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© Paula Winkler / promo

Dublin Literary Award für „Marzahn, mon amour“: Katja Oskamp gewinnt einen der höchstdotierten Buchpreise der Welt

Ihr Buch „Marzahn, mon amour“ hielt sich 2019 wochenlang auf der „Spiegel“-Bestsellerliste. Vier Jahre später erhält Katja Oskamp den Dublin Literary Award für ihr Werk.

| Update:

Die Berliner Schriftstellerin Katja Oskamp ist für ihren Erzählband „Marzahn, mon amour“ mit einem der höchstdotierten Buchpreise der Welt ausgezeichnet worden. Im Mai erhielt die gebürtige Leipzigerin den Dublin Literary Award, der mit 100.000 Euro dotiert ist. 25.000 Euro – also ein Viertel des Preisgeldes – gingen an Jo Heinrich, die das Werk vom Deutschen ins Englische übersetzt hat.

Mit Mitte 40 hatte Katja Oskamp genug von der Schriftstellerei. Sie lernte Podologie – und wurde Fußpflegerin. In ihrem Buch „Marzahn, mon amour“, erschienen im Hanser-Literaturverlag, berichtet sie von ihren Erlebnissen als Fußpflegerin in einem Nagelstudio in Marzahn. In dem Salon an der Marzahner Promenade traf sie auf Menschen, die Typen sind, allerdings in ihrem Buch nie klischeehaft beschrieben werden.

Erst bei Frau Oskamp öffnen sich diese Menschen, fällt die Last von ihnen ab, wenn sie sich kurz erholen dürfen. Ein bisschen auch verwöhnen lassen dürfen, was bei ihnen sonst kaum vorkommt.

Dann bin ich zurück vom Klo ins Restaurant und dann haben wir für 100 Euro Schnaps getrunken.

Katja Oskamp über den Moment, in dem sie von ihrer Auszeichnung erfuhr.

Da ist Frau Guse, die sich schon auf ihren Kasslerbraten freut, den sie natürlich mit der Brotschneidemaschine zerteilt. „Dit hamse aba wieda schön jemacht“, bedankt sie sich. Da ist Herr Paulke, Marzahner Ureinwohner, Erstbezug 1983, der seine Krebserkrankung geduldig erträgt. Da sind die Russin und der SED-Funktionär und Frau Frenzel. „Frau Frenzel ist 70 Jahre alt, schaut mit einer heiteren Verachtung auf die Welt und lässt sich von nichts und niemandem die Laune verderben“, schreibt Oskamp in „Marzahn, mon amour“.

Das Buch, erschienen im Sommer 2019, hielt sich wochenlang auf der Bestsellerliste von „Spiegel“ und „Buchreport“. „Ich hätte das nicht für möglich gehalten“, sagte Oskamp damals dem Marzahn-Hellersdorf-Newsletter des Tagesspiegel. „Dass in der ‚Spiegel‘-Bestsellerliste einmal das Wort Marzahn auftaucht!“

Nun findet ihr Werk auch international höchste Anerkennung. Von ihrer Auszeichnung mit dem Dublin Literary Award erfuhr Oskamp durch eine E-Mail von Übersetzerin Jo Heinrich. Sie sei an diesem Abend mit ihrem Freund in einem Restaurant am Potsdamer Platz gewesen, erzählte Oskamp am Freitag in einem Interview mit Broadcaster Rick O’Shea im Rahmen des International Literature Festival Dublin.

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„Dann bin ich auf die Toilette gegangen und habe meine E-Mails angeguckt und habe das von Jo gesehen – und dachte Hä?“, erinnerte sich die Schriftstellerin. Zunächst habe sie es nicht glauben können. Doch ihre Ungläubigkeit schlug offenbar schnell in Freude um. „Dann bin ich zurück vom Klo ins Restaurant und dann haben wir für 100 Euro Schnaps getrunken“, sagt Oskamp lachend.

Mit dem Dublin Literary Award werden seit 1996 einmal pro Jahr herausragende Leistungen in der Weltliteratur ausgezeichnet. „Liebe Leser, Sie haben noch nie ein Buch wie dieses gelesen. Erwarten Sie, dass Sie im einen Moment laut lachen und im nächsten tief bewegt sind“, teilte die Jury des Preises mit.

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