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Der Neubau Edge

© TSP/Lydia Hesse

Richtfest für „Amazon-Tower“: Höchstes Haus Berlins steht – 140 Meter misst der umstrittene Neubau „Edge“

Zum Richtfest des Hochhauses an der Warschauer Brücke kam Bausenator Andreas Geisel. Die Proteste gegen den „Amazon-Tower“ verstummten zuletzt.

Das größte Gebäude Berlins steht: 140 Meter hoch ragt es an der Grenze zwischen den Stadtteilen Kreuzberg und Friedrichshain in den Himmel über Berlin. Versand-Multi Amazon hat den Turm komplett gemietet – nachdem Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) sogar noch versucht hatte, rechtlich dagegen vorzugehen.

So soll das Gebäude am Ende aussehen.
So soll das Gebäude am Ende aussehen.

© Promo

Vergeblich, die Bauarbeiter haben nun den Rohbau vollendet. Gekauft hatte das Gebäude der Versicherungskonzern Allianz, gemeinsam mit einem Finanzpartner. Sehr umstritten war das Vorhaben im Kiez, weil der gewaltige Baukörper kaum Platz für öffentliche Nutzungen hat – und weil der Nutzer des Turms die Verdrängung im Viertel beschleunigen könnte. Doch zuletzt war es ruhig geworden.

Die anderen Hochhäuser sehen aus, wie aus Lego

Der Blick über Berlin aus den oberen Geschossen des Turms ist atemberaubend: Die Mercedes-Benz-Arena liegt wie eine Flunder zu Füßen des Turms im neu gebauten Quartier an der East-Side-Gallery. Auf die benachbarten Hochhäuser blickt man hinab wie auf Legohäuser.

Hoch über Berlin.
Hoch über Berlin.

© TSP/Lydia Hesse

Der Fernsehturm am Alex ist auf Augenhöhe. Das „Edge“ der Architekten Bjarke Ingels Group sprengt den Berliner Maßstab. Und die Krone der Stadt wird der Bau erst abgeben müssen, wenn im fernen Neukölln der neue Turm neben dem Estrel-Hotel fertig wird.

100.000
Tonnen Beton werden verbaut

100.000 Tonnen Beton werden verbaut und türmen sich keine fünf Meter von der Warschauer Brücke auf. Damit die Brücke nicht absackt, hoben die Ingenieure das Bauwerk 20 Millimeter an. Während der Bauphase sackte die Brücke dann langsam wieder auf ihr ursprüngliches Niveau ab. 200 bis 300 Bauarbeiter waren teils rund um die Uhr im Einsatz seit der Vorbereitung der Baugrube und dem Start des Vorhabens Mitte 2019. Projektleiter Andreas Jorsch zufolge verläuft alles nach Plan: Sowohl die Kosten als auch die Bauzeit würden eingehalten.

Der Neubau Edge an der Warschauer Brücke
Der Neubau Edge an der Warschauer Brücke

© TSP/Lydia Hesse

„Hoch über der Stadt erwartet uns bald auf einer öffentlichen Dachterrasse ein einzigartiger Ausblick auf Berlin“, sagte Bausenator Andreas Geisel (SPD) beim Richtfest am Mittwoch.

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Ein Restaurant, eine Bar oder ähnliche „Gastronomie“ ist dort vorgesehen, sagte der Projektleiter. Und unten im Gebäude soll eine halbe der 37 Etagen des Turms für jedermann zugänglich werden. Ein Fahrradshop und ein Café könnten dort entstehen.

Noch ist innen nur Rohbau.
Noch ist innen nur Rohbau.

© TSP/Lydia Hesse

Berlin und der Kiez profitieren bei diesem Vorhaben nicht ansatzweise durch öffentliche Angebote und Freiräume des Bauherrn, wie Berlins „Hochhausplan“ es für vergleichbare Vorhaben voraussetzt. Die Baugenehmigung für das „Edge“ war bereits erteilt, bevor die Stadt wenigstens einen kleinen Teil des enormen Wertzuwachses abschöpfen konnte, den eine solche Genehmigung dem Eigentümer beschert. Neue Projekte fügen sich durch weitaus größere Angebote an die Anwohner viel geschmeidiger in ihr Umfeld ein.

100.000 Tonnen Beton belasten auch die CO₂-Bilanz Berlins. Auf den oberen Etagen setzten die Edge-Bauherren immerhin eine innovative Bautechnik ein, die den Anteil des Zements auf das geringste – mit den Anforderungen an die Tragfähigkeit noch zu vereinbarende – Maß verringert. Der Bauherr verzichtet außerdem auf Deckenverkleidungen in den Büroräumen, was Material spart. Auch die gewaltigen Träger in den Obergeschossen sind aus nacktem Sichtbeton. Außerdem sollen Sensoren Kühlung, Heizung und Licht herunterfahren dort, wo Büros gerade nicht genutzt werden.

Der Turm wiegt sich im Wind, um nicht abzubrechen

Vor dem Skelett aus Stahlbeton hängen die Arbeiter zurzeit einige der insgesamt 3600 Fassadenteile an gewaltige Stahlhaken. Die Fassade hat zwei Schichten, eine dünne aus Glas außen, die den Wind abfängt. Die zweite Schicht, die Fenster im Inneren, können dadurch auch in 120 Meter hoch gelegenen Büros geöffnet werden, ohne dass die Akten vom Winde verweht werden. Weil der Zug in diesen Höhen heftig ist und der Turm nicht brechen soll, wiegt sich dieser in den obersten Geschossen um wenige Zentimeter im Wind.

Die Büros der Amazon-Beschäftigten sind mit einer Raumhöhe von 2,70 Metern großzügig bemessen. Ab dem zwölften Geschoss können sie außerdem auf die Terrasse heraustreten. 2,50 Meter breite und bis zu acht Meter lange Austritte gibt es auf jedem Stockwerk ab der zwölften Etage. Sie liegen oberhalb der dunkleren, abgetreppten Bänder, die von außen die Fassade strukturieren.

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