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Unausgesprochenes aufgestaut: Henriette (Corinna Harfouch, re.) und Tochter Johanna (Karin Hanczewski).

© SWR/Hager Moss Film/Christian Schulz

ARD-Drama: Der Spott des Gemetzels

So schwierig-schwebend kann die Mutter-Tochter-Beziehung sein: Corinna Harfouch und Karin Hanczewski im ARD-Screwball-Drama „Der neue Freund“.

Zwei Frauen, ein Mann, ein Raum, ein ungeheuerlicher Vorwurf, ein Familiengeheimnis: Man kann es sich für einen flotten Primetime-Film einfacher machen als Autor Frédéric Hambalek. Man kann daraus aber auch ein sehenswertes, schwebendes Screwball-Drama hervorzaubern, wie es Regisseur Dustin Loose in „Der neue Freund“ (ARD Mediathek, am 25.10., um 20.15 Uhr im Ersten) hinbekommen hat.

Was auch an den drei Hauptdarstellern liegt. Corinna Harfouch, Karin Hanczewski und Louis Nitsche nehmen uns über 90 Minuten packend mit bei dieser emotionalen Achterbahnfahrt aus toller Liebe, Eifersucht und Mutter-Tochter-Drama.

Wobei der reine Plot zunächst nach Pilcher klingt. Johanna besucht nach langer Zeit ihre verwitwete Mutter Henriette in deren neuem Luxushaus auf dem Land und wird dort mit Henriettes neuem, jungen Freund konfrontiert. Den hält die Tochter kurzerhand für einen Heiratsschwindler hält, sie drückt das auch unverhohlen aus.

Enkelkinder kommen ja nicht. Da habe ich mich ein bisschen umgesehen, im Internet.

Henriette (Corinna Harfouch) zu ihrer Tochter Johanna (Karin Hanczewski) über ihren neuen, 25 Jahre jüngeren Freund..

Wer lügt? Wer liebt? Kammerspielartig tastet sich der Film durch die Verwirrung der Gefühle, macht es dem Zuschauer dabei nicht immer leicht. Was treibt Johanna um: Detektivischer Spürsinn einer kühlen Ärztin (sie ist Herzspezialistin)? Bockiger Trotz wegen Sehnens nach mütterlicher Liebe? Rache für den gestorbenen Vater, dem Johanna nicht allzu sehr nachhängt? Und ist es Henriette mit ihrem 25 Jahre jüngeren Liebhaber ernst, wenn sie ihrer Tochter erklärt: „Enkelkinder kommen ja nicht. Da habe ich mich ein bisschen umgesehen, im Internet.“

Eine Laborsituation. Da werden drei Figuren eingesperrt, und wir sehen dabei zu, was passiert. Ein Nadelstich wird zu Stacheln, aus Unverständnis wird Spott. So richtig sympathisch ist einem dabei keiner. Das kann schief gehen, tut es aber nicht. Der Film hat einiges gewagt und viel gewonnen. Keine einfachen Antworten, die gibt es nicht, schon gar nicht bei guten Filmen. Dafür spitzfindige Dialoge, bezaubernde Tanzeinlagen des erstaunlich kompatiblen Gespanns Harfouch/Hanczewski, Fast-Gemetzel und ein, im wahrsten Sinne des Wortes, finales Spiel mit dem Feuer.

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