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Aus dem Hause von Arafat Abou-Chaker - jetzt auf der Auktionsplattform des Zolls.

© Finanzamt Potsdam / Generalzolldirektion

Weihnachtsgeschenk aus dem Hause Arafat Abou-Chaker?: Zoll versteigert goldene Schallplatte und ungetragene Sneaker

Beim Auktionsportal des Zolls kann man jetzt für Wertgegenstände bieten, die beim Clan-Boss gepfändet wurden. Auch eine Goldplatte von Rapper Bushido ist dabei.

Pünktlich zum Weihnachtsfest: Der Zoll versteigert seit dieser Woche Wertgegenstände, die bei Clan-Boss Arafat Abou-Chaker wegen Steuerschulden gepfändet worden sind und zu Geld gemacht werden sollen. Darunter ist auch eine Goldene Schallplatte aus dem Jahr 2006 seines früheren Geschäftspartners und Rappers Bushido: „Von der Skyline zum Bordstein zurück“.

Fotografiert von Beamten des Finanzamts Potsdam: Eine goldene Schallplatte, die Arafat Abou-Chaker verliehen bekam.
Fotografiert von Beamten des Finanzamts Potsdam: Eine goldene Schallplatte, die Arafat Abou-Chaker verliehen bekam.

© Finanzamt Potsdam / Generalzolldirektion

Auf der Inschrift ist zu lesen: „Gold Award verliehen an Arafat Abou-Chaker. Für mehr als 100.000 in Deutschland verkaufte Tonträger.“ Zum Material der Platte heißt es: „Metall-Vinyl-vergoldet.“ Lediglich der Rahmen weise „Gebrauchsspuren auf, wie Kratzer und Abschabungen“. Der Startpreis lag bei 500 Euro, nach mehr als 30 Geboten sind es bereits 6000 Euro.

Im September 2020 waren 300 Beamte und Steuerfahnder ausgerückt, um 18 Wohnungen, Häuser, Geschäftsräume und eine Anwaltskanzlei zu durchsuchen – in Berlin, in der Schweiz und in Kleinmachnow, auf dem Villen-Anwesen der Abou-Chakers.

Die Inschrift zur vergoldeten Schallplatte.
Die Inschrift zur vergoldeten Schallplatte.

© Finanzamt Potsdam / Generalzolldirektion

Ermittelt wurde wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung, Betrug und Geldwäsche „in erheblichem Umfang im Zusammenhang mit Managementleistungen innerhalb der Rapszene“, erklärte die Staatsanwaltschaft Berlin damals. Das Verfahren richtete sich gegen vier Personen, die „teilweise dem Bereich“ der organisierten Kriminalität zuzurechnen seien. Betroffen waren auch andere Mitglieder der Abou-Chaker-Familie. 

Weitere 40 Schallplatten von Berliner Rappern könnten noch folgen

Die Ermittler vollstreckten damals auch sogenannte Arrestbeschlüsse in Höhe von mehreren Millionen Euro. Zu Deutsch: Es wurde allerhand wertvoller Krimskrams sichergestellt. Bislang finden sich bei der Internetauktion vor allem Sneaker im Wert von 80 bis 500 Euro, die meisten mit dem Vermerk „neu, ungetragen“, teils noch original verpackt. Für die Schuhe gibt bislang aber kaum jemand Gebote ab.

Eine vergoldeter 500-Euro-Schein

Neben der Schallplatte ist auch eine vergoldete 500-Euro-Note im Rahmen samt Echtheitszertifikat aus den USA dabei: „99,9 Prozent 24 Carat Gold“, steht in der Beschreibung. Am 24. November war das Gold nach Tagespreis laut Finanzamt Potsdam bei 58,75 Euro. Das höchste Gebot lag am Donnerstag bei 121 Euro.

Ein vergoldeter 500-Euro-Schein wird versteigert.
Ein vergoldeter 500-Euro-Schein wird versteigert.

© Finanzamt Potsdam / Generalzolldirektion

Offiziell spricht das Finanzamt Potsdam lediglich anonymisiert von einem Steuerschuldner, bei dem es „umfangreiche Schallplatten in Gold und Platin und Musikawards“ gepfändet habe. Nach dem ersten Schwung sollen weitere Gegenstände von Abou-Chaker versteigert werden, dem Vernehmen nach geht es um etwa 40 Schallplatten überwiegend von Rappern aus der Berliner Szene.

Die Trennung des Rappers Bushido von seinem langjährigen Weggefährten beschäftigt die Berliner Justiz seit Jahren. Vor dem Landgericht begann 2020 ein Strafprozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder. Es geht um Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue. Bushido soll angegriffen worden sein, nachdem er sich vom Clan-Boss getrennt hatte.

Erst kürzlich musste Abou-Chaker, der nicht Clan-Boss genannt werden will, vor Gericht eine herbe Niederlage hinnehmen: Er soll teilweise zurückzahlen, was er einst, dank Knebelverträgen mit Bushido, kassierte. So entschied das Landgericht Berlin Anfang September. Demnach muss Abou-Chaker 1.780.805,59 Euro – nebst Zinsen – an Anis Ferchichi, wie der Rapper mit bürgerlichem Namen heißt, überweisen. Am Ende läuft es auf rund zwei Millionen Euro hinaus.

Die Richter urteilten: „Völlig unklar bleibt, welchen im Einklang mit der Rechtsordnung stehenden Förderungsbeitrag der Kläger (Abou-Chaker) dadurch geleistet haben will, als sogenannter ,Rücken’ des Beklagten tätig gewesen zu sein.“ Arafat Abou-Chaker kam 1976 als Spross einer palästinensischen Familie zur Welt. Sie war mit vier Kindern aus einem Flüchtlingslager im Libanon nach Berlin gekommen, fünf weitere – darunter Arafat – wurden in Berlin geboren.

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