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Polizisten geleiten Kinder von einer Schule in Neukölln weg.

© dpa/Michael Kappeler

Update

Messerangriff auf Schülerinnen in Berlin-Neukölln: Täter kommt in Psychiatrie – wohl wegen Drogenkonsums krank

Nach dem Messerangriff kommt der Täter in den Maßregelvollzug. Die Schule wird in den nächsten Tagen von Sicherheitskräften bewacht. Was wir wissen und was nicht.

| Update:

Die Staatsanwaltschaft Berlin sieht beim Täter Berhan S. Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung infolge von Drogenkonsum. Der 38-Jährige wird vorläufig in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen. Nachdem die Staatsanwaltschaft beim Amtsgericht Tiergarten einen Unterbringungsbefehl beantragt hatte, wurde dieser am Donnerstag von einem Ermittlungsrichter erlassen.  

Der Mann hatte am Mittwoch auf dem Gelände der Evangelischen Schule in Neukölln zwei Kinder auf dem Schulhof schwer verletzt. Das ist bislang über die Tat bekannt.

Was passiert ist

Wie die Polizei dem Tagesspiegel bestätigte, ereignete sich die Tat am Nachmittag gegen 15 Uhr auf dem Gelände der Schule in der Mainzer Straße. Der Notruf ging um 15.17 Uhr ein.

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Ein 38-jähriger Mann soll die beiden Mädchen im Alter von sieben und acht Jahren mit einem Küchenmesser angegriffen haben. Dabei stach er auf beide ein – auf die Siebenjährige mehrmals.

Was genau vorgefallen ist, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen, ebenso wie das mögliche Motiv. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte eine Polizeisprecherin.

Der Angriff habe in der Nachmittagsbetreuung stattgefunden, während die Kinder auf dem Schulhof gespielt hätten, teilte die Senatsverwaltung für Bildung mit. Etwa 30 Schülerinnen und Schüler – darunter die Schwester eines der verletzten Mädchen – haben den Messerangriff gesehen. Auch Erzieher des Hortes der Schule, die die Kinder am Mittwochnachmittag betreuten, hätten die Tat beobachtet, sagte die Sprecherin der Evangelischen Schulstiftung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische-Oberlausitz. Die Schulstiftung ist Träger der Schule.

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Die Schule wurde nach dem Notruf am Nachmittag geräumt, der Tatort weiträumig abgesperrt. Polizei und Feuerwehr waren mit einem Großaufgebot vor Ort.

Wie es den Mädchen geht

Nach Angaben der Polizei wurde das achtjährige Mädchen lebensgefährlich, das siebenjährige schwer verletzt. Beide befinden sich im Krankenhaus. Sie waren mit dem Rettungshubschrauber dorthin gebracht worden. Inzwischen ist das eine Mädchen nicht mehr akut in Lebensgefahr. Die beiden Mädchen sind nicht verwandt. 

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Was über den Täter bekannt ist

Der Täter Berhan S. wurde laut Polizei noch am Tatort in der Mainzer Straße festgenommen. Ein Messer ist sichergestellt worden. Der Mann soll in der Schule auf die eintreffenden Beamten gewartet haben.

Der 38-Jährige ist ein Deutscher, der in Berlin geboren ist und wohnt. Es gebe Anhaltspunkte, dass der Mann unter psychischen Beeinträchtigungen leide, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. 

Der Mann war nach Tagesspiegel-Informationen in der Vergangenheit bereits wegen anderer Delikte aufgefallen, darunter Beleidigung, Diebstahl und Leistungserschleichung. Es habe Auffälligkeiten in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren gegeben, aber nichts Wesentliches, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Sebastian Büchner am Donnerstag. „Es gab keine Erkenntnisse, dass er zu Gewalttaten neigt.“ Bei der Festnahme durch die Polizei am Mittwoch habe der Mann „den Eindruck gemacht, neben sich zu stehen“. Der Mann sei möglicherweise psychisch krank, dabei könne auch Drogenkonsum eine Rolle spielen. 

