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Liebe zu Chemnitz: Jessy Wellmer und die Band „Blond“.

© rbb/beckground tv

ARD-Doku über Ostdeutsche: Heimat, Hoffnung, Aufgabe

In einer ARD-Doku sucht Jessy Wellmer Antworten auf die Frage: Was steckt hinter dem Frust der Ostdeutschen?

Ingo Zamperoni mehrmals in den USA oder zuletzt in Italien unter Meloni, nun Jessy Wellmer wieder im Osten Deutschlands: Es ist zu einer schönen Gewohnheit der ARD geworden, ihre Vorzeige-Moderatoren auf persönliche Reisen zu schicken und dabei Politik und Gesellschaft erklärt zu bekommen. Über den Erkenntnismehrwert zwischen Haltung, Wohlgefühl und Recherche lässt sich durchaus streiten, eines ist nach der Doku „Hört uns zu! Wir Ostdeutsche und der Westen“ (ARD, 25.5., 20.15 Uhr) festzuhalten: Der Osten ist Heimat, Hoffnung und – Aufgabe.

So das Fazit der „Sportschau“- und zukünftigen „Tagesthemen“-Moderatorin am Ende ihrer 45-minütigen Reportagereise durch die Republik, gehalten in jenem typischen Jessy-Wellmer-Ton aus scheinbarer Naivität und entwaffnend einnehmender Fragetechnik.

Ob Popkultur (die Chemnitzer Indie-Band „Blond“), Sport (Kölns Trainer Steffen Baumgart), Literatur (Bestseller-Autor Dirk Oschmann, „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“), Medien (Jochen Wolff, Ex-Chefredakteur der im Osten sehr erfolgreichen „Super Illu“) oder Politik (Sachsens Ministerpräsident Kretschmer bei Bürgergesprächen) – die in Güstrow geborene Jessy Wellmer sammelt fleißig Stimmen und Stimmungen, um zu verstehen: Was steckt hinter dem Frust der Ostdeutschen?

Auf jeden Fall muss diese Truppe kurz gehalten werden!

Ein Rentner in Sachsen zu den Wahlchancen der AfD in den neuen Bundesländern

Auch auf der Straße. Laut Umfrage fühlen sich 43 Prozent der Ostdeutschen als Bürger zweiter Klasse, abgehängt vor allem auch in Lohnfragen. Das ist heftig. Das will erkundet werden, von Jessy Wellmer – „eine von uns“, könnten diejenigen denken, die in der Doku von „denen da oben“ (Berlin) sprechen. Das öffnet schon mal Schleusen.

Im Gedächtnis haften bleiben denn auch weniger die arrivierten Prominenten, denen der in Rostock groß gewordene Fußballtrainer Baumgart mit „Oststolz“ aus der Seele spricht („ich will mich nicht für meine Kindheit schämen“), sondern jener Motorradschrauber Pierre aus Zeuthen, der bei Wellmers Frage lange überlegen muss, ob er denn ob des Ärgers die AfD wählen würde.

Bei einem Ortstermin in Brandenburg wird es in Sachen AfD-Sympathien vorm Mikro der ARD-Journalistin noch konkreter, recht unverhohlen. Über allem aber, fast am Ende, der Satz eines Rentners beim Bürgergespräch in Sachsen, in Richtung Weidel, Höcke & Co.: „Auf jeden Fall muss diese Truppe kurz gehalten werden!“

Hoffnung, Heimat und Aufgabe: Es dürfte nicht Jessy Wellmers letzter journalistischer Besuch in Ostdeutschland gewesen sein.

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