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 Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren gilt „als bedenklich“ und unter 14 Jahren „als sehr gefährlich“.

© Getty Images/iStockphoto

Weniger Komasaufen: Alkoholmissbrauch bei Berliner Jugendlichen geht zurück

Im vergangenen Jahr kamen 263 Berliner Kinder und Jugendliche nach Alkoholmissbrauch in die Klinik – weniger als vor der Pandemie. Die DAK ruft dennoch zur Vorsicht auf.

Von Rauschtrinken, auch bekannt als Komasaufen, spricht man, wenn eine Person binnen kurzer Zeit große Mengen an Alkohol zu sich nimmt, um dabei einen veränderten Bewusstseinszustand zu erreichen. Das rauschhafte Trinken ist im Vergleich zum kontrollierten und gemäßigtem Alkoholkonsum besonders gefährlich, weil es zu Alkoholvergiftungen, Verletzungen oder auch zu Gewalttaten führen kann.

Gute Neuigkeiten sind allerdings, dass in der Hauptstadt die Zahlen laut Informationen des Statistischen Bundesamtes für rauschhaftes und gefährliches Trinken in der Altersgruppe der Zehn- bis unter 20-Jährigen rückläufig sind. Im Jahr 2021 wurden in Berlin 263 Kinder und Jugendliche nach Alkoholmissbrauch im Krankenhaus behandelt. Darunter 123 Jungen und 140 Mädchen.

Das sind rund 28 Prozent weniger als 2019, als es noch 365 Betroffene waren. Damit stabilisieren sich die Zahlen bei den Zehn- bis unter 20-Jährigen im zweiten Jahr in Folge auf geringerem Niveau als vor der Pandemie. Im ersten Corona-Jahr 2020 wurden 260 stationäre Aufenthalte in der Hauptstadt gezählt.

Der Rückgang bei den Krankenhausbehandlungen sei erfreulich, sagte Volker Röttsches, Leiter der DAK-Landesvertretung in Berlin. Dennoch sei das Rauschtrinken weiter eine gefährliche Tatsache. „Alkohol wirkt auf junge Menschen schneller, stärker und länger als auf Erwachsene“, sagte Röttsches. Und: „Wichtige Gesundheitsthemen wie dieses sollten im Schulalltag diskutiert werden.“

Mit Jugendlichen über Alkoholkonsum sprechen

Suchtexperten empfehlen, dass Eltern mit ihren jugendlichen Kindern über Alkoholkonsum bei Partys und anderen Gelegenheiten sprechen. Warum wird getrunken und wie schafft man es, Kontrolle darüber zu erlangen? Desto später damit begonnen wird, desto besser ist dies für die körperliche und seelische Gesundheit.

Das Bundesgesundheitsministerium stuft Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren „als bedenklich“ und unter 14 Jahren „als sehr gefährlich“ ein. Ab 16 Jahren dürfen Wein und Bier konsumiert werden, Hochprozentiges ist aus gesundheitlichen Gründen erst ab 18 Jahren gesetzlich erlaubt. Bedacht werden sollte dabei, dass die Gehirnentwicklung bis zum 21. Lebensjahr erfolgt.

Unter 16 Jahren sollten Jugendliche gar keinen Alkohol trinken.

© dpa / Silas Stein

Für Eltern, die etwa Sorge haben, weil die 15-Jährige Tochter betrunken nach Hause kommt, hat die Fachstelle für Suchtprävention unter kompetent-befaehigen.de einen interaktiven Elternratgeber im Online-Format herausgebracht. Eltern und andere Erziehende, die sich lieber persönlich beraten lassen möchten, können das bei einem Termin in der Berliner Präventionspraxis tun. Dort gibt es auch Elternaustauschgruppen. Informationen dazu finden sich unter berlin-praeventionspraxis.de.

Um das Thema weiter auf dem Stundenplan zu halten, führt die DAK ihre Alkohol-Präventionskampagne „bunt statt blau“ fort, um Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen in Berlin vorzubeugen. Auch die Schirmherrin der Kampagne, Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD), möchte ihr Engagement weiterführen.

Prävention und Aufklärung sind genauso wichtig wie Vorbilder, die dafür stehen, dass bunt cooler ist als blau!

Astrid-Sabine Busse (SPD), Berlins Bildungssenatorin und Schirmherrin der Kampagne

„Alkohol ist gefährlich, erst Recht in großen Mengen. Er gefährdet Körper und Psyche vor allem junger Menschen, die regelmäßig oder bis zum Rausch trinken. Prävention und Aufklärung sind deshalb genauso wichtig wie Vorbilder, die dafür stehen, dass bunt cooler ist als blau!“, sagt die Bildungssenatorin.

Unterrichtsmaterialien und Elterninformationen

Bundesweit sind 11.000 Schulen zur Teilnahme eingeladen. Diese können das Thema Alkohol im Unterricht behandeln und ihre Schülerinnen und Schüler Plakate entwerfen lassen. Das Kieler Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung bietet den Lehrkräften dazu unterstützend Unterrichtsmaterialien und Elterninformationen an.

Auf die Gewinner des Plakatwettbewerbs warten Geldpreise in Höhe von insgesamt rund 12.000. Einsendeschluss ist der 31. März 2023. Danach werden in allen 16 Bundesländern die besten Siegerplakate ausgezeichnet.

Im Juni wählt die Bundesjury – bestehend aus DAK-Vorstandschef Andreas Storm, den Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert sowie dem Leiter des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung, Reiner Hanewinkel – aus den 16 besten Plakaten die Bundessiegerinnen und -sieger.

Plakate gegen das Rauschtrinken

Zusätzlich gibt es auch in diesem Jahr auf Landes- und Bundesebene den „Sonderpreis junge Talente“ für die unteren Altersstufen und bundesweit den Sonderpreis „Instagram“ für die besten Bilder, die mit dem Hashtag #dakgesundheit oder #buntstattblau hochgeladen wurden.

Seit 2010 haben bundesweit rund 122.000 Kinder und Jugendliche bunte Plakate gegen das Rauschtrinken gestaltet. Alle wichtigen Informationen zur Kampagne „bunt statt blau“ und zum Thema Alkoholprävention gibt es unter dak.de/buntstattblau und dak.de/aktionglasklar

Die Internetseite kenn-dein-limit.info zeigt anhand einer Promille-Tabelle, ab wann das Trinken wirklich gefährlich wird und wie sich schon vorher der Bewusstseinszustand verschlechtert. Sollte eine Person auf einer Party kaum noch ansprechbar in einer Ecke sitzen, ist dies ein Hinweis auf eine Alkoholvergiftung. Anwesende sollten die Person in die stabile Seitenlage drehen und einen Krankenwagen rufen.

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