu „rekommunalisieren“, erinnert an dunkelste Stunden der deutschen Geschichte, meint unser Gastkommentator.

Ein Gastbeitrag von Nils Busch-Petersen

Am Donnerstag im Abgeordnetenhaus zu hören und vor einigen Tagen in der „taz“ nachzulesen war die Forderung von Politikern der Linken nach einer „Rekommunalisierung“ der Warenhäuser, hier der Signa-Gruppe.

Eine RE-Kommunalisierung der Warenhäuser zu fordern, impliziert zugleich, es hätte einen Zustand kommunaler Warenhäuser gegeben, zu welchem man nunmehr zurückkehren wolle. Nicht einmal zu DDR-Zeiten gehörten die Warenhäuser den Kommunen, dort allenfalls dem Staat oder den Konsumgenossenschaften.

Sich die Abgeordnete Katalin Gennburg bei der Leitung eines Warenhauses oder gar im kundenorientierten harten Job einer Fachverkäuferin vorzustellen, könnte ein lustiges Finale dieses Kommentars sein.

Katalin Gennburg ist Mitglied der Fraktion Linke im Berliner Abgeordnetenhaus.

© Ben Gross

Es ist aber nicht lustig, wenn sich ein Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin unmittelbar im Anschluss an die Gedenkstunde unseres Landesparlamentes an die Opfer der Novemberpogrome 1938 die Forderung seiner Kollegin Gennburg zu eigen macht. Warum? Weil diese Forderung in der deutschen Parteiengeschichte nicht neu ist: „Wir fordern die … sofortige Kommunalisierung der Groß-Warenhäuser“, so ist es in Punkt 16 des „25-Punkte-Programmes“ als Gründungspapier der NSDAP am 24. Februar 1920 verkündet worden.

Bekanntlich waren die Inhaber jüdischer Handelsgeschäfte ein Hauptziel der Novemberpogrome und durften ab Januar 1939 keine Läden mehr betreiben. In einem beispiellosen Akt des Raubes waren die Warenhäuser bereits vorher ihren jüdischen Inhabern entrissen worden, woran der Handelsverband so regelmäßig erinnert, dass diese Kenntnisse auch bei den Neuerfindern kommunalisierter Warenhäuser angekommen sein sollten.

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