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Eine Auszubildende arbeitet im bei BMW in Spandau an der Fertigung eines Motorrades.

© dpa/Jens Kalaene

Update

Krise auf dem Lehrstellenmarkt: Berliner Senat und Wirtschaft verständigen sich auf Maßnahmenpaket

90.000 Fachkräfte fehlen in Berlin. Nun haben sich Senat, Unternehmen und der Gewerkschaftsbund auf Schritte für zusätzliche Ausbildungsplätze und deren Besetzung verständigt.

Mit einem Bündel von 47 Maßnahmen will ein breit angelegtes Bündnis zusätzliche Ausbildungsplätze in Berlin schaffen und diese auch besetzen. Zu den geplanten Schritten soll unter anderem eine Ansprache aktiver, ehemaliger und neuer Ausbildungsbetriebe zählen, wie aus einem von der Senatskanzlei veröffentlichten Maßnahmenkatalog des Bündnisses für Ausbildung hervorgeht. Dieser enthält außerdem zum Beispiel eine Stärkung der praxisnahen Berufsorientierung und Ausbildungsförderung, etwa in Klimaberufen.

Das Bündnis aus Politik, Wirtschaftsverbänden, Kammern, Gewerkschaften und Agentur für Arbeit strebt demnach an, auch für Gruppen wie Geflüchtete, Menschen mit Behinderungen und Jugendliche ohne Schulabschluss den Zugang zum Arbeitsmarkt zu verbessern.

Eine Maßnahme: Hilfe bei der Wohnungssuche

Für Azubis sollen den Angaben zufolge etwa neue Online-Kanäle geschaffen werden, um sich anonym zu beschweren und beraten zu lassen. Auch die Errichtung eines Azubiwerkes soll geprüft werden, das beispielsweise die Suche nach Wohnraum erleichtern soll.

Eine andere Maßnahme sieht vor, Azubis zu Ausbildungsbotschafterinnen und -botschaftern zu machen. Diese sollen zum Beispiel an Schulen gehen und dort Kinder und Jugendliche für eine Ausbildung zu begeistern.

Ziel des Bündnisses ist es, dass 2000 zusätzliche Ausbildungsverträge im Jahr 2025 unterschrieben sind. Berlins Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) sprach mit Blick auf die Absprachen von einem „Fahrplan, wie wir Berlins Schieflage auf dem Ausbildungsmarkt überwinden können“.

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte: „2000 zusätzliche Ausbildungsverträge heißt: 2000 Jugendliche, die eine Chance auf einen gut qualifizierten Beruf und damit auf eine gute Zukunft bekommen.“

Das Bündnis für Ausbildung hatten CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag verankert. Hintergrund ist die seit Jahren sinkende Zahl betrieblicher Ausbildungsplätze. Auf mehrere Handlungsfelder hatten sich die Beteiligten bereits im August verständigt.

72 Prozent der Unternehmen finden keine geeigneten Bewerber

In einer Umfrage der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Aus- und Weiterbildung, gaben 72 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie ihre Ausbildungsplätze aufgrund fehlender geeigneter Bewerbungen nicht besetzten konnten. 28 Unternehmen, also mehr als jedes vierte, gab an, gar keine Bewerbung auf seine Ausschreibungen erhalten zu haben.

90.000
Fahrkräfte fehlen bereits heute in Berlin.

Deutschlands System der Dualen Ausbildung in Betrieb und Berufsschulen gilt in vielen Ländern der Welt als vorbildlich und Schlüssel zur Sicherung des Bedarfs an qualifizierten Arbeitskräften. Laut einer Berechnung der IHK fehlen allein in Berlin aktuell rund 90.000 Fachkräfte. Wegen der ungünstigen demografischen Entwicklung könnte diese Lücke bis zum Jahr 2035 auf mehr als 400.000 fehlende Kräfte gewachsen sein, rechnet die Kammer vor.

Die SPD hatte in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU durchgesetzt, dass Unternehmen, die nicht ausbilden, ab dem Jahr 2025 eine Ausbildungsplatzabgabe entrichten müssen. Das Modell würde ausbildende Betriebe finanziell entlasten und nicht ausbildende Firmen finanziell belasten. Der Senat möchte diese Maßnahme allerdings nur einführen, sollte es den Berliner Unternehmen bis Ende 2024 nicht gelungen sein, insgesamt 2000 zusätzliche Ausbildungsverträge zu schließen. Die Kammer und andere Wirtschaftsverbände kritisieren diesen Plan scharf.

Aus Sicht der Arbeitgeber schafft eine Umlage keine neuen Ausbildungsplätze. Die Gewerkschaften sehen das anders und fordern von den Unternehmen mehr Bereitschaft, junge Menschen fit für den Beruf zu machen. Kai Wegner zeigte sich zuversichtlich, dass das Bündnis und die jetzt beschlossenen Maßnahmen erfolgreich sein werden. (mit dpa)

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