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Die Bauzinsen sind stark gestiegen. Das macht sich am Markt bemerkbar. In Berlin wird weniger Bauland gehandelt, während die Preise dafür hoch bleiben.

© IMAGO/McPHOTO/B. Leitner

Verkäufe von Bauland gehen zurück: Wer in Berlin bauen will, muss dennoch viel zahlen

Im vergangenen Jahr ist die Nachfrage an Bauland in Berlin gesunken. Doch die meisten Käufer profitieren davon nicht.

Die Zahl des im vergangenen Jahr verkauften Baulandes in Berlin ist rückläufig. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg erfasste 259 Verkäufe von unbebautem Bauland, 51 weniger als im Jahr 2021. Damit wechselten Grundstücke im Wert von 592 Millionen Euro ihre Eigentümerin beziehungsweise ihren Eigentümer. Mehr als ein Viertel aller Verkäufe – nämlich 68 – wurde im Bezirk Marzahn-Hellersdorf abgeschlossen, teilten die Statistiker mit.

Der Quadratmeter unbebautes Bauland in Berlin kostete im Durchschnitt 1733 Euro. Der zweitgrößte Anteil entfiel mit 19 Prozent auf Pankow. Die wenigsten Fälle wurden in Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf gezählt. Der höchste durchschnittliche Kaufwert betrug 7954 Euro je Quadratmeter in Mitte, gefolgt von Pankow mit 2233 Euro je Quadratmeter. Reinickendorf wies mit 409 Euro je Quadratmeter den geringsten durchschnittlichen Kaufwert auf.

Im Landkreis Spree-Neiße ist Bauland besonders preiswert

Zum Vergleich: In Brandenburg wurden 103 Euro im Durchschnitt für den Quadratmeter bezahlt. Insgesamt wurden in Berlin etwa 342.000 Quadratmeter und in Brandenburg knapp zehn Millionen Quadratmeter verkauft. In Brandenburg wurden 3722 Verkäufe von unbebautem Bauland erfasst. Die meisten Verkäufe wurden im Landkreis Potsdam-Mittelmark mit einem Anteil von knapp elf Prozent sowie im Kreis Oberhavel mit knapp zehn Prozent registriert, die wenigsten in der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder). Der durchschnittliche Kaufwert reichte von 15 Euro pro Quadratmeter im Landkreis Spree-Neiße bis 278 Euro pro Quadratmeter in der Landeshauptstadt Potsdam.

Bauland in der Metropolregion bleibt begehrt

Zu den besonders aktiven Playern in Brandenburg zählt beim Ankauf von Bauland für Wohnungsbauprojekte die Tamax Grundinvest GmbH (Berlin). Über den Fachdienst Thomas Daily wurde im August bekannt, dass Tamax in Woltersdorf und Deutsch Bork (ein Ortsteil der Gemeinde Linthe im Landkreis Potsdam-Mittelmark) zwei Grundstücke mit insgesamt cirka 30.000 Quadratmeter Bauland gekauft hat.

Das Grundstück in der Gemeinde Woltersdorf, direkt an der östlichen Landesgrenze Berlins, umfasst rund 2.000 Quadratmeter Fläche und liegt gegenüber dem Rathaus in der Rudolf-Breitscheid-Straße 6. Das dort noch befindliche Wohn- und Gewerbeobjekt soll nach einem schon vorhandenen Bebauungsplan revitalisiert, das Grundstück neu bebaut werden. Neun Reihen- und zwei Doppelhäuser sollen in Woltersdorf realisiert werden.

Das zweite Grundstück liegt in der Gemeinde Linthe, im Ortsteil Deutsch Bork, Landkreis Potsdam-Mittelmark, südwestlich von Beelitz. Etwa 4.000 Quadratmeter dieses 28.000 Quadratmeter umfassenden Areals sind für Einfamilienhäuser vorgesehen. Ein Bebauungsplan liege vor, teilte Tamax mit. Für die weitere Fläche werde derzeit ein B-Planverfahren erarbeitet.

409
Euro kostete ein Quadratmeter Bauland in Reinickendorf durchschnittlich.

Mit den veröffentlichten Zahlen belegt das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg einen von den Landesbausparkassen (LBS) am 25. August den aufgezeigten Trend: Die positive Nachfrage nach Bauland ist bundesweit für 2023 gekippt. Die jüngst befragten LBS- und Sparkassen-Experten gehen in ihrem Immobilienpreisspiegel 2023 von einem zunehmenden Angebot an Bauland aus. „Dies gilt in besonderem Maße für Berlin“, heißt es im Wohnimmobilienmarkt-Report.

Weil Immobilienfinanzierungen durch das Zusammentreffen von hohen Preisen und Zinsen für private Haushalte kaum noch zu stemmen sind, gehen die Vermittler erstmals seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr von einer steigenden Nachfrage nach Wohnimmobilien aus, sondern im Gegenteil von einer kräftigen Abnahme.

Baugrundstücke sehen die Landesbausparkassen 2023 in Berlin in einer Preisspanne zwischen 550 und 1150 Euro pro Quadratmeter für mittlere bis gute Wohnlagen. Für Bauland erwarten die Immobilienvermittler insgesamt nur leichte Preisrückgänge. Denn im Frühjahr 2023 hatten sich Neubau und Bauland um knapp fünf bis knapp neun Prozent und damit deutlich stärker verteuert. „Die Wohneigentumsbildung bleibt vorerst schwierig, weil die höhere Belastung durch die Zinsen nicht vollständig von geringeren Preisen kompensiert wird“, sagt LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann.

Um den Sprung in die eigenen Wände zu schaffen, setzen potenzielle Käufer verstärkt auf Eigenleistungen, machen Kompromisse bei Standort und Objekt und mobilisieren weitere Kapitalquellen.

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