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Horst Köhler mit Ehefrau Eva Luise Köhler und Tochter Ulrike Köhler beim Hörfilmpreises 2024 in der Repräsentanz der Deutschen Telekom.

© IMAGO/Nicole Kubelka

Deutscher Hörfilmpreis in Berlin verliehen: Filme genießen oder Filme gucken, Frau Köhler?

In Berlin verlieh der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) seine Trophäe „Adele“. Unter den Gästen waren auch Bundespräsident a.D. Horst Köhler und seine Tochter Ulrike Köhler.

Zum 22. Mal verlieh der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) am Dienstagabend den Deutschen Hörfilmpreis und ehrte sieben gelungene Audiodeskriptionen mit einer „Adele“. Eingeladen wurde dafür in die Französische Straße, in das Atrium der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom. Für die Moderation verantwortlich war Schauspielerin Nadine Heidenreich, die zunächst ein bisschen holprig, dann souverän durch den Abend führte.

Dass die Trophäe „Adele“ heißt, leitet sich von der Audiodeskription-Abkürzung „AD“ ab. Mithilfe der Audiodeskription wiederum werden Filme zu Hörfilmen. In knappen Worten werden zentrale Elemente der Handlung, außerdem Gestik, Mimik, Kostüm, Maske oder die Kulisse beschrieben. Die Bildbeschreibungen werden in den Dialogpausen eingesprochen.

Nach der Eröffnungsrede des DBSV-Vizepräsidenten Thomas Krämer wurde Ehrengast Horst Köhler zusammen mit seiner in jungen Jahren erblindeten Tochter Ulrike Köhler auf die Bühne gebeten. Und weil der Bundespräsident A.D. bereits häufiger Gast der Veranstaltung war, durfte er eine Einschätzung über die Geschichte des Preises geben: „Wenn ich die Entwicklung sehe, freue ich mich sehr. Ich habe mich bei meiner Tochter rückversichert, ob ich mich freuen darf, und sie hat ja gesagt“.

Christian Petzold-Drama und Arielle die Meerjungfrau erhalten Preise

Das anfangs gekünstelte Vermeiden von Vokabeln wie „Sehen“ oder „Schauen“ durch Heidenreich, „wie ist es denn, wenn sie Serien und Filme genießen?“, wurde durch Ulrike Köhler schnell aufgeräumt: Sie erzählte, dass sie mithilfe eines „Smart Speakers“ gerne auch mal den Tatort oder Filme „guckt“. Danach wurde es allgemein lockerer und auch die Live-Deskription der über den ganzen Abend auf der Bühne sitzenden Anke Nicolai dufte mal mit Humor genommen werden. Zum Beispiel, dass der erste Laudator und Jury-Mitglied, Schauspieler Roman Knižka (in seinem ersten Theater-Engagement spielte er mal einen Blinden) graumeliertes Haar hätte. Das läge, wie Knižka scherzhaft verlauten ließ, an einer Rolle, die er gerade spiele.

Die glücklichen Gewinner, darunter auch das Audiodeskription-Team des Christian Petzold-Drama „Roter Himmel“, betonen immer wieder, wie wichtig ihre Arbeit sei und wie viel sich da in den letzten Jahren getan hätte. Allein die Privatwirtschaft hinke in Sachen Barrierefreiheit weit hinterher. Petzold selbst war es, der gut zusammenfasste, was viele auszudrücken versuchten: Audiodeskriptionen beschriebe nachträglich Details, die an vielen Stellen fast besser als das eigentliche Drehbuch seien und somit auch für Sehende eine Bereicherung wären.

Weitere Gewinner waren unter anderem die Spielfilmversion des Disney-Klassikers „Arielle“ (die Meerjungfrau) oder die Serie „Deutsches Haus“ über die Frankfurter Auschwitz-Prozesse. Den begehrten Publikumspreis übergab der Schauspieler Jan Sosniok der NDR-Produktion „Sörensen fängt Feuer“, von und mit Bjarne Mädel.  

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