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Mehrere Demonstrierende laufen am Sonnabend durch den Ortsteil Nikolassee.

© Madlen Haarbach

Update

„FKK-Spaß statt Nobel-Tristesse!“: Satiredemo auf der Berliner Reicheninsel Schwanenwerder

Knapp einhundert Menschen zogen am Sonnabend über die Nobelinsel Schwanenwerder im Berliner Süden. Sie forderten sozialen Wohnungsbau und einen Strand für alle.

| Update:

Knapp einhundert Menschen zogen am Sonnabend mit Verkleidungen und lauter Musik über die Insel Schwanenwerder im Berliner Süden. Das selbst erklärte „Quartiersmanagement Grunewald“ (MyGruni) hatte zum „Springbreak“ geladen. Mit der Satiredemo wollten die Aktivist:innen sich für „sozialen Wohnungsbau mit Seeblick“ einsetzen.

Die Demonstration startete gegen 12 Uhr am S-Bahnhof Nikolassee. Die Demostrecke führte dann über den Kronprinzessinenweg auf die Wannsee-Insel Schwanenwerder und wieder zurück. Angemeldet waren laut Polizei 50 Teilnehmende.

Mit lauter Musik von den Prinzen („Alles nur geklaut“) und Wencke Myhre („Knallrotes Gummiboot“) zog die Demo über Schwanenwerder an den Villen vorbei. Vereinzelt zeigten sich Bewohnende hinter den Gardinen der pompösen Häuser, ein Mann stand im Anzug auf einer Dachterrasse. Er drehte der Demo, wohl demonstrativ, den Rücken zu. Zu den von der Rednerin angekündigten „Gesprächen über Möglichkeiten der Nachverdichtung“ kam es nicht.

Zuvor gab es an der Brücke zur Insel Schwanenwerder eine Zwischenkundgebung. Eine Rednerin erzählte eine Geschichte über das nahe gelegene Strandbad Wannsee und über den Konflikt mit den Bewohner:innen der Villen. So habe es zur Eröffnung etwa Beschwerden über „handgreifliche Flirts im Wasser, die im Wald fortgesetzt wurden“, gegeben. Zugleich habe es keine Kontrollen der Polizei gegeben. „Strand für alle, handgreifliche Flirts im Wasser und keine Bullen – das ist auch unsere Utopie für die Zukunft von Schwanenwerder“, sagt sie.

Ein weiterer Redner begrüßte dort alle „zur allerersten Demo“ auf der Insel und gab einen kurzen Abriss über die Reichen, die hier in der Vergangenheit Villen bewohnt haben. Bei den Demoteilnehmenden kreisten derweil Sektgläser und die vielleicht ersten legalen Joints der Insel.

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Viele Teilnehmende erschienen in Strand-Outfits und mit aufgeblasenen Schwimmringen. Sie präsentierten Schilder mit der Aufschrift „Wo eine Villa ist, ist auch ein Steg“ und „Sozialer Wohnungsbau mit Seeblick jetzt“. Dazu schallte laut Schlagermusik.

Eine Rednerin sagte zu Beginn der Demonstration, dass die Bevölkerungsdichte auf Schwanenwerder „spektakulär niedrig“ sei, „da ist noch viel Platz für Nachverdichtung“. Außerdem gebe es keine sozialen Einrichtungen, wodurch Kiffen fast überall auf der Insel legal sei – ganz anders als in den dicht besiedelten Teilen Berlins.

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Einziges Manko sei, dass auf der Insel zwischen all den Luxusvillen ein öffentlicher Badestrand fehle. „Lasst uns Schwanenwerder zu einer Wellnessinsel für alle Berliner:innen machen!“, forderte sie. Ein anderer Teilnehmer in Badehose trug währenddessen ein Schild mit der Aufschrift „Suche Elitepartner“.

Insel ist bekannt für luxuriösen Lebensstil

Die Insel Schwanenwerder im Ortsteil Nikolassee ist bekannt für die pompösen Villen, das Ufer ist nicht öffentlich zugänglich. Die überwiegend reichen Bewohner:innen der Insel leben von der Öffentlichkeit abgeschirmt, an vielen Klingeln fehlen Namensschilder. Bekannt ist, dass unter anderem Joseph Goebbels, Verleger Axel Springer und der Kabarettist Dieter Hallervorden hier lebten.

Das Bündnis „My Gruni“ veranstaltet seit 2018 Satiredemos in Grunewald, meist am 1. Mai. An den Fahrradkorsos und Laufdemos nahmen in den vergangenen Jahren jeweils mehrere Tausend Menschen teil. Auch in diesem Jahr will das Bündnis offenbar wieder eine Spaßdemonstration zum Tag der Arbeit veranstalten. Die Demo am 6. April war schon einmal zum „Warmlaufen“ geeignet, hieß es in der Ankündigung.

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