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© IMAGO/Emmanuele Contini

Sie fuhr in eine Parkbank: 84-Jährige erhält Geldstrafe nach tödlicher Fahrt in Berlin

Sie kam vom Einkaufen, stieg ins Auto – und fuhr in eine Bank, auf der zwei Frauen saßen. Eine 73-Jährige starb. Nun erging das Urteil gegen die 84-jährige Fahrerin.

Die Seniorin am Steuer eines Kleinwagens will sich verhalten haben wie immer. „Aber beim Starten schoss das Auto wie verrückt los“, sagte sie nun vor dem Amtsgericht Tiergarten. 70 Meter schoss der Wagen. Acht bis neun Sekunden wären geblieben, um auf das Bremspedal zu treten. Sie schaffte es nicht und fuhr in eine Parkbank, auf der zwei Frauen saßen. Im Prozess um fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung bedauerte die 84-Jährige am Montag den Vorfall zutiefst und verzichtete freiwillig auf ihre Fahrerlaubnis.

Ute H. kämpfte mit den Tränen, als sie über den 8. Juli vorigen Jahres sprach. „Ich kam vom Einkauf“, so die Angeklagte. Die damals 83-Jährige war in einem Automatik-Kleinwagen, Baujahr 2007, unterwegs – „im Februar 2022 gekauft“. Sie sei bis zum tragischen Unfall regelmäßig in Hermsdorf oder Frohnau gefahren. „Danach fuhr ich nie wieder Auto.“

Gegen 13.45 Uhr stellte sie ihre Einkäufe ins Auto. „Ich stieg ein, rutschte mit dem Fahrersitz nach vorn, schnallte mich fest und startete“, so die Frau. Es sei bis dahin „alles wie üblich“ gewesen.

Zwei Frauen wurden verletzt, eine starb

Das Gaspedal will Ute H. nur angetippt haben. Warum es zu der zu schnellen Fahrt kam, könne sie nicht erklären. Sie habe dann die vielen Menschen an der Haltestelle auf dem Platz vor dem S-Bahnhof Hermsdorf gesehen. „Ich habe nur an diese Menschen gedacht – aus Angst, sie zu treffen, ans Bremsen habe ich nicht gedacht.“

Eine 73 Jahre alte Frau wurde so schwer verletzt, dass sie später im Krankenhaus starb. Eine damals 17-Jährige erlitt Prellungen und eine angebrochene Rippe. Die inzwischen 19-Jährige sagte im Prozess, sie habe gelesen. „Auf einmal sah ich aus dem Augenwinkel etwas Mächtiges.“

Hatte die Seniorin das Gas- und das Bremspedal verwechselt? Sie schloss das aus. Gab es einen technischen Fehler am Fahrzeug? Die Geschwindigkeit, die sie auf den 70 Metern erreichte, betrug laut Gutachten etwa 40 km/h.

„Durch einen Tritt auf die Bremse wäre sie vor der Parkbank zum Stehen gekommen“, zeigte sich ein Unfallsachverständiger überzeugt. Es gebe „keine objektiven Anknüpfungspunkte für ein selbständiges Beschleunigen“. Ein anderer Experte hielt einen technischen Fehler für nicht ausgeschlossen – „es ist zu komplex“.

Der Richter entschied auf eine Geldstrafe von 1600 Euro (80 Tagessätze zu je 20 Euro). Die Seniorin sei durch die Situation überrascht gewesen und haben es nicht mehr geschafft, die Bremse zu treten. In jeder Altersklasse dürfe man am Straßenverkehr teilnehmen. „Wer sich in ein Kraftfahrzeug setzt, muss es aber beherrschen.“

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