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Leeres Klassenzimmer. Am Montag beginnt das neue Schuljahr.

© picture alliance/dpa

Ausblick aufs neue Schuljahr in Berlin: Viele Krisen, wenig Lehrer

Corona, Ukraine-Krieg, Personalmangel: Das neue Schuljahr startet mit Problemen. Und einer Rekordzahl an Schülern.

Rekordschülerzahlen und jede Menge Krisen: Das neue Schuljahr, das am Montag beginnt, „wird kein normales Schuljahr“. Das sagte Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) am Mittwoch. Drei Problemfelder nannte sie: den Lehrkräftemangel, die Corona-Pandemie und ihre Folgen sowie die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, die zur Aufnahme von vielen geflüchteten Schüler:innen aus der Ukraine geführt haben sowie Energiesparmaßnahmen auch an den Schulen nötig machen.

Besonders gespannt waren viele, wie groß der Lehrermangel tatsächlich ist, denn schon im Mai hatte die Bildungssenatorin angekündigt, dass wohl rund 920 Vollzeitstellen fehlen würden. Jetzt hat sich dieser Mangel laut Busse ein wenig verkleinert: 875 Vollzeitstellen sind demnach noch unbesetzt. Da im Durchschnitt rund ein Drittel der Lehrkräfte in Teilzeit arbeitet, dürften tatsächlich also deutlich über 1000 Lehrer:innen fehlen.

Der Bedarf an neuen Lehrkräften liegt bei 2645 Vollzeitstellen. Rund 1100 davon konnten mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden, außerdem wurden 455 Quereinsteiger eingestellt.

Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken, 2021/22 waren es 790. Möglicherweise sei „das Reservoir“ an Personen, die für den Quereinstieg in Frage kommen, kleiner geworden ist, sagte Holger Schmidt, Referatsleiter in der Bildungsverwaltung. Weitere Lücken wurden mit befristet eingestellten Personen geschlossen, darunter Masterstudierende, rund 230 Pensionären sowie ehemalige Vertretungs- oder Willkommensklassenlehrkräfte.

Der Mangel verteilt sich nach Aussage von Schmidt relativ gleichmäßig auf die Schulformen, lediglich die Gymnasien seien etwas weniger betroffen. Die Schulaufsichten versuchten, die Besetzung von offenen Stellen zu steuern, so dass es über die Stadt verteilt zu möglichst wenig Ungerechtigkeiten komme.

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Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Berlin (GEW Berlin), Tom Erdmann, warnt angesichts der Einstellungszahlen: „Die Schulen werden nur noch zu 98 Prozent mit Personal ausgestattet. Das ist bildungspolitisch eine Katastrophe, die die Bildungschancen einer ganzen Generation gefährdet.“

Wie sie mit dem Mangel umgehen, können die Schulen laut Busse eigenverantwortlich entscheiden – ob sie also zum Beispiel Arbeitsgemeinschaften streichen oder Vertretungskräfte für bestimmte Angebote einstellen. Die Stundentafel solle aber nicht gekürzt werden. Wie berichtet soll es Anfang September einen runden Tisch geben, bei dem mit Schul- und Gremienvertretern über den Umgang mit der Situation beraten wird.

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Die Lehrkräfte müssen sich um eine Rekordzahl von Schüler:innen kümmern. Die Zahl der Erstklässler ist mit mehr als 37 000 so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Außerdem sind bereits 5000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine im Berliner Schulsystem angekommen, weitere 1000 haben sich für den Schulbesuch angemeldet. Im neuen Schuljahr sollen deutsch-ukrainische Schulen eingerichtet werden, unter anderem in Kreuzberg und Steglitz-Zehlendorf. Fernziel sei die Errichtung einer Staatlichen Europaschule.

Zum Thema Energiesparen sagte Busse, dass die Temperaturen in den Grundschulen nicht gesenkt werden. Ältere Schüler müssen im Winter aber wohl mit 20 Grad im Klassenzimmer auskommen. Auch die Luftfilter sollen eingeschaltet werden, wenn es nötig sei. „Der Gesundheitsschutz hat Vorrang“, sagte Busse. Denn auch die Pandemie beschäftigt die Schulen weiter. Schüler:innen können sich nach wie vor zweimal pro Woche freiwillig testen lassen. Flächendeckende Schulschließungen „wollen wir nicht zulassen“, sagte Busse – weder wegen Corona noch aus Energiespargründen.

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