Am Donnerstag gestand er die Tat. „Er wird heute einem Ermittlungsrichter zur Erwirkung eines Unterbringungsbefehls wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung vorgeführt“, heißt es in der Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Was man über das Motiv des Täters weiß

„Es gibt keine Erkenntnisse zu einem Motiv des Beschuldigten“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag – einen Tag nach der Tat – mit. Nach Angaben von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) gehen die Ermittler von einem Einzeltäter aus, der wohl weder politisch noch religiös motiviert war.

Die Polizei geht nicht davon aus, dass der mutmaßliche Täter die Kinder kannte. Es sei eher eine „Zufallstat“ gewesen, „ein zufälliges Zusammentreffen auf diesem Schulhof“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Hof sei frei zugänglich gewesen. „Er hat einfach diesen Schulhof betreten.“

Wie es nach der Messerattacke weiterging

Direkt nach der Tat durften die anderen Kinder das Schulgebäude noch nicht verlassen. Sie wurden betreut, aber die Polizei hatte das Gebäude zunächst vorsorglich geschlossen. Später wurden die Kinder über einen anderen Ausgang aus der Schule nach draußen geführt.

Etwa 30 Eltern warteten teils zwei Stunden darauf, dass sie ihre Kinder abholen können. Ein Polizist rief Eltern nach Nachnamen auf, um ihnen ihre Kinder zu übergeben. Unter den Eltern war auch Rasim Demir, Vater eines Fünftklässlers. „Ich bin einfach nur froh, dass ihm nichts passiert ist, und will ihn jetzt nur in den Arm nehmen.“

Polizisten stehen vor der Schule in Neukölln.

© dpa/Michael Kappeler

Gegen 18 Uhr teilte die Polizei bei Twitter mit: „Die Schule wurde von unseren Kolleg. durchsucht und alle anderen SchülerInnen wurden den Eltern übergeben.“ Eine Mordkommission des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen.

Wie die Schule weiter vorgeht

Bildungssenatorin Günther-Wünsch sagte, dass es in den kommenden beiden Tagen an der Schule keinen Schulunterricht gebe. Auch die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) werden verschoben. Am Donnerstagmorgen werde es für Schüler, Pädagogen und Eltern ein Beratungs- und Unterstützungsangebot geben. Die Schule sei am Donnerstag und Freitag als „Begegnungsstätte“ geöffnet.

Die Schulleitung bittet um Rücksichtnahme. „Wir sorgen uns um die Kinder und Kolleginnen und Kollegen, die bei der Tat zugegen waren. Außerdem müssen wir davon ausgehen, dass auch Mitglieder unserer Schulgemeinde, die nicht selbst anwesend waren, unter einem schwerem Schock stehen“, teilte der Leiter der Schule, Thorsten Knauer-Huckauf, am Donnerstag auf der Internetseite mit. Die Schule bitte daher die Presse, „sich weder heute noch in Zukunft mit Fragen an Schülerinnen und Schüler oder unsere Mitarbeitenden zu wenden“. Stattdessen wurde eine E-Mail-Adresse für Presseanfragen angegeben. Schüler, Lehrer und Eltern bräuchten Zeit und Ruhe, um das schreckliche Ereignis zu verarbeiten. „Wir hoffen, dass man uns diese Zeit und Ruhe lässt.“

Blick auf die Schule in Neukölln

© dpa/Michael Kappeler

Seelsorger seien vor Ort, um die Kinder und Lehrkräfte zu betreuen. Auch ein Kriseninterventionsteam und das Neuköllner Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ) unterstützen. „Wir sind vor Ort und begleiten mit mehreren Notfallseelsorger:innen und Kriseninterventionshelfer:innen“, twitterte die Notfallseelsorge Berlin. 

Das Bezirksamt Neukölln schrieb auf Twitter: „Unsere weiteren Kinderpsycholog:innen und Teams vom Jugendamt stehen bereit, um akut und natürlich langfristig die Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Für den Moment sind unsere Gedanken bei den beiden schwerverletzten Kindern und ihren Familien.“

Eine Andacht für die Schulgemeinschaft sei in Planung, so die Sprecherin der Schulstiftung der EKBO. Die Schule soll in dieser und der kommenden Woche von Sicherheitskräften bewacht werden. Ob es auch eine längerfristige Sicherung geben werde, darüber werde beraten.

