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Frauen, die gründen wollen, werden vom Land Berlin gezielt unterstützt.

© Getty Images/Klaus Vedfelt

Gründerinnenbonus in Berlin: Ein Mittel gegen strukturelle Nachteile

Unternehmerinnen bekommen vom Senat eine zusätzliche Prämie. Das ist richtig: Nur so gelingt es, ihren Anteil endlich zu erhöhen. Das wirkt sich auch auf Berlins Wirtschaftskraft aus.

Ein Kommentar von Tanja Buntrock

Nur jedes fünfte Unternehmen wird von einer Frau gegründet. Damit sind Frauen, die sich mit selbstständig machen, seit Jahren unterrepräsentiert. Deshalb ist es richtig, dass der Senat handelt und mit gezielten Förderinstrumenten, wie dem nun startende Gründerinnenbonus, dazu beitragen will, dass mehr Frauen in die Wirtschaft kommen. So eine „direkte Frauenförderung“ ist geboten, denn die Hilfen haben zwei Dimensionen: Eine gesellschafts- und eine wirtschaftspolitische.

Frauen, und damit auch angehende Unternehmerinnen, sind immer noch strukturell benachteiligt. So richtig deutlich wurde das zu Pandemie-Beginn, als es einen „Backlash“ in alte Rollenmuster gab: Es waren vor allem Frauen, darunter auch gestandene Managerinnen, die sich um die sogenannte Care-Arbeit daheim und das Homeschooling kümmerten, während so mancher Mann die „Flucht ins Büro“ antrat, wie ein Kollege mir einmal gestand, weil er das Aufeinanderhocken zu Hause nicht aushielt.

Durchschnittlich 36 Jahre jung ist eine Frau laut Start-up-Verband, wenn sie ein Unternehmen gründet. Das fällt häufig genau in die Phase der Familienplanung. Die wöchentliche Arbeitszeit sinkt demnach bei Gründerinnen im Durchschnitt um fast sechs Stunden, durch „familiäre Aufgaben“. Das sei bei männlichen Gründern nicht so.

Dazu gehört auch, wichtige „Calls“ nicht auf 16 Uhr zu legen und dann mit den Augen zu rollen, wenn eine Unternehmerin oder Abteilungsleiterin nicht kann, weil sie ihr Kind abholt.

Tanja Buntrock, stellv. Leitung Berliner Wirtschaft

Deshalb gilt es, neben Förderprogrammen weiterhin die strukturellen Rahmenbedingungen zu verbessern: flexiblere Elternzeiten, Mutterschutz für selbstständige Frauen, bessere Absetzung von Betreuungskosten und ein flächendeckendes Betreuungsangebot. Ebenso gehört dazu ein Umdenken, was Führungskultur angeht: Dazu gehört auch, wichtige „Calls“ und Konferenzen zum Beispiel nicht auf 16 Uhr zu legen und dann mit den Augen zu rollen, wenn eine Unternehmerin oder Abteilungsleiterin nicht kann, weil sie ihr Kind abholt.

Auch ein besserer Zugang für Frauen zu Kapital muss geschaffen werden, bislang ist das Finanzierungsvolumen bei männlich geführten Gründerteams um das Neunfache höher als bei Frauen. Vielleicht sind mehr Venture-Capital-Fonds, die speziell in Frauenteams investieren, eine Lösung.

Der „Chancenfonds“ mit seinen Förderungen für Frauen ist eine Chance für Berlin: Es geht hier um die Sicherung eines starken Wirtschaftsstandorts. Und davon haben alle etwas: Mehr Gründerinnen bedeuten mehr Wirtschaftskraft und damit mehr Wohlstand für alle. Und die Frauen? Die können auch etwas tun: Bildet Banden? Nein, bildet Netzwerke!

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