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© dpa/Rainer Jensen

„Mord und Hass dürfen niemals bejubelt werden“: Imame verurteilen gewaltverherrlichende Reaktionen in Berlin auf Hamas-Terror

„Zutiefst besorgt“ zeigt sich der Rat der Berliner Imame angesichts des Hamas-Terrors. Der Rat ist umstritten, einige Mitglieder tauchen im Verfassungsschutzbericht auf.

Der „Rat Berliner Imame“ hat den jüngsten Hamas-Terror im Nahen Osten sowie die gewaltverherrlichenden Reaktionen in Berlin aufs Schärfste verurteilt. „Mord, Hass und Gewalt dürfen niemals geduldet oder gar bejubelt werden“, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung. „Unsere religiösen Überlieferungen und unser Islamverständnis verbieten ein solches Verhalten und rufen zu Frieden, Barmherzigkeit und Mitgefühl auf“, betonte der Rat. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und Angehörigen der Terrorakte und der Vergeltungsschläge.“

„Religiös nicht begründbar“

Der Zusammenschluss von Imamen zeigte sich „zutiefst besorgt um den gesellschaftlichen Zusammenhalt“ in Berlin. „Es ist unser aller Pflicht als Zivilgesellschaft, die Austragung schrecklicher internationaler Konflikte und Gewaltspiralen in Berlin zu verhindern“, hieß es. „Die Verhöhnung von Toten, ihren Angehörigen sowie die Verherrlichung von Krieg und Gewalt“ seien inakzeptabel und „religiös nicht begründbar“.

Wie schon der Verein der Muslime in Potsdam vor wenigen Tagen zitiert der Berliner Rat die Koran-Sure al-Ma’ida, in der es heißt: „Wenn jemand einen Menschen tötet, so ist es, als hätte er die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben schenkt, so ist es, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben geschenkt.“

Der „Rat Berliner Muslime“ ist nicht unumstritten. Er besteht aus 23 Imamen. Wie die „Islamische Zeitung“ berichtet, gibt es in Berlin insgesamt um die 90 Moscheegemeinden und Gebetsräume. Unter den 23 Imamen befinden sich Einrichtungen wie das „House of One“, aber auch – je nach politischer Einschätzung – drei bis fünf Personen mit verfassungsfeindlicher Agenda. Einige der Moscheen werden explizit im Verfassungsschutzbericht erwähnt.

So heißt es über das „Furkan Zentrum“ in Neukölln im Berliner Verfassungsschutzbericht 2021, dass dort regelmäßig die im Salafismus zentrale „Loyalität und Lossagung“ propagiert werde, also die Treue zum Islam und die Aufforderung, „sich von Nicht-Muslimen ebenso wie von nicht rechtgläubigen Muslimen so weit als möglich zu distanzieren, sie zu verachten und ihnen sogar Feindschaft entgegenzubringen“, man stelle eine „kategorische Ablehnung der Integration in eine säkulare Gesellschaft“ fest.

Die Sprecherin des Rates, Juanita Villamor, betonte in einem Interview mit der „Islamischen Zeitung“, es handele sich „eigentlich um eine Gruppe von Einzelpersonen, die als Imame in verschiedenen Institutionen wie Gemeinden, der Seelsorge oder anderweitig tätig sind“. Sie seien schon im Rahmen des Runden Tisches Berliner Imame zusammengekommen.

Demos in Berlin

Nach dem Angriff auf Israel am vergangenen Samstag gab es in Berlin schnell erste Aktionen und Demonstrationen. Das pro-palästinensische Netzwerk Samidoun feierte den Hamas-Angriff auf Israel, indem es Süßigkeiten auf der Sonnenallee in Neukölln verteilt hatte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte am Donnerstag ein Verbot des palästinensischen Netzwerks an.

Am Mittwochabend versammelten sich erneut Hunderte Menschen in Neukölln, obwohl eine pro-palästinensische Demonstration verboten worden war. Die Polizei war stundenlang im Einsatz, um größere Menschenansammlungen zu verhindern. (mit pab/dpa)

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