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ARCHIV - 16.10.2022, Bayern, München: Fußball: Bundesliga, 10. Spieltag, Bayern München - SC Freiburg, Allianz Arena: Der ehemalige Fußballprofi Stefan Effenberg steht vor dem Spiel im Stadion. Der frühere Bayern-Kapitän erwartet für die anstehende Bundesligasaison einen Mehrkampf um die Meisterschaft. (zu dpa: «Effenberg: Bayern-Konkurrenten haben «sehr gut eingekauft»») Foto: Tom Weller/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Tom Weller

Es lebe die Störung!: Wenn Stefan Effenberg Nerven zeigt

Alles viel zu ähnlich und zu langweilig? Ein neues Prinzip könnte die Kritik an den TV-Talkshows zum Verstummen bringen.

Ein Kommentar von Markus Ehrenberg

Dass Stefan Effenberg um Worte ringt, kommt ja eher selten vor. Am vergangenen Sonntagvormittag im Fußball-Stammtisch „Doppelpass“ war es so weit. Der Fußballexperte musste passen. Die wöchentliche Talk-Sendung zum Start der neuen Bundesliga-Saison war zehn Minuten alt, da bekamen die launige Runde im Münchner Flughafenhotel und die Zuschauer einen Schrecken eingejagt.

Als Effenberg sich eben um eine Einordnung des neuen Bayern-Stars Harry Kane mühte, stürmte ein Mann, der offenbar wenig zum Fußball zu sagen hatte, die Bühne. Seine Ausführungen waren bruchstückhaft, irgendwas startend mit „Hallihallo“ zum Thema „Grand Theft Auto 6“. Ein weiterer Mann kam hinzu und überschüttete jenen mit Wasser aus einem Wasserglas (immerhin Wasser, kein Weizenbier).

Effenberg erschrak, staunte, guckte und schwieg zunächst mit offenem Mund. Moderator Florian König stand auf und wies die Störer zum Ausgang, was den genervten Experten nach ein paar verblüfften Sekunden zur Frage aller Fragen brachte: „Wo war überhaupt die Security? Muss ich jetzt auch mal fragen. Haben die gerade einen Kaffee getrunken?“.

Womöglich. Oder ein Weizenbier. Im Anschluss wurde die feucht-fröhliche Talkrunde rund um die Bundesliga fortgesetzt. Man war als Zuschauer sofort hellwach und habe im Nachgang bei Sport 1, so ein Sprecher des Spartensenders, auch mit der Sicherheitsfirma gesprochen. Kommt nicht wieder vor. Stefan Effenberg kann sich da am Sonntag also wieder unbesorgt hinsetzen.

Was uns auch angesichts des Erfolgs der Klimakleber im öffentlichen Raum und weiterer Talkshow-Comebacks in dieser Woche von „hart aber fair“ und „Markus Lanz“ zur Frage bringt, ob man das Prinzip Störung in drögen Talkrunden nicht gezielter einsetzen sollte. Als so eine Art Reenactment. Ein paar Wasserspritzer hier, Zwischenrufer dort. Störung auf Bestellung sozusagen. Wo bei der ARD ja gerade wieder über zu viel Talk-Einerlei, zu wenig Vielfalt in Themen- und Gästewahl diskutiert wird.

Das ist, leider, unmöglich. Bei Lanz, Anne Will & Co. kommt nach Corona kein Publikum mehr rein in die Studios. So machen die sich bald überflüssig. Der Einzige, der da stört, ist der Moderator, der Lars Klingbeil im Talk am Dienstag kaum ausreden ließ. Ein Wunder, dass der SPD-Chef nicht zum Wasserglas griff und nach Markus Lanz warf.

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