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Ömer Güloglu in der Gebetsnische der Emir-Sultan-Moschee.

© Frank Bachner / Tagesspiegel

Tag der offenen Moschee: Lernen zu Gebetsketten und Freitagsgebeten

Die Emir-Sultan-Moschee in Schöneberg war eines der 29 islamischen Gotteshäuser, die sich am „Tag der offenen Moschee“ beteiligten. Die Besucher haben viele neue Einblicke bekommen.

Die Gebetsnische ist von grünen Leuchtdioden umrahmt, auf dem Boden liegt ein wunderschöner, weicher Teppich. Der Imam wird hier gleich stehen und mit den Muslimen beten. Aber jetzt hebt Melika Beyenal erst einmal eine Gebetskette vom Teppich auf, und während die einzelnen Perlen durch ihre Finger gleiten, erklärt sie den tieferen Sinn dieser Handbewegungen. Danksagungen an Allah richten die Muslime mit der Kette, in drei verschiedenen Versionen, jeweils 33 Mal.

Vor ihr steht, auf Strümpfen, ein junges Ehepaar und lauscht interessiert der jungen Frau mit dem Kopftuch. Melika Beyenal ist eine der ehrenamtlichen Mitarbeiter der Emir-Sultan-Moschee in Schöneberg, die Besucher über den Islam informiert und durch ihre Gebetsräume führt. Die Moschee, Teil der „Islamischen Gemeinde Emir Sultan-Kulturhaus e.V.“, ist eines der 29 islamischen Gotteshäuser, die sich am Dienstag am „Tag der offenen Moschee“ beteiligt haben.

Viele kennen die Religion nur oberflächlich

„Musliminnen und Muslime zeigen an diesem Tag ihre Verbundenheit mit Deutschland, es geht darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen und vermeintlich Trennendes zu überwinden“, sagt Kultursenator Joe Chialo (CDU). Der Tag der offenen Moschee wird bereits seit 1997 jährlich ausgerichtet.  

In der Emir-Sultan-Moschee, sagt Ömer Güloglu, praktizierten sie die Offenheit dauernd. „Wir haben das ganze Jahr über offene Türen“, sagt der Vorsitzende des Vereins, „meist kommen Schulklassen.“ An diesem Tag, schätzt Güloglu, sind 150 insgesamt Besucher da.

Auch die Sehitlik-Moschee am Columbiadamm öffnete ihre Türen.

© dpa/Fabian Sommer

Die Emir-Sultan-Moschee ist eine der größten Moscheen in Berlin. Zum Freitagsgebet, sagt Güloglu, kommen rund 1000 Gläubige. 350 aktive Mitglieder hat der Verein. Rund 60 Prozent der Gläubigen, sagt der Vereinsvorsitzende, hätten türkische Wurzeln. Aber insgesamt seien hier rund 60 Nationen vertreten. Beten dürften hier natürlich auch Nichtmitglieder.

Die wichtigsten Themen der Fragen seien immer gleich am „Tag der offenen Moschee“, sagt Ibrahim Catal, der auch in der Moschee betet und genügend Erfahrung mit solchen Veranstaltungen hat. „Es geht ums Kopftuch, um Gebete, um Fragen, was die verschiedenen Religionen verbinde, aber auch um die Frage: Wie finanziert Ihr das alles?“

Diese Menschen wohnen hier, also muss man sich informieren, was sie machen.

Eine Besucherin der Emir-Sultan-Moschee

Der Gebäudekomplex, in dem auch die Moschee liegt, gehört dem Verein. „Wir haben das mit Spenden und zinslosen Darlehen von Mitgliedern finanziert. Wir bekommen kein Geld aus der Türkei oder aus Saudi-Arabien“, sagt der Vereinsvorsitzende. Die Fragen der Besucher in diesem Jahr werden in Kürze noch ausgewertet, sagt Güloglu.

Die junge Besucherin, die vor Melika Beyenal steht, wusste „nur allgemein etwas über den Islam“. Jetzt erfährt sie, im Männer-Gebetsraum der Moschee, dass es auch einen separaten Gebetsraum für Frauen gibt. „Ich habe immer gedacht, dass Frauen am Freitag nicht in die Moschee dürfen“, sagt sie, „ich habe freitags immer nur Männer vor der Moschee gesehen.“

Auch Frauen gehen freitags in die Moschee

Über den Hof schallt arabische Musik, Tische mit Essen und Getränken sind aufgebaut, auf einem weiteren Tisch liegt ein aufgeschlagener Koranneben einem Gebetsteppich und einer Gebetskette.

Besucher der Sehetlik-Moschee am Columbiadamm.

© dpa/Fabian Sommer

Auch ein Plastikkorb mit winzigen Fläschchen ist zu sehen. In der Fläschchen sind verschiedene Öle, eines davon riecht nach Zimt, eine anderes nach Zuckerwatte. Eine Besucherin hat ein Fläschchen geöffnet, sie riecht daran und blickt fragend zu Güloglu, der neben ihr steht.

„Das sind Geruchsöle“, sagt er, „man soll gepflegt sein, das gehört zum Islam.“ Die Öle haben keinen direkten religiösen Bezug zum Islam, aber sie dienen dazu, „sich beim Gebet wohler zu fühlen“, sagt Güloglu. „Aber niemand ist gezwungen, sie zu nehmen.“

Die Frau legt das Fläschen wieder weg, ihr Partner sagt: „Wir wollten mal zum ,Tag der offenen Moschee’ und diese Moschee war die einzige, die uns eingefallen ist“. Auch sie haben keine speziellen Fragen, aber ein grundsätzliches Interesse. „Diese Menschen wohnen hier, also muss man sich informieren, was sie machen“, sagt die Frau mit leicht fränkischem Dialekt.

Die Besucher hören auf einer Bank hinter den gläubigen Muslimen, die auf dem Gebetsteppich knien, dem Imam zu, der grün umrandet auf dem weichen Teppich seiner Nische steht.

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