zum Hauptinhalt

© Dorle Bahlburg

„Als ich Romy Schneider begriff, verfiel ich ihr”: Rocko Schamoni über die Frauen, die ihn prägten

Er ist Musiker, Schauspieler und Clubbetreiber. Unter anderem. Nun erscheint sein neuer Roman. Hier erklärt der Entertainer, welche Frauen ihn in seinem Leben inspiriert haben.

Von Rocko Schamoni

Rocko Schamoni veröffentlich seit mehr als 30 Jahren Musik und seit fast 20 Jahren Bücher. Am Montag erscheint sein neuer Roman „Der Jaeger und sein Meister“ (Hanser Blau, 22 Euro), der im Hamburg der 60er und 70er Jahre spielt.


Simone de Beauvoir

© Gamma-Rapho via Getty Images

Zwei Bücher der französischen Schriftstellerin und Philosophin haben mich besonders beeindruckt: „Das andere Geschlecht“ und „Alle Menschen sind sterblich“. Das zweite erschien mir, als ich es mit 30 Jahren las, wie eine Antwort auf meine Frage nach der Unsterblichkeit: Was wäre, wenn wir von heute auf morgen ewig leben könnten? Gäbe es eine Erlösung vom Tod?

Antwort: Nein, denn wir würden alles, was wir liebten, dennoch irgendwann verlieren und in der ewigen Einsamkeit darauf lebendig erfrieren. Heute glaube ich zwar immer noch an diese Antwort, empfinde das menschliche Leben aber als um circa 1000 Jahre zu kurz.


Peggy Lee

© Getty Images

Lange war Peggy Lee für mich eine diffuse, altertümliche Chansonette. Bis „Is That All There Is“ auf meinem Lieblingssender ByteFM lief. Manchmal braucht man eine gewisse Reife, um eine:n Künstler:in zu verstehen, und mit diesem Song eröffnete sich mir der Ozean Peggy Lee.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der Text spielt mit der Vergeblichkeit des Seins, mit der Vergeblichkeit aller menschlichen Ideen und Handlungen. Er verweist darauf, dass es keinen Sinn gibt, nur das JETZT! Seitdem schwimme ich jeden Tag ein Stück weiter in die Vergangenheit und erlebe stets neue goldene Sonnenuntergänge.


Louise Michel

© Roger Viollet via Getty Images

Bei meiner Suche nach den Quellen des Anarchismus stieß ich auf die „Rote Wölfin von Paris“. Sie war eine der großen Figuren der Pariser Kommune von 1871 und gilt als Anarchistin der ersten Stunde. Von Jugend an kämpfte sie stets für die Ärmsten und Schwächsten, in ihren Memoiren schrieb sie: „Im Kern meiner Empörung gegen die Starken finde ich, so weit ich zurückdenken kann, meinen Abscheu gegen die Tierquälerei wieder.“ Geht mir genauso. Michel, die ein Leben lang gefürchtet und verfolgt, verbannt und inhaftiert war, wurde zu einer Volksheldin. Zu ihrer Beerdigung in Marseille erschienen 120.000 Menschen.


Lianne La Havas

© JMEnternational/JMEnternational for BRIT Awards/Getty Images

Lianne ist eine musikalische Orchidee, geheimnisvoll, zart, schüchtern und dennoch stark und selbstbewusst – völlig aus Tönen und Vibrationen bestehend.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Ich schaue mir gerne ihre Youtube-Videos an und bewundere, wie perfekt sie ihre Gitarre pickt und ihre unglaubliche Stimme von säuselndem, leicht heiserem Raunen bis in ungeahnte Höhen schwellen und wieder zerrinnen lässt. Dabei ist sie völlig bei sich, sie hat die Fähigkeit, ihre Zuhörer:innen ganz mit sich und in ihre Musik hineinzunehmen, man wird zu ihrem Schwingungskörper und vermischt sich mit ihren Wassern.


Vivienne Westwood

© Mike Marsland/WireImage

Ich habe die britische Designerin schon immer verehrt, anfangs für ihre Straßenmode (die wir auf dem norddeutschen Dorf nachschneiderten), für ihre Kompromisslosigkeit und ihren Mut. Aber im Gegensatz zu den meisten Jugendheld:innen, die man irgendwann loslassen muss – weil sie einem nicht mehr entsprechen –, ist uns Vivienne vorausgewachsen. Ihr politisches Engagement für Tiere, bedrohte Völker, für Konsumverzicht, für die Schließung Guantanamos, gegen die Erdölindustrie macht klar, dass ihre Haltung keine Jugendmarotte war, sondern dass sie nach wie vor bereit ist, für ihre Überzeugungen zu kämpfen.


Elena Ferrante

© Corbis via Getty Images

Ich weiß nichts über Elena. Aber das ist es ja gerade, keiner weiß was über sie. Allein für diese Idee bewundere ich die Autorin, die nur unter Pseudonym schreibt.

Für mich ist sie die Meisterin der literarischen Wahrhaftigkeit. Und dabei schreibt sie nicht mal über real existierende Personen. Es passiert – in ihren Worten– „auf jeder Seite etwas Kraftvolles“, ohne dass man genau sagen könnte, was das ist. Man folgt ihren Figuren trotz aller widersprüchlichen Handlungen, und mit dem gleichen Begehren will man wissen, was diese Figuren im Kern antreibt. So, als ob uns die Lektüre etwas über diesen Kern verraten könnte, das wir in unseren eigenen Leben nicht erfahren können.


Romy Schneider

© Gerhard Rauchwetter/dpa

Es hat gedauert bis sie mich gekriegt hat, zu lange hatte sich der „Sissi“-Mythos in meinem damals jugendlichen Gehirn verkantet. Aber als ich begriff, wer sie war, mit welchem Mut sie ihre Befreiung anging, wie sie mit jeder Figur, die sie eroberte, mehr Tiefe und Größe erzeugte und dennoch weiter an sich und der Welt zerbrach, da verfiel ich ihr. Geheimtipp: Bald bringe ich ein Hörspiel über unsere immer noch andauernde und unzerstörbare Liebe heraus. Gänsehaut garantiert!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false