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Die ersten Bescheide zur neuen Grundsteuer sind schon erteilt, doch Grundlage könnten viele fehlerhafte Angaben sein.

© IMAGO/U. J. Alexander

Debakel Grundsteuererklärung: Viele Daten sind am Ende kaum nutzbar

Grundsteuer-Daten könnten sich am Ende als unbrauchbar erweisen, weil die Steuersoftware Elster nicht nutzerfreundlich gestaltet ist. Ein Problem, das schon länger währt.

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. David Zellhöfer

Anfang Februar war Groundhog Day, der dem ein oder anderen aus dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ bekannt sein dürfte. Der Protagonist des Films erlebt immer wieder den gleichen Tag mit den immer gleichen Problemen; ein Gefühl, welches ich gut kenne, seitdem ich mich beruflich mit der digitalen Transformation der Verwaltung befasse.

Da sich hoffentlich die wenigsten Leser mit diesem Gefühl identifizieren können, gab es Anfang Februar für sie einen anderen Grund zum Aufatmen – zumindest für alle, die Grundbesitzer sind oder Verwandten bei der Grundsteuererklärung halfen: Die letzte Möglichkeit zur Grundsteuererklärung verstrich. 

Sollten Sie zu den mutigen 75 Prozent gehören, die in Berlin fristgerecht ihre Daten absendeten, haben Sie am eigenen Leib erfahren, was sich hinter dem Begriff „User Experience“ verbirgt, den man als UX abkürzt. Gemeint ist das Nutzungserlebnis, also alle Wahrnehmungen beziehungsweise Reaktionen, die sich aus der tatsächlichen oder erwarteten Nutzung eines Systems ergeben.

Durch transparente Kommunikation und an Nutzerbedürfnissen orientierten Lösungen baut sich eine positive UX auf. Dafür ist es wichtig, dass Services effektiv und effizient erbracht werden. Wir sind uns sicherlich einig, dass die Interaktion mit einer modernen Verwaltung solch eine positive UX hinterlassen sollte.

Warum habe ich als Eingangsbeispiel die Grundsteuererklärung gewählt, wenn es um die UX moderner Verwaltung gehen soll?

Privateigentümer haben zwei Möglichkeiten, ihre Daten, über welche die Finanzverwaltung eigentlich verfügen sollte, an diese zu melden. Wenn Sie nicht Fan des Retro-Computings sind, fühlt sich das Steuersoftware Elster wie ein UX-Desaster an, da selbst simpelste Daten nicht automatisch ins Formular übernommen werden.

Das Bundesfinanzministerium bietet eine bessere Lösung an

Dank der fehlenden Nutzerorientierung von Elster werden wir in einigen Wochen hören, dass die gemeldeten Daten aufgrund mangelnder Qualität nicht effektiv nachnutzbar sind. Dem gegenüber steht eine vom Bundesfinanzministerium (BMF) direkt angebotene Lösung.

Offenbar verfügte jemand im BMF über genügend „professional digital literacy“, um eine moderne Lösung zu beauftragen, welche sich an den Fähigkeiten der Bürger orientiert. Ob diese Doppellösung effizient ist, bleibt fraglich.

Das Beispiel zeigt typische Probleme in Bezug auf Effizienz, Nutzerorientierung sowie der „professional digital literacy“ also der Fähigkeit zur professionellen Begleitung der Digitalisierung – innerhalb der Verwaltung auf, die ich wiederkehrend beobachte.

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