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Bodenguckerfische blicken in einem Aquarium auf den Boden.

© Aquarium Berlin

Update

Trotz Aquadom-Katastrophe: Hotel mit Aquarium soll ab Januar in Berlin-Lichtenberg gebaut werden

Coral World hält weiterhin an seinen Plänen für ein Hotel mit Aquarium in Lichtenberg fest. Das teilte der zuständige Manager am Mittwoch mit. Stadtrat Hönicke reicht das nicht.

| Update:

Die Initiatoren eines geplanten Hotels mit Aquarium in Berlin-Lichtenberg wollen trotz des Zerplatzens des Riesen-Aquariums Aquadom in einem Berliner Hotel an ihrem Vorhaben festhalten. Der Bau solle im Januar beginnen und hoffentlich bis 2024 abgeschlossen sein, teilte der zuständige Manager des israelischen Unternehmens Coral World Erez Ben Nun am Mittwoch dem Tagesspiegel mit. Bisher war von einer Fertigstellung im Jahr 2025 die Rede gewesen.

Wegen der Aquadom-Katastrophe werde Coral World mit seinem Acrylglashersteller Kontakt aufnehmen, um sicherzugehen, dass das geplante Aquarium definitiv bruchsicher sei, erklärte der Manager. Das Platzen des Aquadom sei ein „sehr seltenes Unglück, dessen Ursache wir nicht kennen“, sagte er. Man sei sehr betrübt über den Tod der Tiere.

Coral World verfüge über 48 Jahre Erfahrung „in der Planung und Entwicklung von Aquarien auf der ganzen Welt“. Ziel des Unternehmens sei es, für die Tiere „optimale Lebensbedingungen zu schaffen“. Durch die langjährige Erfahrung des Unternehmens könne sichergestellt werden, dass sich bei dem geplanten Aquarium keine Katastrophe wie die des Aquadom ereignen werde. Sämtliche Aquarien von Coral World seien so gebaut, dass ein Zerplatzen nicht möglich sei, betonte der Manager.

Das Unternehmen muss ein Sicherheitskonzept vorlegen. Wir wissen nicht, was Coral World wirklich vor hat.

Hendrikje Klein, Linken-Abgeordnete

„Das Unternehmen muss ein Sicherheitskonzept vorlegen. Anders ist es nicht zu bewerten. Wir wissen nicht, was Coral World wirklich vor hat, das sollten sie nun endlich offen legen“, sagte die Linken-Abgeordnete Hendrikje Klein dem Tagesspiegel.

Stadtrat fordert Neubewertung des Projekts

Auch Lichtenbergs Baustadtrat, Kevin Hönicke (SPD), reicht die Mitteilung von Coral World nicht aus. „Ich möchte genau überprüfen, ob die Aquarien neu geplant oder in der Konstruktion verbessert werden müssen und wie Coral World das Vorhaben unter diesen Umständen neu bewertet“, so Hönicke zum Tagesspiegel.

Dazu habe er bereits einen Gesprächstermin mit Vertreter:innen von Coral World vereinbart. Eine Baugenehmigung sei zwar Anfang des Jahres erteilt worden und auch rechtskräftig, allerdings solle sich die Aquadom-Tragödie in Lichtenberg nicht wiederholen. „Wäre das Aquarium nur wenige Stunden später geplatzt, wären viele Menschen in der Lobby gewesen und wir hätten sicher eine hohe Anzahl an Toten zu verzeichnen gehabt.“

Ich bin überzeugt, dass die Menschheit, die zum Mond fliegen konnte, auch in der Lage ist, ein Aquarium zu bauen, das nicht kaputt geht, wenn man es sorgfältig anfertigt und wartet.

Andreas Geisel (SPD), Senator für Stadtentwicklung und Bauen

Berlins Senator für Stadtentwicklung und Bauen, Andreas Geisel (SPD), wies darauf hin, dass der Bericht zu den Ursachen der Aquadom-Katastrophe noch nicht vorliege. „Grundsätzlich muss man technische Lösungen finden und verantwortlich umsetzen“, sagte er am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Ich bin überzeugt, dass die Menschheit, die zum Mond fliegen konnte, auch in der Lage ist, ein Aquarium zu bauen, das nicht kaputt geht, wenn man es sorgfältig anfertigt und wartet.“

Das beantworte nicht die Frage, ob solche Aquarien sinnvoll seien. „Ich finde aber, es hat einen Bildungsaspekt, dass man in Berlin Südseefische sehen kann - in welcher baulichen Form das geschieht, sei dahingestellt“, sagte Geisel. „Ich halte jedenfalls nichts von der Schlussfolgerung: Das bauen wir nie wieder, da muss man eben in die Südsee reisen.“

Die Sondergenehmigung der Bauverwaltung für den Aquadom im Jahr 2002 sei verbunden gewesen mit der Verpflichtung für Eigentümer und Betreiber, regelmäßig den Zustand der Konstruktion und ihrer Einzelteile zu überprüfen und bei sicherheitsrelevanten Beeinträchtigungen unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, sagte der Senator. „Wir haben uns angeschaut, auf welcher Basis damals die Genehmigungen erteilt worden ist. Das war, was die baurechtliche Frage betrifft, nach der Aktenlage in Ordnung. Jetzt muss man die Untersuchungen abwarten.“

Am Freitag war in einem Hotel an der Karl-Liebknecht-Straße das 16 Meter hohe Aquarium Aquadom mit 1500 Fischen geplatzt. Daraufhin ergossen sich eine Million Liter Wasser aus dem zerstörten Acrylglas-Zylinder unter anderem in das Hotelgebäude und auf die Straße. Uwe Abraham, Geschäftsführer der Berliner Gesellschaft für Großaquarien, schätzte den Schaden im Gespräch mit der B.Z. auf 1,5 Millionen Euro. Zwei Menschen wurden leicht verletzt. (mit dpa)

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