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 „Pride Tattoos“

© Johanna Henn

„Wir sind hier, wir sind queer“: Berliner Künstler:innen entwerfen Tattoos zum Pride Month

Sechs queere Künstler:innen haben semipermanente Tattoos in verschiedenen Sprachen designt. Der Erlös soll an einen guten Zweck gehen.

Von Fanny Haimerl

„Tattoos stärken und schützen ihre Besitzer:innen“, sagt die Berliner Tattoo-Künstlerin Johanna Henn. Für sie sind Tattoos eine Zwischenebene, die sich zwischen Haut und Kleidung befindet. Genau wie die Lieblingshose können auch Tattoos den Körper von der Welt abschirmen, ihn aber gleichzeitig nach außen hin stärken.

Die queere Tätowiererin weiß jedoch, dass sich viele Menschen im Tattoo-Studio nicht wohlfühlen. Die weiße, männlich geprägte Tattoo-Szene sei noch immer stark von gängigen Körpervorstellungen beeinflusst. Für Henn ist daher gerade die queere Tattoo-Szene in Berlin besonders: „Wir schaffen Räume, in denen sich Menschen mit unterschiedlichen Körperformen, Hautfarben, Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten wohlfühlen“. Die Besuche im Tattoo-Studio sollen Sicherheit und Kraft geben.

Das möchte die studierte Modedesignerin auch in ihren Arbeiten widerspiegeln. Ihre künstlerischen und skizzenhaften Tattoos zeigen auf humorvolle und sensible Weise vielseitige Körper und Fetische: Fesselspiele, Poledancer:innen in pinken Highheels, ineinander verschwimmende Körper und abstrakte Linien.

Johanna Henn ist eine Berliner Tattoo-Künstlerin.
Johanna Henn ist eine Berliner Tattoo-Künstlerin.

© Henrike Hannemann

Zum Pride Month hat Henn nun ein Tattoo gestaltet, das man sich selbst zu Hause auf die Haut kleben kann: „Wir sind hier, wir sind queer“, steht dort. Zwischen der Schrift tanzt eine Person mit Highheels und Slip bekleidet.

„Mit meinem Tattoo wollte ich etwas Positives ausdrücken, Freude und queere Präsenz zeigen“, sagt Henn. Vor allem die Kombination aus Bild und Text war für sie wichtig. Für queere Menschen sei Sprache ein Werkzeug, um Verständnis zu schaffen

Henns Tattoo ist Teil einer Kampagne des Berliner Sprachlern-Unternehmens Babbel, bei der noch fünf weitere Non-Permanent Tattoos mit Sprüchen und Motiven aus der LGBTQIA+ Community erstellt wurden. Die Tattoos sind nur für zwei Wochen auf der Haut sichtbar und behandeln in unterschiedlichen Sprachen, Themen die LGBTQ-Rechte weltweit betreffen. So ist der Satz أنا مثلي, („Ich bin gay“) in einem der Tattoos die Umkehrung eines Begriffs, der in arabischsprachigen Ländern als Schimpfwort gilt und von der queeren Community für sich umgedeutet wurde. Das Spanische „Derechos trans, derechos humanos“ (Transrechte sind Menschenrechte) bezieht sich auf die steigende Transfeindlichkeit in Lateinamerika und weltweit.

Bis Ende Juli können alle sechs Tattoos auf der Website des Non-Permanent-Tattoo-Anbieters Inkster erworben werden. Henn sagt, dass der Juli von großen Firmen häufig zum „Pinkwashing“ genutzt werde, also mit Regenbogenfarben Marketing zu betreiben, ohne wirklich etwas für die Rechte queerer Menschen zu tun. Diese Kampagne unterstützte sie jedoch gerne, da dadurch junge,queere Künstler:innen unterstützt und die Erlöse an Lambda, ein bundesweites Jugendnetzwerk für junge queere Menschen, gespendet würden.

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