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Bienenwabe

© imago images/Countrypixel

Bienenseuchen-Ausbruch : Wie gefährlich ist die Amerikanische Faulbrut für Berlins Bienen?

Eine hochansteckende Seuche bedroht Bienenstöcke in Berlin. Was es mit der Krankheit auf sich hat, und was nun getan wird, um die Ausbreitung zu verhindern.

Was ist passiert?

In Lichtenberg ist die Bienenseuche Amerikanische Faulbrut (AFB) ausgebrochen. Nach einem Hinweis entnahm die Veterinär- und Lebensmittelaufsicht eine positiv getestete Probe an einem Standort im Ortsteil Falkenberg, nahe der nördlichen Stadtgrenze. Um den betroffenen Bienenstand herum ist per Allgemeinverfügung ein Sperrkreis von rund einem Kilometer eingerichtet worden. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, teilte der zuständige Amtsarzt mit. In dem gefährdeten Bereich befinden sich elf gemeldete Honigbienenstandorte.

Was ist die Amerikanische Faulbrut?

Bei der anzeigepflichtigen Erkrankung infizieren sich Bienenlarven über Sporen eines Bakteriums und sterben. Ausgewachsene Bienen sind nicht betroffen. Der Erreger kann über Jahre im Boden oder in alten Bienenhäusern überleben, sodass es immer weiter zu Ansteckungen kommen kann. Auch über alte Nester von wildlebenden Bienenvölkern in hohlem Mauerwerk könne sich die Seuche ausbreiten, erklärt Marc-Wilhelm Kohfink, zweiter Vorsitzender des Imkerverbands Berlin e.V.. Bienen aus der Nachbarschaft brächten den infizierten Honig in neue Nester. Ohne Gegenmaßnahmen kann sich die Seuche laut Bezirk ungehindert ausbreiten.

Was geschieht jetzt?

Die elf bekannten Bienenstände im Umfeld des infizierten Standorts werden jetzt unter Aufsicht des zuständigen Amtstierarztes beprobt. Der Bezirk appelliert an alle nicht registrierten Bienenzüchter, gegebenenfalls ihre Standorte in der Nähe nachzumelden. Bei fehlender Erlaubnis droht eine Ordnungswidrigkeit, doch der Schaden durch die Ausbreitung der Seuche wäre ungleich größer: So erfasste im vergangenen Jahr in Neukölln die Faulbrut schließlich spiralförmig den ganzen Bezirk.

Im schlimmsten Fall werden infizierte Bienenvölker vernichtet, was offenbar selten passiert. Häufig kommt das sogenannte Kunstschwarmverfahren zum Einsatz, bei dem die Bienen von ihrer infizierten Brut getrennt werden, und später in desinfizierte Kästen zurückkehren. Das schonende Vorgehen hat seine Tücken, denn den Bienen haften mitunter noch Sporen an. Die Bekämpfung der Krankheit kann deshalb zu einem langen Prozess werden.

Jedem Imkerverein steht laut Marc-Wilhelm Kohfink ein vom Senat bezahltes Mobil mit Gerätschaften zur Desinfektion zur Verfügung. Gegenüber der Tierseuchenkasse können Betroffene Anträge auf Entschädigung stellen.  

Was können Imker dagegen tun?

„Eine Faulbrut-Infektion kann jeden Züchter erwischen“, sagt Marc-Wilhelm Kohfink. Dennoch könnte wohl manche Infektion vermieden werden, indem die Grundregeln des guten Imkerns beachtet werden. Das Imkern unterliegt engen gesetzlichen Vorschriften, die das Einschleppen der Krankheit verhindern sollen. Niemand darf einfach seine Kästen aufstellen. Beim Standortwechsel oder Verkauf eines Volkes ist der Nachweis einer negativen AFB-Probe Pflicht. Auch die im Stadtgebiet verteilten Kästen des hauptberuflichen Züchters (ca. 120 Völker) wurden im Laufe vieler Jahre öfter beprobt, „immer negativ“.

Welche ökologische und wirtschaftliche Bedeutung haben die Berliner Bienen?

Berlin ist aufgrund seiner Pflanzenvielfalt sehr interessant für Bienen. Laut Marc-Wilhelm Kohfink sind in der Hauptstadt bundesweit Spitzenerträge zu erwarten. Bis zu 35 Kilo Honig seien pro Volk zu ernten. Das Doppelte von Regionen wie dem Allgäu, wo den Bienen die Witterung stärker zusetzt. Außer beim Lindenhonig geht sortentypisch vieles eher durcheinander, doch das tut der Beliebtheit keinen Abbruch.

Die hohen Erträge motivieren offenbar viele Menschen zum Imkern. So können Hobbyzüchter mit 80 oder 100 Kilo Honig im Jahr ihre Familie, Kollegen und Freunde mitversorgen. In den Vereinen sind etwa 1.400 Imkerinnen und Imker registriert, die im Schnitt jeweils vier Völker betreuen. Gemeinsam mit frei Imkernden schätzt Kohfink die Gesamtzüchterzahl auf ungefähr 2.000.

Anders als Brandenburg, das aufgrund seiner Landwirtschaft von der Bestäubungsarbeit der Bienen wirtschaftlich profitiert, ist Berlin darauf nicht angewiesen. Dennoch liegt das Wohlergehen der Bienen im öffentlichen Interesse.

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