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ARCHIV - 14.05.2019, Berlin: Ein VW-Mitarbeiter steckt bei der Volkswagen-Hauptversammlung ein Ladekabel an einem VW Passat. Europas größter Autobauer Volkswagen will gemeinsam mit Energiekonzernen ein europaweites Schnellladenetz für Elektroautos aufbauen. (zu dpa "VW will Schnellladenetz für E-Autos aufbauen - Aral wird Partner") Foto: Michael Kappeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© Michael Kappeler/dpa

Gemeinsam Batterien bauen: VW sichert sich Material für E-Autos

Gemeinsam mit der belgischen Umicore investiert Volkswagen drei Milliarden Euro in eine Kathodenfertigung für den europäischen Batteriemarkt.

| Update:

VW verbündet sich mit dem belgischen Chemiekonzern Umicore für die Elektromobilität. Von 2025 an soll ein Gemeinschaftsunternehmen die europäischen Fabriken der VW-Batterietochter PowerCo mit Materialien versorgen. Bis zum Ende des Jahrzehnts planen die Partner Kathoden- und Vormaterial für 160 Gigawattstunden (GWh) Zellkapazität pro Jahr zu produzieren. Damit lassen ich rund 2,2 Millionen vollelektrische Fahrzeuge ausrüsten. Drei Milliarden Euro wollen Umicore und VW investieren – wo auch immer, denn einen Standort für die Produktion gibt es noch nicht. Das Joint-Venture hat seinen Sitz in Brüssel.

VW baut sechs Zellfabriken in Europa

VW hat sechs Batteriezellfabriken in Europa angekündigt, um den gigantischen Bedarf der Elektromobilität zu decken. Die ersten befinden sich in Bau (Salzgitter) oder in der Planung (Valencia). Eine weitere Anlage ist in Osteuropa vorgesehen, die restlichen Standorte sind offen. Die nun mit Umicore vereinbarten 160 GWh bis 2030 werden nicht ausreichen, deshalb sei man mit weiteren potenziellen Partnern im Gespräch, sagte Thomas Schmall, Konzernvorstand Technik der Volkswagen AG und Aufsichtsratsvorsitzender der PowerCo SE, am Montag bei der Vorstellung des Umicore-Projekts, dessen Zustandekommen offenbar zäh verlief. Bereits im vergangenen Dezember hatte VW die Pläne mit Umicore kommuniziert.

Kathodenmaterial ist eine der wichtigsten Komponenten der Batteriezelle. Der weltgrößte Chemiekonzern BASF baut für einen dreistellligen Millionenbetrag eine Kathodenfertigung am Standort Schwarzheide in der Lausitz mit einer Kapazität für 500 000 Autos. Das ist vergleichsweise wenig, und BASF-Chef Martin Brudermüller hat einen weiteren Ausbau in Aussicht gestellt. Insgesamt will BASF nach eigenen Angaben 3,5 bis 4,5 Milliarden Euro in Produktionskapazitäten für Kathodenmaterial investieren. Das betrifft Europa, Asien und Nordamerika.

Umicore ist schon weiter. In der vergangenen Woche eröffnete der belgische Konzern im polnischen Nysa eine erste große Kathodenfabrik. Die jährliche Produktionskapazität von Nysa soll bis Ende 2023 bei 20 GWh liegen. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wird dann eine Erweiterung auf gut 200 GWh beziehungsweise drei Millionen Elektrofahrzeuge angestrebt. Umiicore will insgesamt bis 2030 eine weltweite Kapazität von mehr als 400 GWh aufbauen und dabei „vollständig integrierte regionale Wertschöpfungsketten für Batteriematerialien auf drei Kontinenten“ schaffen. Dazu planen die Belgier den Bau einer Anlage für Vormaterialien und Kathodenmaterialien in Kanada und die Erweiterung seiner bestehenden Kapazitäten in Asien.

Riesenfabrik in Polen

Die Anlage in Polen wird nach Umicore-Angaben vollständig mit erneuerbarem Strom aus einem nahegelegenen Windpark betrieben. Mit dem Bau der Fabrik wurde 2019 begonnen. Derzeit beschäftigt Umicore in Nysa rund 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, in gut einem Jahr sollen es 400 sein.

VW-Vorstand Schmall betonte die Bedeutung des Kathodenmaterials, das rund 50 Prozent des Gesamtwerts der Batteriezelle ausmache. „Wir bauen eine nachhaltige und transparente Lieferkette mit hohen Umwelt- und Sozialstandards auf und verorten die Wertschöpfung hier in Europa.“ Das Joint Venture soll 2025 die Produktion aufnehmen und zunächst die PowerCo-Zellfabrik in Salzgitter beliefern und 2026 eine Kapazität von 40 Gigawattstunden jährlich erreichen.

Baustart mit Bundeskanzler. Olaf Scholz, der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weill und der damalige VW-Chef Herbert Diess drückten vor einigen Wochen symbolisch auf den Knopf zum Baubeginn der ersten VW-Zellfabrik in Salzgitter.

© Moritz Frankenberg/dpa

Das Joint-Venture ist strikt paritätisch angelegt: Die Partner teilen sich Kosten, Investitionen, Einnahmen und Gewinne. Die neue Partnerschaft gewähre PowerCo “in erheblichem Umfang und zu wettbewerbsfähigen Preisen Zugang zu innovativem, nachhaltig beschafftem und maßgeschneidertem Hochleistungs-Batteriematerial für die eigene Einheitszellenstrategie in Europa”, teilte Volkswagen mit. Im Gegenzug sicherte sich Umicore über verbindliche Abnahmevereinbarungen „Zugang zu einem erheblichen Anteil des europäischen Marktes für Kathodenmaterial für E-Fahrzeuge ‒ zu garantiert wertschöpfenden Erträgen”.

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„Eine Zulieferindustrie für Batteriematerialien existiert heute noch nicht in der erforderlichen Größenordnung”, sagte Jörg Teichmann, der Chefeinkäufer von PowerCo. Die langfristige Partnerschaft “mit Umicore als Weltmarktführer für Schlüsselmaterialien der Zellproduktion”, verändere das. In Deutschland arbeiten rund 1700 Mitarbeitende für Umicore. „Unsere Expertise in Chemie, Materialwissenschaften, Metallurgie und Recycling zeichnet uns aus und macht den entscheidenden Unterschied“, wirbt das Unternehmen für sich. Der belgische Materialien-Spezialist ist mit rund 11.000 Mitarbeitenden an 46 Produktionsstandorten weltweit tätig.

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