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Es war 2.20 Uhr am Morgen, als sich M. am 6. Januar mit einer Kettensäge an der Tür seiner Nachbarin im Lichtenberger Ortsteil Fennpfuhl zu schaffen machte.

© dpa / Paul Zinken

Update

„Ihm wird klarer, was er Furchtbares getan hat“: Nachbar gesteht tödliche Attacke mit Kettensäge und Machete in Berlin

Beim Angriff mit einer Kettensäge und einer Machete starb eine Frau, ihr Freund wurde schwer verletzt. Der tatverdächtige Nachbar steht ab heute vor Gericht.

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Die Kettensäge lief noch, als die ersten Polizisten das Hochhaus betraten. Sie trafen auf einen Mann, der eine Art Kampfmontur trug. In der Hand hielt er eine Machete. Für seine 52 Jahre alte Nachbarin kam jede Hilfe zu spät. Ihr Freund, schwer verletzt durch Schnitte mit einer Kettensäge, sagte mit schwacher Stimme: „Es war der Nachbar.“ Knapp fünf Monate später hat am Dienstag der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen.

Kristof M. ist 35 Jahre alt. Angespannt wirkte er, als die Verhandlung in einem sogenannten Sicherungsverfahren am Landgericht begann. M. soll im Zustand einer akuten Psychose gehandelt haben. Er sei schuldunfähig gewesen. „Ihm wird immer klarer, was er Furchtbares getan hat“, hieß es in einer Erklärung, die seine Anwältin für ihn vortrug.

Er wollte die Nachbarin töten, Streit gab es vorher nicht

Es war 2.20 Uhr am Morgen, als sich M. am 6. Januar mit einer laufenden Kettensäge an der Tür seiner Nachbarin im vierten Stock eines zehngeschossigen Plattenbaus im Lichtenberger Ortsteil Fennpfuhl zu schaffen machte. Bewaffnet war er laut Ermittlungen zudem mit einer Machete und drei Messern – eines hing am Gürtel, eines war auf dem Rücken befestigt, eines am Bein. Mit der Säge habe er in das Türblatt geschnitten.

Er wollte aus Sicht der Staatsanwaltschaft seine Nachbarin töten. Eine Frau, mit der er seit längerem auf einer Etage wohnte. Es habe keinen Streit mit ihr gegeben, es sei ein Angriff ohne ein erkennbares Vorgeschehen gewesen.

Landgericht Berlin

© imago/STPP

Als der Freund von Diana G., ein Bundespolizist, zur Tür eilte, soll M. das Scherenblatt der Säge auf Kopfhöhe des damals 52-Jährigen gehalten haben, „um ihn aus dem Weg zu räumen, damit er Frau G. plangemäß töten konnte“, so die Staatsanwältin.

Michael K. habe zur Abwehr in die Sägekette gegriffen. Er erlitt tiefe Schnittwunden. Dann soll ihm der Angreifer im Gesicht und am Hals schwere Verletzungen zugefügt haben. Als M. angenommen habe, K. würde sterben, habe er die Nachbarin attackiert. Drei Stiche mit einer Machete gegen die sich wehrende Frau waren es – zwei davon trafen die Lunge.

Blut und Rauch im Hausflur

Diana G. hatte kurz zuvor noch die Polizei alarmiert. „Er kommt, er tötet mich“, so ihr Notruf. Schnell waren Einsatzkräfte vor Ort. „Die Kettensäge lief noch im Leerlauf“, sagte ein Beamter. Blutspuren und Rauch im Hausflur. Der Qualm sei von fünf Molotowcocktails gekommen. M. soll Wein- und Schnapsflaschen mit Benzin gefüllt, Stofffetzen in Flaschenhälse gesteckt und angezündet haben. Vor seiner Wohnungstür habe ein großes Nagelbrett gelegen.

Diana G. lag leblos in ihrer Wohnung. Sie starb noch am Tatort. Ihr Freund konnte durch eine Notoperation im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) und intensivmedizinische Behandlung gerettet werden. Die linke Gesichtsseite schwer gezeichnet, an den Händen und dem linken Arm großflächige Nähte, der linke Daumen musste amputiert werden, hieß es im Prozess.

Kristof M. leistete keinen Widerstand. Sie hätten ihn „zu Boden geredet“, sagte ein Polizist. Wirr habe M. gewirkt. „Die wollten mich umbringen, die haben auf mich geschossen“, habe er gesagt. Sie hätten es verdient. Und auch eine Freundin der Getöteten – „die mit dem Dackel“ – habe damit zu tun. M. ist seit der Tat einstweilig in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.

M. soll nach dem Abitur ein Studium begonnen und nach vier Semestern abgebrochen haben. Gearbeitet habe er zuletzt nicht, hieß es. Eine Geldstrafe habe er vor wenigen Jahren bekommen, weil er seinen Vater im Streit attackiert haben soll.

Nun geht es um Totschlag, versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung. „Für ihn ist es nicht vorstellbar, dass er zu so einer Tat fähig war“, sagte die Anwältin. An das Geschehen könne er sich kaum erinnern. Er könne sich auch nicht vorstellen, von „Hexen“ geredet zu haben. Er habe aber „riesige Angst“ gehabt, selbst getötet zu werden.

Er soll an einer paranoiden Schizophrenie leiden und angenommen haben, man wolle ihn vergiften und hätte auf ihn geschossen. Die Staatsanwaltschaft strebt seine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

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