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Schimmlige Brötchen, die an die Polizei Berlin verteilt wurden.

© X: DPolG Berlin

Schimmelbrötchen bei der Berliner Polizei: Zwei Beamte hatten nach Silvester-Einsatz Magen-Darm-Probleme

Das Entsetzen war groß: Tausende Beamte verhinderten zu Silvester erneute Randale, doch die Lunchpakete der Einsatzkräfte waren schlecht. Jetzt liegt die interne Auswertung vor.

| Update:

Sie wurden von der Berliner Polizeiführung in die Böllernacht geschickt, um erneute Pyro-Randale zu verhindern. Doch als einige Beamte ihre Lunchpakete öffneten, herrschte Ekelalarm. Der Belag der Brötchen war verschimmelt. Zunächst war unklar, wie es dazu kommen konnte. Dem Tagesspiegel liegt jetzt die interne Auswertung vor.

Bisher sind der Polizei Berlin „zwei Fälle von Dienstkräften“ bekannt, die nach dem Verzehr der Brötchen Neujahr „für einen Tag Magen-Darm-Probleme und teilweise Kopfschmerzen“ hatten. Von insgesamt 3500 Verpflegungssets sind etwa 820 entsorgt worden.

Es sei aber nicht zwingend klar, dass alle Brötchen auch verdorben waren, heißt es in dem internen Vermerk. Teils seien ganze Chargen entsorgt worden, nachdem einzelne Ekelbrötchen entdeckt wurden. Wie es zu dem Schimmelschreck kommen konnte, ist aber weiter unklar. Was ist passiert? „Die Versorgung unserer Einsatzkräfte anlässlich des Jahreswechsels 2023/2024 konnte leider durch den Erhalt verdorbener Verpflegungstüten nicht in vollem Maße gewährleistet werden“, heißt es in dem polizeiinternen Vermerk. Es handle sich um einen „sehr bedauerlichen Einzelfall“, der trotz aller Bemühungen „nicht vollständig kompensiert werden konnte“.

Das Lunchpaket: zwei Brötchen, Würstchen, Apfel und Schokoriegel

„Die verdorbenen Brötchen waren Bestandteile des Lunchpaketes, das neben zwei Brötchen jeweils ein Würstchen, Senf, Ketchup, einen Apfel und einen Schokoriegel enthielt“, heißt es von der Polizei.

Die sogenannten Verpflegungsbeutel seien am 31. Dezember zwischen 10 und 12 Uhr durch einen Caterer angeliefert und sogleich in die Kühlzellen der Polizei gebracht worden. Um 15 Uhr kam der erste Ekelalarm: Einsatzkräfte stellten fest, „dass ausgegebene belegte Brötchen mit Schimmel belastet waren“.

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Sofort seien die Versorgungsstäbe der beteiligten Dienststellen informiert worden, heißt es im Vermerk. Zudem erging die Anweisung, sämtliche Lunchpakete zu prüfen und Mängel zu dokumentieren. Auch Beamte, an die die Verpflegung bereits verteilt wurde, seien informiert worden.

Es ist schon bizarr: Die Kollegen müssen sich nicht nur gegen Angriffe von Böllerchaoten absichern, sondern zu Silvester in Berlin auch gegen Ekelessen. 

Jörn Badendick, Sprecher des Polizeiberufsverbands „Unabhängige“.

Dann seien aber zunächst nur in der Direktion Einsatz verdorbene Brötchen festgestellt worden. Dort landeten die Lunchpakete „aufgrund des Verderbs einzelner Brötchen“ vorsorglich im Müll. Für die 14. und die 23. Hundertschaft der Berliner Polizei wurde „statt der Lunchpakete eine zusätzliche Warmverpflegung“ aus dem Reservebestand organisiert. Am Silvesterabend dann kamen neue Meldungen von Beamten der Direktion 2.

Wer kein Essen erhielt, bekommt 14 Euro nachträglich

Für die Polizei steht fest: Eine Schuld der Versorgungsstäbe für die Schimmelbrötchen „wird ausgeschlossen“. Und: Einsatzkräften, „die keine Kaltverpflegung erhalten haben oder verzehren konnten, wird eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 14 Euro gezahlt“.

Der Caterer, mit dem die Polizei bisher „zur allgemeinen Zufriedenheit“ zusammenarbeite, wurde am 2. Januar informiert. Er habe sich telefonisch entschuldigt und „tiefes Beschämen“ ausgedrückt. Auch andere öffentliche Stellen und Unternehmen werden von ihm beliefert.

Caterer will „volle Verantwortung übernehmen“

Schriftlich hat der Caterer laut Vermerk erklärt, „die volle Verantwortung zu übernehmen“. Bei Gesprächen mit Mitarbeitern hätten sich keine Erkenntnisse über die Ekelbrötchen ergeben. Den Schimmelbefall könne der Caterer nicht nachvollziehen, es seien „keine Fehler in der Kühlkette“ und bei den Hygieneregeln zu erkennen.

Welch ein Hohn: Auf die Böllergewalt waren unsere Kollegen vorbereitet, auf den Schimmelbissen nicht.

Jörn Badendick, Sprecher des Polizeiberufsverbands „Unabhängige“.

Jetzt prüft die Polizei Schritte gegen den Unternehmer, der dem Tagesspiegel namentlich bekannt ist. Aus dem im Oktober für vier Jahre geschlossenen, aber jährlich kündbaren Vertrag ergäben sich Schadenersatzansprüche, auch eine Vertragsstrafe sei möglich. Dies und eine Kündigung des Vertrags prüft die Polizei jetzt.

„Es ist schon bizarr: Die Kollegen müssen sich nicht nur gegen Angriffe von Böllerchaoten absichern, sondern zu Silvester in Berlin auch gegen Ekelessen“, sagte Jörn Badendick, Sprecher des Polizeiberufsverbands „Unabhängige“.

„Es ist gut, dass unsere Partner vom Schießstandopferverband Biss das öffentlich gemacht haben“, sagte Badendick. „Aber es ist niemandem zu erklären, dass andere diese Informationen nach außen zurückhalten wollten, um angeblich den Einsatz nicht zu stören“, sagte er. „Welch ein Hohn: Auf die Böllergewalt waren unsere Kollegen vorbereitet, auf den Schimmelbissen nicht.“

Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagte: „Wir danken der Behördenleitung, dass sie hier lückenlos und transparent aufklärt.“ Die GdP habe bereits in der Silvesternacht intensiv mit Polizeipräsidentin Barbara Slowik Kontakt gehabt und sich darauf verständigt, „den Fokus erstmal auf das Einsatzgeschehen zu legen“, aber schnellstmöglich zu klären, wieso derartige Ekelpakete an Beamte verteilt wurden.

„Es kann nicht sein, dass Menschen sich 24/7 in den Dienst dieser Stadt stellen und dafür mit Schimmelbrötchen abgespeist werden“, sagte Jendro. „Wir können froh sein, dass die Betroffenen das gleich in den Eimer geworfen haben und man mittels Reserven wenigstens zwei Einsatzhundertschaften noch verpflegen konnte.“

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