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Voller Ideen. Yasmine M‘Barek, Insa Thiele-Eich, Johanna Klum, Jasna Fritzi Bauer und Collien Ulmen-Fernandes .

© Franziska Krug/Getty Images for hell & karrer Communications

„Sucht euch ein Netzwerk, um die Hürden zu überwinden“: Berliner Promi-Frauen wollen Mädchen unterstützen

Das Netzwerk Frauen30 hat in Berlin darüber gesprochen, wie man Mädchen Mut macht. Dabei waren erfolgreiche Frauen wie Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer und Astronautin Insa Thiele-Eich.

T-Shirt-Aufdrucke können solche Aufreger sein. Wieso steht bei Jungs oft „Boss“ oder „Held“ drauf und bei Mädchen „Schönheit“ oder „Prinzessin“?

Die Frauen, die sich am Donnerstagabend in der Event-Location Carl Fritz im zweiten Stock eines Altbaus in Berlin-Mitte versammelt haben, sind es nicht gewohnt, sich bei Äußerlichkeiten aufzuhalten. Sie sind erfolgreiche Gründerinnen, Schauspielerinnen, Moderatorinnen und Autorinnen. Eingeladen hat das Netzwerk Frauen30, eine Abteilung des Netzwerks Frauen100.

Erst Mutter, dann Astronautin

Polarforscherin Antje Boetius hat kürzlich erst den „Barbie“-Preis für ihr Engagement für Mädchen bekommen, nachdem sie sogar von einer Nordpolexpedition aus mit Schülerinnen gesprochen hat, um sie mehr für die Naturwissenschaften zu begeistern.

28
Prozent der deutschen Wissenschaftler:innen sind Frauen

Die promovierte Meeresbiologin und Klimaforscherin Insa Thiele-Eich ist auf bestem Weg, Deutschlands erste Frau im All zu werden. Erst aber will die Mutter von vier Kindern noch ihr fünftes zur Welt bringen.

Nicht den Träumen anderer Leute folgen

Auf dem Schirm vor dem Kopf der Tafel steht, dass nur 28 Prozent der Wissenschaftler:innen in Deutschland Frauen sind. Ein guter Teil der hier versammelten Frauen ist gerade schwanger, aber davon lassen sie sich in ihren Karrieren nicht aufhalten. Sie alle wollen Mädchen stärken, ihren eigenen Weg zu gehen und nicht den Träumen anderer Leute zu folgen, sagt Moderatorin Johanna Klum.

Gebanntes Publikum. Moderatorin Katja Burkard berichtet, wie sie ihre Töchter vor falschen Schönheitsidealen bewahrt.
Gebanntes Publikum. Moderatorin Katja Burkard berichtet, wie sie ihre Töchter vor falschen Schönheitsidealen bewahrt.

© Franziska Krug/Getty Images for hell & karrer Communications

Zwischen Burrata mit Brombeeren und Dreierlei vom Fenchel gibt es kurze Vorträge und auch eine Podiumsdiskussion, die zeigt, wie viel Offenheit auch von den Müttern verlangt wird.

Das Migrantenkind sieht zur Karriere keine Alternative

Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer erzählt leicht anekdotisch von ihrer Tochter, die auf die Frage nach ihrem Berufswunsch geäußert habe: „Friseuse, Mutter, Christin.“ Letzteres müsse sie wohl von der Oma haben. „Lass Sie doch“, ruft Zeit-Autorin Yasmine M’Barek ihr zu. „Sie könnte doch eine Freikirche gründen.“ Die Frauen hier sind es gewohnt, groß zu denken und viele Träume verwirklichen zu wollen.

Kurz vorher hat M‘ Barek erzählt, wie ihr als Migrantenkind praktisch nichts anderes übrigblieb, als Karriere zu machen. Ihr Vater habe ihr immer deutlich gemacht: „Es gibt einen Platz für dich auf der Welt.“ Tolerant zu sein, den Mädchen das Gefühl zu geben, dass sie alles erreichen können, was sie wollen, ist das Credo der Stunde.

Immer dem Zufall eine Chance geben.

Großvater von Polarforscherin Antje Boetius

Es ärgert die Frauen, wenn die Töchter für ihr Aussehen gelobt werden und die Söhne für ihren Mut. „Alles, was Männer sich trauen, können Frauen sich auch trauen“, sagt Antje Boetius. Sie habe immer Entdeckerin werden und das Leben unter Wasser kennenlernen wollen. Und das Glück gehabt, dass ihre Familie sie darin bestärkt habe. „Immer dem Zufall eine Chance geben“, diesen Spruch des Großvaters hat sie beherzigt.

Unrealistische Schönheitsideale in den sozialen Medien

Moderatorin Katja Burkard, Mutter von zwei Mädchen, erzählt, ebenfalls anekdotisch, wie sie mal die Social-Media-Beauftragte ihres Senders zum Essen eingeladen habe, damit sie den Töchtern berichtet, mit welchen Tricks auf Instagram und Co. völlig unrealistische Schönheitsideale propagiert werden.

Mädchensolidarität schon im Kindergarten lehren

Auf dem T-Shirt, das sie heute Abend trägt, steht auf Englisch: Wenn Frauen sich gegenseitig unterstützen, geschehen unglaubliche Sachen. Mädchensolidarität zu stärken, sei schon im Kindergarten wichtig, sagt sie. Vorbilder sind gefragt, das wird immer wieder klar.

Die bei den Höhlenmenschen gesetzte Disposition, nach der die schönsten Mädchen die leckersten Bissen vom Mammut bekamen, das die Männer gerade erlegt hatten, müsse überwunden werden.

Uralte Muster kennt auch Jasna Fritzi Bauer. Frauen sei es früher verboten gewesen, den Schauspiel-Beruf auszuüben. Das sei bis heute spürbar. Wenig Verständnis hat sie dafür, wenn Mädchen dauernd zu pinken Kleidungsstücken greifen: „Blau ist doch auch eine schöne Farbe.“

Klimaforscherin Insa Thiele-Eich hat einen konkreten Tipp, der noch darüber hinausgeht, die Angst vor Mathematik und Naturwissenschaften abzuschütteln, vor Fächern also, in denen man später meist mehr verdient als im Sozialen: „Sucht euch ein Netzwerk und findet heraus, was euch neugierig macht“, sagt sie Mädchen gern. „Das hilft, die Hürden, die unweigerlich auftreten, zu überwinden.“

Es gibt zahlreiche Ideen an diesem Abend, darunter auch die, Empathie als Unterrichtsfach einzuführen. Davon könnten dann auch die Jungs profitieren.

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