zum Hauptinhalt
Alexej Heistver 2013 in seinem Zuhause in Wismar, hinter ihm Bilder seiner Anfang der 1990er Jahre in der Republik Moldau ums Leben getöteten Sohne.

© Stefan Hanke

Tagesspiegel Plus

Holocaust-Überlebender über Putins Propaganda-Tag: „Das Wort Faschismus hat seine Bedeutung verloren“

Alexej Heistver wuchs in Moskau und Odessa auf. Ein Gespräch über die Frage, wie aus der Befreiernation von damals die Täternation von heute werden konnte.

Sie haben als Kind den Holocaust im litauischen Kaunas überlebt. Was bedeutet Ihnen der 9. Mai, an dem in Russland das Ende des Zweiten Weltkrieges gefeiert wird? Ist es ein Tag des Sieges oder ein Tag der Befreiung?
Als Historiker ist es für mich der Tag des Sieges über Nazideutschland. Wenn wir über mein persönliches Schicksal als Kinderhäftling des Ghettos und ab 1943 des Konzentrationslagers Kaunas sprechen, war es natürlich der Tag der Befreiung. Kaunas war einer der dunkelsten Orte unter den 40.000 KZs, Ghettos und anderen Haftanstalten für Juden, die von den deutschen Nazis in Europa geschaffen wurden. Ein deutscher Militärarzt führte Experimente an uns Kindern durch. Mir entfernte er den Gaumenzapfen, weil er wissen wollte, ob und wann ich zu sprechen anfangen würde. Bis ich neun war, sprach ich kein Wort.

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
showPaywallPiano:
true