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Interviewtermin am 12.09.2022 bei der IBB mit Roger Bendisch. Redakteurin Tanja Buntrock.

© LYDIA HESSE TSP

Konjunktur in Berlin: Landesbank IBB rechnet mit Erholung der lokalen Wirtschaft

Nach Berechnungen der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB) dürfte die Wirtschaft der Hauptstadt im vergangenen Jahr um ein Prozent gewachsen sein. 2024 soll mehr drin sein, glauben die Analysten.

Bei der Investitionsbank Berlin (IBB) geht man davon aus, dass die lokale Wirtschaft auch im Krisenjahr 2023 stärker gewachsen ist, als im Durchschnitt der Bundesrepublik. Die Analysten des landeseigenen Finanzinstituts gehen für das Gesamtjahr 2023 von einem Wachstum von glatt einem Prozent aus, wie die IBB am Dienstag mitteilte. Die amtliche Statistik für das Gesamtjahr in Berlin und Brandenburg liegt noch nicht vor.

Bundesweit hätten hohe Preise, ungünstige Finanzierungsbedingungen und eine schwache internationale Nachfrage die Wirtschaft um 0,3 Prozent schrumpfen lassen im vierten Quartal. Somit sei auch im Gesamtjahr die Wirtschaftskraft um 0,3 Prozent zurückgegangen.

1,5
Prozent könnte Berlins lokale Wirtschaft im Jahr 2024 wachsen.

„Die Berliner Wirtschaft spürt ebenfalls Unebenheiten, jedoch stützen die Dienstleistungen das Wachstum“, stellen die IBB-Analysten in ihrem Bericht fest. Für dieses Jahr könne mit sinkenden Verbraucherpreisen eine allmähliche Erholung einhergehen und mit einem Wachstum von 1,5 Prozent gerechnet werden. Für Gesamtdeutschland erwarte man erneut ein Rückgang der Wirtschaftsleistung – diesmal „nur“ um 0,2 Prozent.

Logistik- und Informationsbranchen „brummen“

Wachstumstreiber seien in Berlin die Dienstleistungsbranchen (plus 11,4 Prozent im Januar bis Oktober, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum). Die Umsätze der Unternehmen aus dem Verkehr- und Logistikbereich seien sogar um 18,2 Prozent gewachsen im selben Zeitraum. Auch die Branchen rund um Information und Kommunikation würden mit 15,7 Prozent „brummen“, schrieb die IBB weiter.

Die Entwicklung des lokalen Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Berlin seit 2015.

© IBB, Statistisches Landesamt Berlin-Brandenburg I Tsp/Rita Böttcher

Die verhältnismäßig robuste Konjunkturentwicklung Berlins führen Beobachter auf die Besonderheit der Berliner Wirtschaftsstruktur zurück: Der Dienstleistungssektor ist in der Hauptstadt traditionell deutlich stärker ausgeprägt als die Industrie und das verarbeitende Gewerbe. Die lokalen Industrieunternehmen, die naturgemäß stärker vom Export abhängen als Dienstleistungsunternehmen, konnten sich nicht von der globalen Nachfrageschwäche abkoppeln. Sie verbuchten einen Umsatzrückgang von elf Prozent (Januar bis November).

Die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Deutschland seit 2015.

© IBB, Destatis I Tagesspiegel/Rita Böttcher

Eine der großen Ausnahmen waren Unternehmen, die pharmazeutische Produkte herstellen und vertreiben. Dazu zählen Bayer und Berlin Chemie. Unternehmen in diesem Segment steigerten ihre Umsätze um 17,3 Prozent.

Im Bau kühlte sich die Konjunktur erwartungsgemäß ab (um 10,5 Prozent von Januar bis November), im Wohnungsbau sogar um 22,3 Prozent im selben Zeitraum. Der Tourismus, Teil des Dienstleistungssektors, legte hingegen kräftig zu: So zählte der Flughafen 16,3 Prozent mehr Reisende als im Vorjahr. Die Flughäfen anderer Metropolen wie Frankfurt, München, Hamburg konnten ihre Fluggastzahlen allerdings stärker – um 20 Prozent und mehr – steigern. Der für Berliner ebenfalls gut erreichbare Airport Leipzig/Halle zählte sogar fast 36 Prozent mehr Fluggäste.

Auch der lokale Arbeitsmarkt zeige sich „weiterhin robust“, argumentiert die IBB. Mit einem Plus der Beschäftigtenzahlen von 1,2 Prozent im November im Vorjahresvergleich stehe Berlin an zweiter Stelle der Bundesländer, nach Hamburg. Bundesweit war die Zahl der Beschäftigten nur halb so stark (um 0,6 Prozent) gewachsen.

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