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© imago/STPP

Zugestochen, weil er ins Gefängnis wollte: Imbiss-Betreiber steht nach Messerangriff in Berlin vor Gericht

Nach einem beinahe tödlichen Messerangriff auf seinen Angestellten steht ein Imbiss-Betreiber vor dem Landgericht. Er wollte ins Gefängnis – wegen Schulden und Lügen.

Chef über drei Läden war er und gönnte sich Luxus. „Ich spielte den großen Unternehmer, der war ich nicht“, gab Imbiss-Betreiber Akin S. vor dem Berliner Landgericht zu. Als es finanziell immer enger wurde, verfolgte er einen hinterhältigen Plan. Ein Angestellter als zufälliges Opfer überlebte nur knapp. „Ich wollte ihn abstechen“, gestand der 31-jährige S. am Mittwoch. Er habe wegen angehäufter Schulden und Lügen nicht mehr weiter gewusst habe. „Ich dachte, ich komme ins Gefängnis und habe meine Ruhe.“

Die Staatsanwaltschaft geht von einem versuchten Mord aus. Heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen habe S. bei der Tat am 13. März dieses Jahres gehandelt. Es geschah in einem Keller, der zu seinem Imbiss in einem Einkaufszentrum in Staaken gehörte. S. habe den 28-jährigen Björn P. gegen 12.10 Uhr gebeten, mit ihm Sommerreifen zu holen.

„Ich lockte ihn in eine Falle“, erklärte S. nun. Er habe nicht darüber nachgedacht, „dass es Wahnsinn ist“. Er habe Björn P. benutzt. Im Keller habe er ihm noch vorgeworfen, Geld geklaut zu haben, obwohl es keinen Diebstahl gab. „Er beugte sich über die Reifen, ich stach zu, bevor er antworten konnte.“ Als der massiv Verletzte dann aus dem Keller lief, habe er ihn nicht verfolgt – „das Messer ließ ich fallen, ich bekam Angst“.

Drei Stiche in den Oberbauch versetzte S. dem völlig arglosen Angestellten. Durch eine Abwehrbewegung erlitt Björn P. auch am Arm eine lebensgefährliche Verletzung. Bis heute kann er seinen linken Arm nicht richtig bewegen, in drei Fingern habe er kein Gespür, so der Familienvater. „Ich habe vier Kinder zu Hause“, sagte P. im Prozess. „Bis heute kann ich meine kleine Tochter nicht hochheben.“

Akin S., der einst mit Turnschuhen für 1000 Euro oder teuren Reisen auf großem Fuß lebte, häufte nach seinen Angaben um die 130.000 Euro Schulden an. Um Löcher zu stopfen, habe er heimlich auch Familien-Gold verkauft. Er habe vor seinen Eltern als „guter Junge“ dastehen wollen. „Ich war zu feige, über meine Probleme zu reden.“ Die Tat habe ihn selbst erschreckt, er bitte um Entschuldigung. Der Prozess wird Freitag fortgesetzt.

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