Mehr über die Evangelische Schule Neukölln

Die Evangelische Schule Neukölln ist eine freie Grundschule und Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe. Sie befindet sich zwischen der Karl-Marx-Straße und der Flughafenstraße, nahe dem Hermannplatz. Kinder der Klassen 1 bis 13 besuchen die Schule. Die Bildungseinrichtung ist mit mehr als 900 Schüler:innen eine der größten Schulen der Evangelischen Schulstiftung Berlin-Brandenburg.

Die Schule reagierte bestürzt. „Die ganze Schulgemeinde ist tief betroffen und entsetzt“, hieß es in einem Statement des Schulleiters auf der Internetseite.

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Wie die Politik reagiert

Der Messerangriff war aus Sicht des Senats ein „absoluter Einzelfall und eine Tragödie“. Den Angriff hätte man nach aktuellem Wissensstand nicht verhindern können, sagte eine Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung am Donnerstag. Der Schutz vor Angriffen, so gut man ihn überhaupt gewährleisten könne, sei an Berliner Schulen sehr gut vorhanden. Der Fall vom Mittwoch sei aber nach derzeitigem Stand nicht zu verhindern gewesen. Das Personal an Berliner Schulen sei für Notfälle dieser Art geschult. „Ein Restrisiko wird man niemals ausschließen können“, so die Sprecherin. Weitere Schülerinnen und Schüler seien Augenzeugen der Tat gewesen, sagte die Sprecherin.

Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) sprach in einer ersten Reaktion von einem „schrecklichen Vorfall“, der ihn „tief betroffen macht“. Er lasse sich aktuell über die Hintergründe der „unfassbaren Tat“ informieren und wünsche der Familie schon jetzt viel Kraft.

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) schrieb auf Twitter: „Ich wurde über den Messerangriff auf zwei Schulkinder in Neukölln informiert. Ich bin tief erschüttert. Der Täter wurde festgenommen. Ich vertraue jetzt auf Polizei und Justiz. Meine Gedanken sind bei den Kindern, ihren Familien und den Mitschülern.“

Stephan Weh, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei:„Wir verstehen, dass es nach dieser grauenhaften Tat Forderungen nach mehr Schutz von Schulen gibt. Diesem nachvollziehbaren Bedürfnis sollte Beachtung geschenkt werden. Es ist durchaus ein Ansatz, sich gemeinsam mit Elternvertretern an einen Tisch zu setzen und sich über mögliche und auch umsetzbare Optimierungen aus Sicherheitsaspekten auszutauschen. Man sollte nur nicht den Fehler machen, Schulen grundsätzlich zu einem Hochsicherheitstrakt umzubauen.“

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Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte dem Tagesspiegel: „Ich bin erschüttert über diese unfassbare Tat. Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den beiden verletzten Mädchen, denen ich schnelle und gute Genesung wünsche. Den Eltern, Lehrern, Mitschülern sowie den Freunden gilt mein aufrichtiges Mitgefühl. Ich bin im engen Austausch mit der Polizei, die den Täter bereits in Gewahrsam genommen hat.“

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Auch Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, äußerte sich via Twitter: „Zwei Mädchen sind schwer verletzt worden. Eine schreckliche Tat an unserer evangelischen Schule in Neukölln. In Gedanken bin ich bei den beiden Mädchen, bei ihren Angehörigen. Und auch bei allen Mitschülerinnen und Mitschülern. Gott möge sie stärken.“

Der Angriff auf die Grundschülerinnen sorgte über die Hauptstadt hinaus für Entsetzen. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) schrieb am Mittwochabend auf Twitter: „Ich bin fassungslos über diesen brutalen Angriff auf zwei Schulkinder.“ Sie wünsche den beiden Mädchen schnelle und vollständige Genesung. (mit dpa)

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