zum Hauptinhalt
Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor.

© dpa/Paul Zinken

„Weihnukka“ in Berlin: Ukrainische Chorsängerinnen als Ehrengäste der US-Botschafterin

Geflüchtete ukrainische Sängerinnen waren die Ehrengäste bei einem Empfang der US-Botschafterin, bei dem alle Gäste mitsingen durften

Als Professorin hat US-Botschafterin Amy Gutmann es viele Jahre trainiert, Dinge auf den Punkt zu bringen. Dass ihr das so präzise auch mit dem Geist der der anstehenden Feiertage gelingt, also einem eher emotionalen als wissenschaftlichen Phänomen, war am Ende dennoch fast überraschend.

Zur „Holiday Reception“ hatte sie in die Residenz nach Dahlem geladen. Mit dabei auch die amerikanische Mezzosopranistin Barbara Leifer, die Mitglieder des Diplomatischen Chores mitgebracht hatte, damit die anderen Gäste nicht allein singen mussten. Christmas Caroling hatten auch Vorgänger von Amy Gutmann praktiziert, Phil Murphy zum Beispiel oder John Emerson.

Zeit mit Freunden und Nachbarn

Als besondere Ehrengäste begrüßte die Botschafterin sechs ukrainische Chorsängerinnen, die seit dem Frühjahr in Berlin sind. Sie wünschte allen Gesundheit, Frieden und Glück zu Weihnachten, zu Chanukka und zum Neuen Jahr. Immer sei es wichtig, um diese Zeit mit Freunden und Nachbarn das Zusammensein zu genießen. In diesem Jahr aber sei nichts wichtiger, als „die Brüder und Schwestern in der Ukraine zu unterstützen“.

8
Arme hat ein Chanukka-Leuchter

Sie hoffe, dass sich die Sängerinnen, die ohne ihre Partner und Söhne nach Berlin gekommen sind, hier zu Hause fühlen, bis sie wieder zurückkönnen in ihre Heimat, sagte die Botschafterin. Und dass sie sich darauf verlassen könnten, dass die Ukraine unterstützt wird, solange wie es nötig ist. Sie ist zuversichtlich, dass Frieden und Gerechtigkeit siegen werden.

Triumph der Makkabäer

Amy Gutmann weiß aus ihrer eigenen Familie, wie es sich anfühlen muss, auf der Flucht zu sein. Ihr Vater musste einst aus Deutschland vor den Nazis fliehen. Sie erzählte von ihrer Kindheit in New York, wo die Familie jedes Jahr Chanukka gefeiert hat und die Geschichte von den zehn Makkabäern, die am Ende triumphieren.

Das jüdische Lichterfest erinnert an den erfolgreichen Makkabäer-Aufstand und die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem rund um das Jahr 165 vor Christus. Es wird an acht Abenden gefeiert, in diesem Jahr vom 18. bis zum 26. Dezember. Dass Weihnachten und Chanukka zusammenfallen, passiert nur ungefähr fünf Mal im Jahrhundert.

Mitte der Nuller Jahre gab es im Jüdischen Museum sogar mal eine Ausstellung zum Thema Weihnukka in Erinnerung an die Feste, die im 19. Jahrhundert assimilierte Juden in Deutschland gefeiert haben.

Hauptsache Geschenke

Zwar sind theologisch Yom Kippur und Ostern die wichtigeren Feste, aber Kinder können es nicht gut vertragen, wenn andere Geschenke bekommen und sie nicht, so mischten sich die Bräuche. Mit dabei war auch der neue israelische Botschafter Ron Prosor, dessen Großeltern nach der Machtergreifung der Nazis 1933 ihre Berliner Heimat verlassen haben, um im damaligen Palästina zu leben.

Dem Unternehmer Yoram Roth, dem Clärchens Ballhaus gehört, fiel ein, dass mit „White Christmas“ das so ziemlich berühmteste Weihnachtslied der Welt von dem jüdischen Komponisten Irving Berlin stammt. Es gibt aber auch Chanukka-Lieder. Für richtige Partystimmung sorgte dann der Musiker und Komponist Todd Fletcher.

Er habe 100 ukrainischen Kindern mit Hilfe der Musik Zugang zur deutschen Sprache geschaffen, erzählte die Gastgeberin. Nach dem eher besinnlichen Auftritt des Chores mit „Oh Holy Night“ und „Es ist ein Ros‘ entsprungen“, brachte er auch anfangs zögerliche Gäste dazu, mit der Gastgeberin in traditionelle Songs wie „Go Tell It On The Mountain“ oder „Hark The Herald Angels Sing“ einzustimmen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false