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Gedenken am Mahnmal für die Opfer des islamistischen Terroranschlags auf dem Breitscheidplatz im Dezember 2016.

© Christoph Soeder/dpa

Sieben Jahre nach dem Anschlag: Berlin gedenkt der Opfer des Terrors auf dem Breitscheidplatz

Im Dezember 2016 fuhr ein islamistischer Attentäter mit einem Lkw in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche. Am Dienstag wurde an die 13 getöteten Menschen erinnert.

Fast eine halbe Stunde lang pausierte der Berliner Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz am Dienstagabend zum Gedenken an die 13 Menschen, die ein islamistischer Attentäter dort am 19. Dezember 2016 mit einem Lkw getötet hatte. Etwa 70 weitere wurden damals zum Teil schwer verletzt. Jetzt erklang die Weihnachtsmusik nicht mehr, die Händler stoppten den Verkauf und verdunkelten ihre Buden. Ab der Tatzeit des Anschlags um 20.02 Uhr läuteten die Glocken der Gedächtniskirche 13 Mal für jedes der Opfer, deren Namen draußen am Mahnmal verlesen wurden.

Zuvor gab es in der Kirche eine Andacht unter der Leitung der evangelischen Superintendentin Ulrike Trautwein und Pfarrerin Kathrin Oxen. Als Vertreter der Berliner Politik nahmen unter anderem der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU), die SPD-Landesvorsitzenden Franziska Giffey und Raed Saleh sowie die Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Bettina Jarasch, teil.

Mit dabei waren außerdem Bundesfamilienministerin Lisa Paus und die Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeisterin Kirstin Bauch (beide Grüne). Aus dem Bezirksamt und der BVV kamen noch mehr Politiker zum Gottesdienst.

Der wohl bewegendste Moment im Kirchensaal war die Rede von Yaron Tsabari aus Israel. Er gehört zur Familie von Dalia Elyakim, die als Touristin auf dem Weihnachtsmarkt ums Leben gekommen war. Angesichts des „wachsenden Terrors gegen freie Gesellschaften“ sei „Schweigen keine Option“, sagte Tsabari. Dabei erinnerte er auch an das Massaker, das die palästinensische Terrororganisation Hamas im vergangenen Oktober an der israelischen Bevölkerung verübt hat.

Aus Israel angereist war Yaron Tsabari (links), um bei der Andacht in der Gedächtniskirche zu sprechen. Er ist verwandt mit Dalia Elyakim, die bei dem Anschlag starb.

© Christoph Soeder/dpa

Den Verlust vieler Menschenleben durch den Anschlag auf dem Breitscheidplatz nannte Tsabari „immer noch brennend und schmerzhaft“. Die wahllose Tötung habe bewiesen, dass „Terror nicht zwischen Nationalitäten unterscheidet“. Dass der Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche heute noch fröhlich gefeiert werde, bedeute einen „Sieg des Lichts gegen die Dunkelheit“.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte mit, die Namen der Getöteten stünden für die „Verletzlichkeit unserer Werte und unseres freiheitlich-demokratischen Zusammenlebens“. Man wolle „jeden Tag gemeinsam das hochhalten, was uns als Menschen ausmacht“, sagte der Landesvorsitzende Stephan Weh.

Außerdem gedenke die GdP den Polizeikräften und Feuerwehrleuten, die „vielfach durch dieses grauenhafte Ereignis geprägt wurden und bei denen sich die Bilder tief in die Psyche eingegraben haben“. Einige müssten sich bis heute mit der rechtlichen Anerkennung ihrer psychischen Erkrankungen nach dem Anschlag als Dienstunfall „herumplagen“. Das Dienstrecht solle endlich für solche Fälle angepasst werden.

Keine konkreten Sicherheitsbedenken in Berlin

Die Sicherheitslage in Berlin gilt als unverändert. Ende November waren zwei Jugendliche in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg festgenommen worden. Sie planten nach Angaben der Sicherheitsbehörden einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Leverkusen. Beide sollen mit dem Islamischen Staat (IS) sympathisiert haben. Trotzdem bezeichnen Sicherheitsbehörden die allgemeine Gefahr weiterhin als „abstrakt“ und „nicht konkret“.

Andererseits warnte der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, vor zwei Wochen noch, die Anschlagsgefahr sei „so hoch wie lange nicht“. Sie gehe besonders von radikalisierten Einzelpersonen aus dem islamistischen Spektrum aus, die durch die aktuelle Eskalation im Nahen Osten „getriggert“ würden, sagte der Leiter des Brandenburger Verfassungsschutzes, Jörg Müller, im Tagesspiegel.

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