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 Imam Mohamed Taha Sabri fordert in seiner Freitagspredigt Vernunft und Toleranz.

© picture alliance / Paul Zinken

Freitagsgebet in der Dar Assalam-Moschee: Imam fordert Gläubige zu Vernunft und reduzierten Emotionen auf

„Reduziert Eure Emotionen, auch wenn Ihr Wut, Trauer, Entsetzen und Zorn fühlt.“ Beim Freitagsgebet in der Dar Assalam-Moschee in Neukölln rief Imam Mohamed Taha Sabri zu Vernunft auf.

Von der Decke der Dar Assalam Moschee in Neukölln hängt ein riesiger, wunderschöner Kronleuchter. Unter diesem Kronleuchter steigt Mohamed Taha Sabri am Freitag gegen 13.30 Uhr auf die handgemachte Holzkanzel. Seine Schritte sind schwer, fast schleppend, der Haupt-Imam der Moschee ist gesundheitlich angeschlagen.

Eigentlich müsste er sich ausruhen, doch er fuhr trotzdem von Bremen nach Berlin, von seiner Familie an den Ort, an dem ihm die Gläubigen jetzt auf dem weichen Teppich zuhören.

Der Imam fordert eine Reduzierung der Emotionen

Mohamed Taha Sabri hat eine wichtige Botschaft, deshalb hat er sich nicht geschont. Er will den rund 1000 Muslimen, die ihm zuhören, mitteilen: Reduziert Eure Emotionen, bleibt bei der Vernunft, auch wenn im Gaza-Streifen Bomben und Raketen explodieren, Menschen sterben, Angehörige in Lebensgefahr sind. Reduziert Eure Emotionen, auch wenn Ihr Wut, Trauer, Entsetzen und Zorn fühlt.

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Es ist seine Antwort auf den Aufruf der Hamas. .Die Terror-Organisation hat für diesen Freitag zu Aktionen gegen jüdische Einrichtungen aufgerufen.

Und seine Botschaft setzt der Tunesier Sabri mit dem richtigen Ton in der aufgeheizten Stimmung, es ist eine Predigt, die weitere Gefühle anspricht: Mitmenschlichkeit, Toleranz. „In solchen Situationen ist eine vernünftige Denkweise gefragt“, sagt der Imam. „Man darf sich nicht von Emotionen leiten lassen. Ich kenne jemanden, dessen Angehörige unter den Opfern sind, der ist sehr traurig, aber er ist zugleich trotzdem vernünftig.“

Die Dar Asalam-Moschee liegt in der Flughafenstraße, sie liegt in einem Bezirk, „auf den sich im Moment alle Augen richten“, sagt Sabri. „Und jeder achtet darauf, wie wir uns verhalten.“ Der Zusammenhalt „als friedfertige Gesellschaft wird bedroht“.

Aber Zusammenhalt sei ganz wichtig, und für diese These zitiert der Imam „Weise und rational denkende Gelehrte“. Und die – da bezieht sich Sabri natürlich mit ein – „haben wir eine Verantwortung, damit wir diesen Zusammenhalt stärken“. Seine Stimme ist fest, der Ton nachhaltig, akustisch erkennt man seinen Gesundheitszustand nicht.

Dann geht Sabri auf den Holocaust ein, auf den schrecklichsten Teil deutscher Geschichte. „Diese Gesellschaft ist geprägt durch die furchtbaren Verbrechen an den Juden“, sagt er. „Wir sollten uns im Klaren darüber sein, dass die Gesellschaft, in der wir leben, zu Recht sehr sensibel auf die Angelegenheiten reagiert, die Juden betreffen. Deshalb sagen die Deutschen auch: Nie wieder.“ Deutsche fühlten immer Schuld wegen den „unsäglichen Verbrechen an den Juden“.

Wie tief diese Predigt in die Herzen der Zuhörer angekommen ist, das ist schwer zu sagen. Aber Sabri bietet auf jeden Fall weitere Unterstützung an. „Ich stehe als Ratgeber bereit“, sagt er. „Ich kenne Euren Schmerz und Eure Trauer.“

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