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Villa der Remmos, einst Besitzer, nun Mieter

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Update

Polizei suchte Diebesgut: SEK-Einsatz in Berliner Remmo-Villa – zwei Festnahmen

Zwei Clan-Mitglieder werden des Diebstahls verdächtigt, nun rückten Ermittler unter anderem in Neukölln an. Gesucht wurden sechs Packungen Akkus.

| Update:

Die bekannte Villa des Remmo-Clans in Neukölln ist am Dienstag durchsucht worden – mit dabei ein Spezialeinsatzkommando (SEK) und mehr als 100 Polizisten. Zwei 19 und 23 Jahre alte Mitglieder der Großfamilie werden des räuberischen Diebstahls verdächtigt. Die Beamten waren auf der Suche nach der Beute. Beide Männer wurden vorläufig festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte. Nach Feststellung ihrer Identität seien sie aber wieder auf freien Fuß gekommen. 

Neben der Villa in Alt-Buckow wurde auch ein Gebäude in Charlottenburg durchsucht. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft suchten Polizeikräfte laut Durchsuchungsbeschluss sechs Packungen Akkus.

Diese sollen die beiden Männer am 22. Dezember 2022 frühmorgens in einem Baumarkt gestohlen haben. Einen Mann, der sie am Verlassen des Geschäfts hindern wollte, sollen sie mit Reizgas besprüht haben. Zwei Akkus seien bei der Durchsuchung gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit: „Ob diese aus der Beute stammen, muss aber noch geprüft werden.“ Zuständig für die Ermittlungen sei die Intensivtäterabteilung der Staatsanwaltschaft.

Laut „Bild“ soll auch nach einer Waffe gesucht worden sein. Nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft wurde aber keine gefunden. Den Berichten zufolge wurde auch eine Frau in Handschellen abgeführt. Sie soll den Einsatz behindert haben. Der Behördensprecher konnte dazu keine Angaben machen.

Viele Angehörige der verzweigten Großfamilie sind vorbestraft – insbesondere wegen Eigentums- und Rohheitsdelikten, darunter spektakuläre Gold-Diebstähle und Angriffe auf Kontrahenten im Milieu.

Der Bezirk will den Clan aus der Villa klagen

Auch um die Villa in Alt-Buckow, die am Dienstag durchsucht wurde, dreht sich derzeit ein Prozess. Ein heranwachsender Sohn der Großfamilie kaufte das Anwesen 2012 für circa 200.000 Euro von einer kommunalen Gesellschaft. Berlins Staatsanwaltschaft ließ das gelbe Haus nach einer Gesetzesnovelle 2018 konfiszieren, weil es mit Beutevermögen erworben worden sei.

Der Sohn hatte die Villa zuvor an seine Mutter vermietet, weshalb nun der Staat als neuer Eigentümer – vertreten durch den Bezirk Neukölln – als Vermieter auftritt. In den letzten Jahren waren in dem Haus zwischen acht und zwölf Personen gemeldet, das Jobcenter zahlte weitgehend die Miete. Seit 2021 klagt der Bezirk darauf, den Clan wegen schwerer Verstöße gegen das „Vertrags- und Vertrauensverhältnis“ aus der Villa zu bekommen.

Verwandte der Bewohner stehen derzeit in Dresden vor Gericht. Die sechs Remmo-Männer sind des schweren Bandendiebstahls, der Brandstiftung und der besonders schweren Brandstiftung angeklagt: Es geht um die aus dem Grünen Gewölbe im November 2019 gestohlenen Juwelen aus Sachsens Staatsschatz, circa 114 Millionen Euro Versicherungswert.

Im Dezember 2022 wurden über den Anwalt eines Angeklagten einige Beutestücke zurückgegeben. Dem ging eine, üblicherweise „Deal“ genannte, Absprache zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft voraus, die den Angeklagten für Kooperation womöglich Strafrabatt gewährt.

Wie vielfach berichtet, kamen die Remmos in den Achtzigern aus dem Libanon nach Deutschland. Eine einheitliche Transkription aus dem Arabischen blieb aus, weshalb einzelne Zweige der Großfamilie auch Rammo oder Remo geschrieben werden. Die Taten vieler Remmos werden als „Clan-Kriminalität“ eingestuft, die das Bundeskriminalamt als regelmäßiges Begehen von Straftaten durch Verwandte in „ethnisch abgeschotteten Subkulturen“ bezeichnet.

Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin, teilte zu der Durchsuchung am Dienstag mit: „Es ist absolut richtig, dass der Rechtsstaat entschlossen gegen Gesetzesübertretungen vorgeht. Wir reden über den Verdacht einer schweren Straftat, für die es Tatverdächtige gibt.“ Wenn die Verdächtigen aus einer polizeibekannten Familie stammten, aus denen bereits mehrfach Mitglieder mit Waffen in Erscheinung getreten seien, würden die Maßnahmen aufgrund der Eigensicherung hochgefahren. (mit dpa)

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