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Die Schulfarm steht hinter ihrem Leiter und zeigte das bei der Demonstration am Donnerstag.

© Tagesspiegel/Susanne Vieth-Entus

Personalentwicklung auf Berliner Art: Zerreißprobe um die Leitung der Schulfarm Scharfenberg

Eltern und Schüler demonstrieren, damit der kommissarische Leiter der Schulfarm bleiben kann. Unterdessen wird der Schulkonferenz ein neuer Kandidat vorgestellt.

Der seit einem Jahr schwelende Konflikt um die Besetzung des Schulleiterpostens auf der Insel Scharfenberg hat sich zugespitzt. Obwohl die Elternschaft eine Demonstration gegen die Neubesetzung der Schulleiterstelle angekündigt hatte, wurde der bevorzugte Kandidat am Donnerstag durch einen Vertreter der Schulaufsicht auf die Insel gebracht, um ihn der Schulkonferenz vorzustellen.

Er musste um 15.30 Uhr die Fähre betreten, die ihn auf die Insel bringen sollte, während an der Landseite rund 150 Eltern und Schüler:innen Plakate für den Verbleib des kommissarischen Schulleiters in die Luft hielten. Ein Spießrutenlauf.

Die Schilder und beschrifteten Bettlaken transportierten die gleiche Botschaft wie die Briefe, die die Gesamtelternvertretung seit Monaten an die Bildungsverwaltung geschickt hat: „We want Völzke“, „Nur Völzke rockt das“ oder „Never change a running team“ hatten die Eltern und ihre Kinder auf die mitgebrachten Plakate geschrieben.

Am Ruder. Matthias Völzke ist kommissarischer Schulleiter der Schulfarm Insel Scharfenberg im Tegeler See.
Matthias Völzke, hier anlässlich der 100-Jahr-Feier, ist kommissarischer Schulleiter der Schulfarm Insel Scharfenberg im Tegeler See.

© Sven Darmer

Die hielten sie dem Bewerber entgegen, der mit seiner hellbraunen Aktentasche in Händen die Fähre betrat, um pünktlich bei der Schulkonferenz erscheinen zu können. Mit der nächsten Fähre folgte ihm dann Völzke - umringt von etlichen Demonstrant:innen, die ihm auch noch auf der Insel den Rücken stärken wollten.

Dort tagte bereits die Schulkonferenz und erörterte die Ausgangslage: Wie berichtet wurde die Schulleitungsstelle ausgeschrieben, weil Völzke bislang nur kommissarisch im Amt ist. Der 40-Jährige würde die Stelle, die er seit fast zwei Jahren innehat, gern behalten. Allerdings verfügt er nur über eine kurze Erfahrung als Lehrer. Daher hat der Bewerber, der bereits als Konrektor und Schulleiter gearbeitet hat, bessere Aussichten, den Posten zu bekommen, auch wenn er an seiner Vorgängerschule die Probezeit nicht beendete.

Völzke kann, Völzke macht, Völzke bleibt. 

Ein Protestplakat der Elternschaft

Die Schulgemeinschaft will sich dennoch nicht geschlagen geben, weil sie hoch zufrieden ist mit ihrem dynamischen Leiter: „Völzke kann, Völzke macht, Völzke bleibt“, steht auf einem der Schilder, die von Vätern und Müttern in die Luft gereckt werden.

Eltern hatten die Demonstration angemeldet.

© Foto: Susanne Vieth-Entus

Ihre Begeisterung und die der Schüler:innen, die Völzke am Donnerstag beistehen, rührt daher, dass er, der ehemalige Manager, die vielen Probleme der besonderen Schule nach Jahren des Niedergangs angepackt und die personelle Lage verbessert hat. Sie haben Angst, dass diese Tatkraft und Aufbruchstimmung nach einem Wechsel verlorengeht.

Die Schule vermisst die Unterstützung durch die Behörde

Dass eine Menge Tatkraft gebraucht wird, zeigt ein kurzer Rundgang auf der Insel: Da ist der landwirtschaftliche Betrieb mit den Tieren, da sind die Boote, die vielen Gebäude und da ist auch die Inselgärtnerei, die zu verwahrlosen beginnt, weil es keine:n Gärtner:in mehr gibt, berichtet Fördervereinsmitglied Bernd Gebert. Viele Baustellen, die angepackt werden müssten, die aber nicht beseitigt werden können ohne die Unterstützung der Bildungsverwaltung.

Fördervereinsmitglied Bernd Gebert beim Rundgang durch die Gärtnerei.

© Foto: Susanne Vieth-Entus

Dass es an dieser Unterstützung mangelt - daran lassen die Eltern keinen Zweifel. Sie habe sogar den Verdacht, dass die Schulfarm nicht wirklich gewollt ist, eher als Klotz am Bein empfunden wird, auch wenn die Schulbehörde am Alexanderplatz dergleichen nie bestätigen würde: Rein formal steht sie zu ihren besonderen Schulen, hat sie sogar zu einem eigenen Referat mit eigener Schulaufsicht zusammengefasst. Allerdings hat deren Leiterin nie selbst eine Schule geleitet.

Blick vom gegenüberliegenden Ufer auf die Fähre, die gerade an der Insel angekommen ist.

© Foto: Susanne Vieth-Entus

Aber wie geht es jetzt weiter? Noch ist nicht durchgesickert, wie das Votum der Schulkonferenz am Donnerstagabend ausging. Das Gremium hat ohnehin nicht das letzte Wort, sondern die Bildungsverwaltung. Allerdings müssen die Regularien eingehalten werden, die das Schulgesetz vorgibt.

Dazu gehört, wie berichtet, dass der Schulkonferenz zwei Bewerber:innen zur Auswahl präsentiert werden müssen, es sei denn, es gibt eine:n einzelne:n überragende:n Kandidat:in. Ob es sich bei dem Bewerber vom Donnerstag um einen „überragenden Kandidaten“ gehandelt hat, könnte noch juristisch überprüft werden, denn es gab weitere Bewerber:innen, die aber nicht eingeladen wurden.

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