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Bushido kommt in einem Saal des Bundesverwaltungsgerichtes.

© dpa/Sebastian Willnow

Update

Bushido-Prozess in Berlin: Forensiker kann Rätsel um umstrittene Tondatei nicht lösen

Im Rechtsstreit zwischen Rapper Bushido und Arafat Abou-Chaker analysierte ein Experte aus Wien die aufgetauchte Tonaufnahme: Ist sie echt oder manipuliert? Klarheit gab es nicht.

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Der Experte analysierte Töne und Stimmen, Rauschen und Sprünge – „die Praxis ist Knochenarbeit“, sagte der Audio-Forensiker schmunzelnd. Er untersuchte einen heimlichen Mitschnitt eines Gesprächs, der bei einem für das Verfahren entscheidenden Treffen des Rappers Bushido (44) und seines Ex-Managers Arafat Abou-Chaker (47) aufgenommen worden sein soll.

Eine Tondatei, die seit eineinhalb Jahren für Gesprächsstoff im Prozess um mutmaßliche Straftaten zum Nachteil von Bushido sorgte, die Verhandlung verzögert. Ist die Datei echt oder manipuliert? Klarheit gab es am 101. Verhandlungstag allerdings nicht.

Der Sachverständige war aus Wien angereist. Den Fall und die Akten kenne er nicht, erklärte der 53-Jährige am Mittwoch vor dem Berliner Landgericht. Die große Frage: Ist das Dokument authentisch? Bushidos Anwalt hält die Datei für eine Fälschung, um seinen Mandanten zu diskreditieren. Aus Sicht der Verteidigung dagegen widerlegt die rund zweistündige Aufzeichnung die Angaben des Rappers zu dem Treffen.

Die umstrittene Aufnahme war 2022 aufgetaucht

Tondateien könne man mit bestimmten Programmen „zerstückeln, zerschneiden und zusammenkleben“, so der Experte. Doch ob das in diesem Fall geschah, könne er nicht sagen. Und eine Aussage zur Wahrscheinlichkeit wäre aus seiner Sicht „grober Unfug“.

Der Berliner Rapper Bushido.

© dpa/Sebastian Willnow

Die umstrittene Aufnahme war Anfang 2022 aufgetaucht – da lief der Prozess gegen Clan-Chef Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder bereits rund eineinhalb Jahre. Sie soll am 18. Januar 2018 in einem Büro in Treptow angefertigt worden sein, beim „Finale“, wie es der Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi, später im Zeugenstand beschrieb.

Schon vor jenem Tag hatte er seinem einstigen Geschäftspartner mitgeteilt, dass er die jahrelange Zusammenarbeit zu einem Ende bringen wollte. Nach Bushidos Angaben habe Arafat Abou-Chaker die Trennung nicht akzeptieren wollen und ein Millionenvermögen verlangt. Bei dem Treffen im Büro sei der Musiker eingesperrt, beleidigt, mit einer Plastikflasche und einem Stuhl attackiert worden, heißt es in der Anklage.

Experte stellte „mannigfaltige Störgeräusche“ fest

Die Aufnahme wurde im Prozess abgespielt, viel war nicht zu verstehen – schlechte Tonqualität, ein Rauschen und Klappern, Stimmengewirr, dann brüllen sich Männer an. Doch die mutmaßlichen Drohungen seines Ex-Managers, von denen Bushido bei der Polizei und im Prozess sprach, waren nicht zu hören.

Mit spezieller Software und ihren erfahrenen Ohren können Forensiker aus Sprachaufnahmen und Klangumgebungen wichtige Indizien herausfiltern. Der Experte aus Wien sagte, er habe „Auffälligkeiten“ festgestellt – „mannigfaltige akustische Störgeräusche“. Doch nicht jeder Kratzer und nicht jedes Rauschen sei ein Indiz für eine Veränderung. „Wir bewegen uns nicht im Luxus von Studioaufnahmen.“

Eine Stelle gegen Ende der rund zweistündigen Aufnahme sei besonders auffällig. Bei 1:56:13 habe er einen „Sprung“ festgestellt – „zwei Aufnahmeteile, die nicht durchgängig sind, das Vorher-Nachher passt nicht zusammen“, so der Audio-Forensiker. Doch wie es dazu gekommen sein könnte, muss offen bleiben. „Ich kann nicht mutmaßen, was die Analyse nicht hergibt.“

Eine umstrittene und problematische Datei: Bei dem vorliegenden Material soll es sich um eine Kopie des Originals handeln. Meta-Daten, also jene Daten, die etwas über Zeitpunkt und Ort der Aufnahme sagen, fehlen. Am Ende blieb als Fazit des Experten: Er könne nicht ausschließen, dass Ausschnitte raus- oder reingeschnitten worden seien, er habe solche Feststellungen allerdings nicht gemacht.

Die angeklagten Brüder verließen den Saal deutlich entspannt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue vor. Am 16. August soll der Prozess fortgesetzt werden. Möglicherweise könnten im Herbst die Plädoyers beginnen, hieß es am Rande.

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