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PRODUKTION - 07.11.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Blumen liegen auf ·Stolpersteinen·, die auf einem Bürgersteig in Frankfurt an Jüdinnen und Juden erinnern, die zur NS-Zeit deportiert wurden. Unterdessen hatte die Initiative Stolpersteine Frankfurt zum Putzen der Gedenksteine aufgerufen. «Frankfurts Stolpersteine sollen zum 9. November wieder glänzen», erklärte der Koordinator der Initiative, Martin Dill. Für die Reinigung der Messingplatten mit den Namen und Lebensdaten der Opfer seien alle gebräuchlichen Putzmittel für Metalle geeignet. Scharfe Hilfsmittel wie Drahtbürsten sollten dagegen nicht verwendet werden. Am Gedenktag selbst sei auch das Niederlegen von Blumen oder das Aufstellen von Lichtern an den Steinen eine würdige Form des Gedenkens. Foto: Sascha Lotz/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Sascha Lotz

85. Gedenktag der Novemberpogrome: Konzert, Kranzniederlegung, Lichterkette

Im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg wird am 9. November auf vielfältige Art an die Novemberpogrome von 1938 erinnert und der Opfer gedacht. Eine Übersicht über Termine und Veranstaltungen.

Am 9. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen, jüdische Geschäfte wurden geplündert und zerstört, Juden wurden gedemütigt, entrechtet und ermordet. Gerade in der jetzigen Zeit, in der Antisemitismus Land in allen möglichen Ausprägungen immer deutlicher zutage tritt und Jüdinnen und Juden wieder Angst haben, ob sie in Deutschland noch sicher leben können, ist es wichtig, an die Novemberpogrome vor 85 Jahren zu erinnern.

Es ist schon seit vielen Jahren Tradition, zum Gedenktag die Stolpersteine zu putzen und der Verfolgten mit niedergelegten Blumen zu gedenken. Einige Initiativen und auch Politiker waren schon am Wochenende aktiv; andere – beispielsweise die Grünen – möchten am Donnerstag die Stolpersteine putzen und rufen dazu auf, sich ihnen anzuschließen.

Wo einst jüdische Geschäfte standen

Die katholische und evangelische Kirche sowie der Handelsverband Berlin-Brandenburg erinnern an die Opfer dieser nationalsozialistischen Verbrechen mit einem Gedenkweg. Er führt am Donnerstag um 16 Uhr von der Sankt-Matthias-Kirche am Winterfeldtplatz zur Jüdischen Gemeinde an der Fasanenstraße. An der Strecke liegen Tauentzienstraße und Kurfürstendamm, Straßen, in denen sich einst mehr als einhundert jüdische Geschäfte befanden.

Ein Halt des Gedenkwegs wird am Joachimsthaler Platz sein, der am Mittwoch zuvor in Grünfeld-Ecke umbenannt wurde. Damit wird eine jüdische Händlerfamilie gewürdigt, die an der Kreuzung zum Kurfürstendamm ein legendäres Geschäftshaus betrieb. Rund um die Tauentzienstraße und den Kurfürstendamm hatten die von Nazis aufgestachelten Massen besonders gewütet, waren die Zerstörungen besonders groß.

Gedenken an der ehemaligen Synagoge

Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann (Grüne) und BVV-Vorsteher Stefan Böltes (SPD) werden am Donnerstag einen Kranz am Mahnmal der ehemaligen Synagoge in der Münchner Straße 38 niederlegen. Die Gedenkveranstaltung beginnt um 16 Uhr. Rabbiner Yehuda Teichtal wird den Psalm 121 sprechen. „Wir wenden uns gegen Antisemitismus, wo auch immer er auftritt. Nie wieder ist Jetzt!“, sagt Bezirksbürgermeister Oltmann. Infos: berlin.de

Ein Vortrag in der Ausstellung

Ilona Zeuch-Wiese hatte noch zu Lebzeiten ihrer jüdischen Großmutter und ihrer „halbjüdischen“ Mutter begonnen, ihre große jüdische Familie zu erforschen. Einen besonderen Schwerpunkt legte sie auf das Schicksal ihrer Urgroßmutter Bertha Markus, die kurz vor ihrem 80. Geburtstag im KZ Theresienstadt verhungerte. Zeuch-Wiese konnte in Archiven Belege für den bürokratischen Ablauf der letzten sieben Tagen vor der Deportation finden. Darüber berichtet Zeuch-Wiese am 9. November um 18 Uhr in der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“ im Rathaus Schöneberg.

Eine Lichterkette durch Friedenau

Rund 20 Initiativen, Kultureinrichtungen, Kirchengemeinden, Vereine und die demokratischen Parteien in Friedenau haben sich zusammengetan und rufen zu einer Lichterkette am Donnerstag auf. „Hier in Friedenau wurden vor einigen Tagen antisemitische Parolen und ein großer Davidstern auf die Kreuzung Rembrandtstraße/Menzelstraße gesprüht. Wir sind entsetzt über diese und ähnliche Taten sowie über jede Form antisemitischer Angriffe und stellen uns diesen entschieden entgegen“, heißt es in dem Aufruf.

Man wolle ein Zeichen der Solidarität mit jüdischen Menschen setzen, die von Anfeindungen betroffen sind: „Jüdisches Leben gehört zu Friedenau und Berlin, und wir stehen gemeinsam an der Seite unserer jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn.“ Treffpunkt und Beginn ist um 19.30 Uhr am Breslauer Platz, Abschluss an der Ecke Rembrandtstraße/Menzelstraße. Teilnehmer werden gebeten, eine Kerze, ein Teelicht, ein Solarlicht oder ähnliches mitzubringen. Keine Fackel, denn Fackelmärsche gehörten zur Inszenierung nationalsozialistischer Propaganda.

Jüdische Musik zum Leben erwecken

Das Projekt Lebensmelodien will jüdische Musik aus den Jahren 1933 bis 1945 wieder zum Leben erwecken. Das Konzert „Geraubte Kindheit“ findet am Donnerstag um 19 Uhr in der Apostel-Paulus-Kirche, Grunewaldstraße 77a, statt. Der Eintritt ist frei. Wegen der Einlasskontrollen wird darum gebeten, keine großen Taschen oder Rucksäcke mitzubringen und genügend Zeit einzuplanen. Anmeldung: lebensmelodien.com.

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