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© dpa/Jörg Carstensen

Update

Stimmen hätten ihm Angriff befohlen: 39-Jähriger gesteht und entschuldigt sich für Messerattacke auf Schülerinnen in Berlin-Neukölln

Er könne nicht begreifen, wie es zu dem Angriff kommen konnte: Nach dem Messerangriff auf zwei Mädchen auf einem Neuköllner Schulhof muss sich ein 39-Jähriger nun vor Gericht verantworten.

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Den beiden Schülerinnen, die auf einem Holzpodest saßen und spielten, blieb keine Zeit. Wie aus dem Nichts griff Berhan S. auf dem Schulhof an. Mit einem Küchenmesser stach er zu, verletzte die damals sieben und acht Jahre alten Mädchen schwer. Rund sieben Monate später hat am Dienstag vor dem Berliner Landgericht der Prozess wegen versuchten Totschlags gegen den 39-Jährigen begonnen. Über seine Verteidigerin gestand S. und bat um Entschuldigung. Er soll sich bei der Tat in einem psychotischen Zustand befunden haben.

Es war 15.10 Uhr, als S. am 3. Mai dieses Jahres auf dem Gelände der Evangelischen Schule Neukölln in der Mainzer Straße auftauchte. Ein Küchenmesser hatte er laut Ermittlungen dabei – 15 Zentimeter lang die Klinge. Wahllos soll er angegriffen haben. Zuerst habe er auf die Siebenjährige eingestochen – in den Hals, in die Schulter, in Oberarm und Oberschenkel. Dann ein wuchtiger Stich in den Hals der Achtjährigen. Sie überlebte die zehn Zentimeter tiefe Verletzung nur knapp.

Etwa 30 Schülerinnen und Schüler sowie Erzieher sollen sich zu dem Zeitpunkt auf dem Pausenhof befunden haben. Zwei Mädchen rannten los, um den Attackierten zu helfen. Sie schrien und zogen ihre Mitschülerinnen von dem Mann mit dem Messer weg – heldenhaft. Da habe Berhan S. von den Opfern abgelassen. Er blieb aber vor Ort.

Per Hubschrauber wurde die Achtjährige in ein Krankenhaus gebracht. Beide Mädchen seien durch Notoperation gerettet worden. Inzwischen gehe es ihnen wieder gut, hieß es nun am Rande.

Bereits bei seiner Festnahme hatte S. von vermeintlichen Stimmen in seinem Kopf gesprochen, die ihn „erpresst“ und ihm „befohlen“ hätten, die Mädchen zu töten. Der 39-Jährige befindet sich seit der Tat im sogenannten Maßregelvollzug. Die Vorwürfe hörte er nun mit gesenktem Kopf.

Er ist heilfroh, dass die Mädchen überlebt haben.

Verteidigerin des Angeklagten

„Er möchte sich entschuldigen“, sagte die Verteidigerin. Es tue ihm „unendlich leid, er mag Kinder sehr“. Bis heute könne S. nicht begreifen, wie es zu dem Angriff kommen konnte. Allerdings habe er nur bruchstückhafte Erinnerungen. „Er ist heilfroh, dass die Mädchen überlebt haben.“ Ihrem Mandanten sei inzwischen bewusst, dass seine Erkrankung der Auslöser für den Angriff auf die ihm unbekannten Kinder gewesen sei.

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Der in Berlin geborene und aufgewachsene S. soll seit Jahren unter psychischen Problemen leiden. Gegenüber einem Gutachter sagte er im Verfahren, er habe mit etwa 21 Jahren Depressionen bekommen und sich vorgeworfen: „Du kriegst nichts gebacken in deinem Leben.“ Damals habe er sich mit Videos und Rap-Musik befasst und gekifft.

Seit zehn Jahren würden ihn innere Stimmen quälen – „sie steuern meinen Körper“, so S. gegenüber dem psychiatrischen Gutachter. Vor dem Messerangriff sei ihm zugeflüstert worden, dass er „jemanden mit einem Messer angreifen muss“, um seine Mutter zu schützen.

Der Beschuldigte ist vorbestraft wegen Beleidigung, Bedrohung und auch Körperverletzung. Eigentlich sei er allerdings ein ruhiger und in sich gekehrter Mensch, hieß es weiter in der Erklärung. Er habe sich wegen seiner psychischen Probleme keine ärztliche Hilfe geholt – „Ich habe mich geschämt“. Seitdem er im Maßregelvollzug ist, gehe es ihm besser: „Mir wird geholfen“.

Die Staatsanwaltschaft strebt in dem Verfahren eine dauerhafte Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Für den Prozess sind sieben weitere Tage bis zum 18. Januar geplant. Den beiden Mädchen wird eine Befragung im Prozess erspart bleiben – ihre polizeilichen Vernehmungen wurden aufgezeichnet und können abgespielt werden.

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