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Ein Neugeborenes beim Wiegen.

© mauritius images/BSIP/Jessica Bordeau

Geburtskliniken in Berlin: Nur zwei Drittel der Kreißsäle sind stets aufnahmebereit

Fast jede Geburtsklinik meldete zuletzt Einschränkungen. Obwohl die Zahl der Hebammen in Berlin steigt, ist der Druck auf die Krankenhäuser groß.

In Berlin wird wohl auch im neuen Jahr über die Lage in den Kreißsälen debattiert, denn die Situation in den 19 Geburtskliniken der Stadt ist nach wie vor beunruhigend. In diesem Jahr meldeten 18 der Krankenhäuser mit Kreißsaal zwischenzeitlich „Einschränkungen“ an die digitale Ivena-Plattform, über die Berlins Krankenhäuser den Überblick zu freien Betten, verfügbaren Arzneien und etwaigen Ausfällen melden.

Von Januar bis Ende Oktober 2022 gab es nur in zwölf Krankenhäusern „zu jedem Zeitpunkt mindestens aufnahmebereite Kreißsäle“, ein gutes Drittel der Geburtskliniken war also nicht voll einsatzbereit. Diese Angaben stammen aus der Antwort von Gesundheitsstaatssekretär Thomas Götz (Grüne) auf Frage des CDU-Abgeordneten Adrian Grasse, die dem Tagesspiegel vorab vorliegt.

Die Zahl der Hebammen steigt

Dabei steigt die Zahl der Hebammen in Berlin seit Jahren, während die Zahl der Geburten mit circa 39.000 pro Jahr weitgehend stabil blieb. Gab es im Jahr 2010 gerade 1030 Hebammen in Berlin, waren es 2020 schon 1627. Die meisten von ihnen arbeiten freiberuflich, werden also zur Geburtsbegleitung dazu gebucht.

Aus dem Senatsschreiben geht nicht hervor, wie viele von ihnen in Teilzeit tätig sind. Dem Portal „Statista“ zufolge stieg der Anteil der Teilzeit-Beschäftigten unter den Hebammen in den letzten Jahren erheblich.

Erfreulich sei das große Interesse an den entsprechenden Studiengängen, sagte CDU-Wissenschaftsexperte Grasse, das spräche für die Attraktivität des Berufs. Die Zahl der Bewerber übersteigt der Senatsantwort zufolge die Zahl der Studienplätze erheblich. Ausbildungsstätten sind die landeseigenen Kliniken von Charité und Vivantes sowie die Schule für Gesundheitsberufe am St. Joseph Krankenhaus in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule Berlin.

Zum einen müsse nun die Zahl der Studienplätze erhöht werden, sagte Grasse. Dazu aber sei es geboten, gemeinsam mit den Berufsverbänden zu ermitteln, wieso trotz steigender Zahl an Hebammen so viele Kreißsäle zwischenzeitlich nicht einsatzbereit sind.

Bezahlung wie bei den Pflegekräften

Erst diese Woche kündigte Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) für nächstes Jahr einen Pflegegipfel an, weil die Personalnot in den Rettungsstellen und Kinderstationen der Kliniken so massiv ist.

Hebammen werden in den meisten Krankenhäusern nach den Tarifen für die Pflegekräfte bezahlt. Je nach Arbeitszeit, Zulagen und konkretem Klinikträger beträgt das Gehalt zwischen 3000 und mehr als 4000 Euro brutto.

Zuletzt hatten Hebammen vom Charité-Campus in Mitte mit einem Brief an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf sich aufmerksam gemacht. Sie forderten den Corona-Pflegebonus der Bundesregierung auch für sich.

1627
Hebammen arbeiteten 2020 in Berlin.

Eine Milliarde Euro stellte Lauterbach für den Bonus hälftig an Pflegeheime und Krankenhäuser bereit. Den Bonus erhalten diejenigen Kliniken, die 2021 mehr als zehn Covid-19-Patienten betreuten, die mindestens 48 Stunden beatmet werden mussten. Von bundesweit 1900 Krankenhäusern sind das rund 830.

In diesen Kliniken wiederum gibt es die maximal 550 Euro des Bundes nur für Pflegekräfte, die 2021 mindestens 185 Tage auf einer bettenführenden Station tätig waren. Die meisten Geburtsstationen, aber auch Notaufnahmen, OP-Säle und viele Psychiatrien fallen da raus. Wer jedoch Anspruch auf den Bundes-Bonus hat, erhält in einigen Ländern noch regionale Prämien, mitunter auch von den Arbeitgebern dazu.

Die Betreuung einer gebärenden Frau setze „eine große körperliche Nähe voraus und bedeutet oftmals Kontakt mit diversen, potenziell infektiösen, Körperflüssigkeiten“, heißt es in dem Schreiben des Kreißsaal-Teams der Charité in Mitte. Eine Verlegung auch Corona-infizierter Frauen sei kaum möglich gewesen.

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