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Die Bauwirtschaft in der Region hat mit den schlechten Rahmenbedingungen am meisten zu kämpfen.

© picture alliance / Britta Pedersen/dpa/Britta Pedersen

Konjunkturklima in der Hauptstadtregion: Berliner Unternehmer sind weniger pessimistisch als die Brandenburger

In der aktuellen Umfrage der regionalen Industrie- und Handelskammern werden die wirtschaftlichen Aussichten etwas weniger schlecht beurteilt als im Herbst.

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist besorgniserregend, das wird inzwischen auch von der Politik nicht mehr dementiert. In der Metropolregion Berlin-Brandenburg können sich die Unternehmen nicht von der konjunkturellen Großwetterlage abkoppeln. Es gibt aber Ausnahmen.

„Die Berlin-Brandenburger Wirtschaft stemmt sich zu Jahresbeginn gegen den bundesweit weiterhin negativen Konjunkturtrend“, lautet das Gesamtresumee der Industrie- und Handelskammern (IHK) von Berlin, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam.

Der „Konjunkturklimaindex“, ermittelt aus der Befragung von 2000 Unternehmen in beiden Bundesländern, kletterte im Vergleich zum Herbst 2023 um acht Zähler nach oben auf 104 und erreichte damit den positiven Bereich (100 bedeutet neutral oder gleichbleibend).

Indikator der Investitionspläne

© Tagsspiegel/Ille | Quelle: Industrie- & Handelskammern in Berlin-Brandenburg

Die IHK-Chefs deuten das als „leichte Aufhellung“, wobei die helleren Ausblicke vor allem aus Berlin kommen Und: „Eine gewisse Bodenbildung ist erreicht“, sagte Henrik Vagt, Geschäftsführer Wirtschaft & Politik der IHK Berlin.

49
Prozent der brandenburgischen Bauunternehmen erwarten schlechter Geschäfte in diesem Jahr.

Das bedeute aber noch längst keine Trendwende. „Was wir brauchen, sind Wachstumsimpulse“, erklärte Vagt weiter. Der Konjunkturklimaindex lag in den Jahren vor Corona noch konstant zwischen 120 und 140 Punkten.

© Tagsspiegel/Ille | Quelle: Industrie- & Handelskammern in Berlin-Brandenburg

In Berlin sehen die Unternehmer ihre Chancen etwas positiver als in Brandenburg. Besonders die Lage im Handel und bei den Dienstleistungen habe sich verbessert. Dennoch rechne vor allem der Handel mit einem weiteren Rückgang der Beschäftigung und zeige wenig Bereitschaft zu investieren. „Maßgebliche Ursachen sind der Onlinehandel, die Inflation und die Kaufzurückhaltung. Die Investitionen sind generell seit 2021 im Abwärtstrend“, sagte Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbrandenburg.

Die regionale Wirtschaft folgt dem bundesweiten Trend. Der Ausblick ist äußerst pessimistisch, das betrifft alle Bereiche.

André Fritsche, Hauptgeschäftsführer IHK Cottbus

In Brandenburg überwiegt der Pessimismus in allen Branchen. „Die regionale Wirtschaft folgt dem bundesweiten Trend. Der Ausblick ist äußerst pessimistisch. Das betrifft alle Bereiche“, sagte André Fritsche, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus. In der Bauindustrie und im Gastgewerbe machten sich Inflation und Zinssteigerungen negativ bemerkbar.

Im Gastgewerbe rechnen mehr Unternehmen mit schlechteren Geschäften als in der Herbstumfrage. Im Handel ist die Diskrepanz noch stärker: Sechs Prozent erwarten bessere, 60 Prozent schlechtere Geschäfte.

Im Baugewerbe ist die Tendenz unterschiedlich. In Berlin erwarten 26 Prozent der Bauunternehmen schlechtere Geschäfte, in Brandenburg sind es 49 Prozent. „Es gibt eine große Verunsicherung wegen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, erklärte Manfred Wäsche von der IHK Potsdam.

Diese insgesamt negative Einschätzung der konjunkturellen Aussichten schlägt sich nach Ansicht der IHK-Chefs nicht auf die Neuansiedlung von Unternehmen nieder, wie zuletzt dem ICE-Werk in Cottbus oder dem weiteren Ausbau des Tesla-Werkes in Grünheide. Tesla hat an der IHK-Befragung gar nicht teilgenommen, genau wie andere börsennotierte Unternehmen.

Wegen der erheblich mit öffentlichen Geldern unterfütterten Neuorientierung der Kohle-Wirtschaft in der Lausitz sei dort inzwischen ein „massiver Aufwärtstrend“ zu verzeichnen, sagte Fritsche. Besonders durch die Aufwertung des Klinikums in Cottbus zur Uni-Klinik und das neue ICE-Instandhaltungswerk ergäben sich erhebliche Chancen für Handel und Dienstleistungen in der Region. „Das ändert aber nichts an den Rahmenbedingungen“.

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