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Marc Appelhoff ist seit Januar 2020 alleiniger Chef des Berliner Online-Möbelhändlers Home24.

© Mario Heller/Tagesspiegel/Mario Heller

Home24 an der Börse gescheitert : Aktionären die Pistole auf die Brust gesetzt

Nach der Übernahme des Berliner Möbelhändlers Home24 durch XXXLutz verabschiedet sich die Aktie am Donnerstag von der Börse. Anleger hatten kaum Freude mit dem Papier.

Ein Kommentar von Michael Kunert

Aus der Schmiede von Rocket Internet kommend, kam Home24 im Juni 2018 mit vielen Versprechungen und hohen Erwartungen zum Ausgabepreis von 23 Euro an die Börse. Kurze Zeit später nach dem Börsengang stieg der Kurs im Juli sogar auf über 30 Euro.

Doch schon im September fiel der Kurs unter den Emissionspreis. 2019 ging der unaufhaltsame Absturz bis auf unter 3 Euro weiter. Erst 2020 wurde die Corona-Krise für den Möbelhändler zum vorübergehenden Rettungsanker. Im Zuge der starken Kursgewinne bei allen Digitalunternehmen aufgrund der allgemeinen gesellschaftlichen Einschränkungen, ging es auch bei Home24 wieder aufwärts.

Am 15. Juni 2018 hatte das Home24-Team um Philipp Kreibohm, Christoph Cordes, Marc Appelhoff und Johannes Schaback (von links) in Frankfurt am Main den Börsengang gefeiert.

© imago/Hannelore Förster/Hannelore Foerster

Im Dezember spülte der pandemiebedingte Aufschwung Home 24 überraschenderweise sogar in den SDAX. Im Februar 2021 wurden zwischenzeitlich wieder Aktienkurse von über 25 Euro erreicht. Doch Home 24 konnte das Wachstum nicht halten und der Kurs ging erneut südwärts. Im Dezember war der kurze Spaß für die Aktionäre dann auch schon wieder vorbei und die Gesellschaft wurde nach nur einem Jahr aus dem SDAX geworfen.

Übernahme war das Eingeständnis des Scheiterns

Im Juli 2022 erreichte der Abwärtstrend dann mit Kursen von unter 3 Euro erneut den Tiefpunkt an der Börse, bevor es im Oktober zum freiwilligen Übernahmeangebot mit 7,50 Euro von Möbel Lutz aus Österreich kam. Mit der Zustimmung zu dieser Übernahme hat der Vorstand im Grunde sein Scheitern bei der Entwicklung des Berliner Möbelhändlers eingestanden. Dabei wurde den sowieso schon leidgeprüften Aktionären gleich die Pistole auf die Brust gesetzt und das beabsichtigte aktionärsfeindliche Delisting angekündigt.

Nach der erfolgreichen Übernahme folgte dann auch das Delisting-Pflichtangebot, wenigstens auch zu 7,50 Euro. Mit dem Ablauf des 14. September wird das Delisting nun wirksam und endet die unrühmliche Börsengeschichte von Home24. Die verbliebenen Kleinaktionäre können jetzt nur noch auf einen freiwilligen Handel im Freiverkehr in Hamburg hoffen, aber ohne die Börsenverpflichtungen für die Gesellschaft. Allerdings hat Home24 in den Angebotsunterlagen auch bereits das Enteignungsverfahren („squeeze out“) der restlichen Aktionäre angekündigt. Dies dürfte im nächsten Jahr folgen.

Besonders ärgerlich war dann auch noch die erneute Durchführung der Hauptversammlung im Juni nur als virtuelle Veranstaltung abgehalten wurde, nachdem bereits alle Hauptversammlungen in der Corona-Krise nur im Computer stattgefunden haben. Die Aktionäre hatten in den letzten Jahren also nie die Möglichkeit über die Lage und Probleme der Gesellschaft auf einer echten Präsenz HV mit der Verwaltung zu diskutieren. Ein demokratischer Dialog konnte somit nie stattfinden und am Ende war es auch die Flucht vor den Aktionären.

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