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So könnte es am Mierendorffplatz aussehen

© Ramboll / Promo

Verlängerung der M10 nach Berlin-Jungfernheide: Viele Bäume müssen für Straßenbahn gefällt werden

Vor wenigen Wochen wurde die Tram M10 vom Hauptbahnhof zur Turmstraße eröffnet. Für den nächsten Abschnitt zum Bahnhof Jungfernheide sind umfangreiche Fällungen nötig.

Vor einem Monat hat die Straßenbahn Moabit erreicht. Die M10 fährt jetzt vom Hauptbahnhof bis U-Bahnhof Turmstraße – die nächste Verlängerung wird derzeit vorbereitet. Doch auf dem folgenden Abschnitt bis zum Bahnhof Jungfernheide in Berlin-Charlottenburg müssen viele Straßenbäume für die Tram gefällt werden.

„In den vier entwickelten Konzepten kommt keine Variante ohne Baumfällungen auf den Gehwegen aus“, teilte die Verkehrsverwaltung auf eine Anfrage der beiden grünen Abgeordneten Taylan Kurt und Jian Omar mit. Die Antwort liegt dem Tagesspiegel exklusiv vor.

Wie viele Bäume im Weg stehen, geht aus der Antwort nicht hervor. Als Grund nannte die Verwaltung von Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU), „dass die individuellen, infrastrukturellen Anforderungen an Fuß- und Radverkehr, ÖPNV, Kfz- und Wirtschaftsverkehr berücksichtigt werden müssen“. Vor einem Jahr hatten die Grünen im Bezirk eine Neuplanung gefordert, damit nicht 40 Straßenbäume gefällt werden müssen.

Wie bereits berichtet, soll das Planfeststellungsverfahren im Jahr 2024 eingeleitet werden. Sobald der Planfeststellungsbeschluss vorliegt (die Baugenehmigung), sollen die eigentlichen Arbeiten beginnen, in der Regel werden dafür zwei Jahre kalkuliert.

Abbiegende Autos versperren der Tram auf der neuen Strecke zur Turmstraße den Weg.

© Jörn Hasselmann

Die von der Stadtteilvertretung Turmstraße vorgeschlagene „Kasseler Lösung“ – mit straßenbündig in der Fahrbahn verlegten Tramschienen – wird es nicht geben. „In der gesamthaften fachlichen Abwägung hat sich die Kasseler Lösung nicht als die planerisch zu bevorzugende Variante bestätigt“, teilte die Verkehrsverwaltung weiter mit.

Die „Kasseler Lösung“ hatte 2015 den Deutschen Verkehrsplanungspreis gewonnen. Die Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landschaftsplanung würdigte damit die Umgestaltung der Friedrich-Ebert-Straße in der Kasseler Innenstadt als „beispielhafte Verkehrslösung“ zur Stärkung und Förderung einer nachhaltigen Mobilität auf Hauptverkehrsstraßen. Die Straßenbahn blieb, Autos bekamen weniger Platz, Fußgänger mehr. Sie können den Boulevard nun leichter über eine Mittelinsel queren. „Wer den Straßenraum intelligent für die unterschiedlichen Verkehrsarten aufteilt, gewinnt Stadtraum zurück“, teilte die Stadt Kassel damals mit.

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Die Stadtteilvertretung Turmstraße hatte sogar vorgeschlagen, die Turmstraße zwischen Stromstraße und Beusselstraße für den motorisierten individuellen Durchfahrtsverkehr zu sperren. Zwischen Rathaus Tiergarten und Beusselstraße sollte die Tram ähnlich wie am Alexanderplatz im Straßenniveau fahren. Auf eigener Trasse wäre die Tram eine Barriere in der Einkaufsstraße, plädierte die Bürgerinitiative für das Kasseler Modell.

Aber auch in Kassel reichte der Platz nicht, die Tram fährt überwiegend im Straßenland, die von 18.000 Kfz pro Tag genutzt wird. Anders als in Kassel soll das in Berlin nicht funktionieren, die von der Stadtteilvertretung gewünschte Lösung würde die Straßenbahn zu sehr bremsen, so die Verkehrsverwaltung. Sie berechnete eine „Reisezeitverzögerung von 611 Minuten pro Tag“. Kürzer formuliert: Alle Züge eines Tages würden zusammen zehn Stunden im Stau vertrödeln.

Auch auf dem gerade eröffneten Stück vom Hauptbahnhof zum U-Bahnhof Turmstraße fährt die Tram nur teilweise auf eigener Trasse. Da wo sie sich den Platz mit Autos teilen muss, wird sie durch diese und durch rote Ampeln ausgebremst. Jens Wieseke, Sprecher des Fahrgastverbands Igeb, kommentierte dies bei der Eröffnung sarkastisch als „Berliner Tradition“. Seit Jahren gelinge es nicht, die Straßenbahn durch Bevorrechtigungen an Ampeln zu beschleunigen. „Wir verschleudern die knappen Ressourcen im Stau“, kritisierte er. Auf der anderen Seite kritisierten Fußgänger und Radfahrer fehlende Querungsmöglichkeiten.

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