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Auf der Straße zu leben, ist hart – ganz besonders im Winter.

© dpa/Kay Nietfeld

„Permanente Gefahr, dass jemand erfriert“: Kalte Nächte setzen Obdachlosen in Berlin extrem zu

Die tiefen nächtlichen Temperaturen sind für Obdachlose ein enormes Problem. Jetzt fällt nach einem Brand auch die Traglufthalle am Ostbahnhof erst mal aus.

Die aktuellen Minusgrade in der Nacht treffen Obdach- und Wohnungslose besonders stark. Und die Temperaturen sollen in den nächsten Tagen noch mehr sinken. „Die Situation ist für diese Menschen in kalten Nächten dramatisch“, sagt Barbara Breuer, die Sprecherin der Stadtmission. „Es besteht permanent Gefahr, dass diese Menschen erfrieren.“

Die Notunterkünfte sind voll – der Kältebus, sagt Breuer, „hatte in der vergangenen Nacht Mühe, die Menschen, die er mitgenommen hat, in Notunterkünften unterzubringen“. Die Koordinatoren der Kältehilfe hätten so lange telefoniert, bis sie noch freie Plätze gefunden hätten. „Wir laden nie jemanden wieder aus“, sagt Breuer.

Die Kältehilfe hatte in der Nacht zum Montag 64 Anrufe von Menschen erhalten, die auf Personen aufmerksam machten, die aus ihrer Sicht Hilfe benötigten. „In kalten Nächten kommen immer zwischen 50 und 70 Anrufen“, sagt Barbara Breuer. Bei höheren Temperaturen seien 20 bis 30 Anrufe normal.

Die Situation ist dramatisch.

Barbara Breuer, Sprecherin der Stadtmission

Auch Sanna Martzahn, die Sprecherin der Johanniter-Unfall-Hilfe, bezeichnet die Situation von Obdachlosen in den kalten Nächten als „dramatisch“. Die Notunterkunft der Johanniter in der Ohlauer Straße in Kreuzberg ist fast komplett belegt. 74 Menschen haben dort ein Bett. Vorübergehend gibt es noch die Möglichkeit, Notbetten für zwölf bis 20 weitere Gäste aufzustellen.

In den vergangenen Tagen übernachteten zusätzlich einige Personen auf Matratzen im Essensraum, weil alle Betten belegt waren. „Aber viel mehr Menschen dürfen wir aufgrund des Infektionsschutzgesetzes nicht aufnehmen“, sagt Sanna Martzahn. Auch die Notunterkunft der Caritas in der Residenzstraße ist voll belegt. Dort stehen 25 Plätze zur Verfügung.

Traglufthalle am Ostbahnhof fällt nach Brand aus

Die Situation hat sich durch einen Brand der Heizungsanlage und des Gebläses bei der Traglufthalle am Ostbahnhof verschärft. Nachdem es am Donnerstag bereits einen Stromausfall gegeben hatte und die Halle kurzzeitig in sich zusammengefallen war, ist am frühen Montagmorgen die Anlage, die in einem Container neben der Traglufthalle steht, komplett abgebrannt.

„Damit fallen in der Nacht zum Dienstag 120 Plätze aus“, sagt Barbara Breuer. Die Stadtmission betreut die Halle.

Die Traglufthalle ist wegen des defekten Gebläses zusammengefallen. „Wir bemühen uns intensiv, Alternativplätze zu bekommen“, sagt Barbara Breuer. Schon nach dem ersten Stromausfall hätten externe Träger Übernachtungsplätze angeboten. „Es wäre natürlich wunderbar, wenn wir jemanden hätten, der eine Heizungslage und Gebläse kurzfristig zur Verfügung stellen könnte. Ansonsten versuchen unsere Techniker, das Problem zu lösen.“ In der Nacht zum Montag waren in der Traglufthalle 118 Plätze besetzt.

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